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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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können, hatte sie vorausgesehen, und ihr Angebot an Kenneth trug jedem dieser möglichen Einwände Rechnung. Es war für alle Betroffenen nur von Vorteil.
    Jean brauchte sich nur mit Kenneth' Umzug und einer Teilzeitehe einverstanden erklären.
    »Halten Sie sich die Möglichkeiten vor Augen«, wird Mutter zu Kenneth gesagt haben, in der Hoffnung, daß er das gleiche zu Jean sagen würde. »Denken Sie daran, daß Sie eines Tages vielleicht für England spielen werden. Denken Sie an alles, was das für Sie bedeuten könnte.«
    »Mich mit den besten Spielern der Welt zu messen«, wird Kenneth nachdenklich erwidert haben, und sein Blick wird weich und sinnend geworden sein, als er im Geist einen Schlagmann und einen Werfer sah, die sich auf dem Spielfeld von Lord's gegenüberstanden.
    »Reisen, Ruhm, Ansehen. Und Geld.«
    »Das sind doch Luftschlösser.«
    »Nur, wenn Sie nicht so fest an sich glauben, wie ich es tue.«
    »Glauben Sie nicht an mich, Miriam. Ich habe Sie schon einmal enttäuscht.«
    »Sprechen wir nicht von der Vergangenheit.«
    »Es könnte sein, daß ich Sie noch einmal enttäusche.«
    Sie wird ihm flüchtig und ganz leicht die Hand auf den Arm gelegt haben. »Viel schlimmer ist, daß Sie sich vielleicht selbst enttäuschen. Und Jean. Und Ihre Kinder.«
    Den Rest können Sie sich denken. Phase zwei abgeschlossen wie geplant. Kenneth Fleming übersiedelte nach Kent.
    Von Kenneth' Erfolgen brauche ich Ihnen nicht zu erzählen. Die Zeitungen bringen die Story seit dem Mord in allen Details. Unmittelbar nach Kenneth' Tod sagte Hal Rashadam in einem Interview, er habe nie einen Mann gesehen, der »dank Gottes wohltätiger und weiser Hand besser geeignet war, diesen Sport auszuüben«. Kenneth besaß den Körper eines Athleten und eine naturgegebene Begabung. Er wartete nur auf jemanden, der sich darauf verstand, beides in Einklang zu bringen.
    Aber diese Verschmelzung von physischer Ausstattung und Begabung brauchte Zeit. Da reichte es nicht, mit der Mannschaft zu trainieren und zu spielen. Wenn Kenneth sein ganzes Potential verwirklichen wollte, brauchte er ein ganzheitliches Programm, das Ernährung, Krafttraining, Bewegungstraining und Coaching umfaßte. Er mußte sich die besten Spieler der Welt ansehen, wo immer und wann immer sich ihm dazu Gelegenheit bot. Denn er konnte nur Erfolg haben, wenn er wußte, mit wem er es zu tun hatte, und den Gegner übertrumpfte - an Kondition, Können und Technik. Er mußte den doppelten Nachteil von Alter und Unerfahrenheit wettmachen. Und das brauchte, wie gesagt, Zeit.
    Nach Meinung der Boulevardblätter war das Zerbrechen der Ehe von Kenneth Fleming und Jean Cooper vorprogrammiert. Jede Stunde, jeder Tag der Jagd nach dem großen Traum bedeutete für Kenneth Trennung von Frau und Kindern. Das Luftschloß vom Wochenendvater brach zusammen, sobald Kenneth und Jean entdeckten, wieviel Zeit er brauchte, um sich wirklich topfit zu machen, seine Schlagtechnik zu vervollkommnen, den Gegner und andere potentielle Herausforderer der Nationalmannschaft genauestens zu studieren. Soundso oft unternahmen Jean und die Kinder am Wochenende treu und brav die Reise nach Kent, nur um dort zu entdecken, daß der Ehemann und Vater am Samstag in Hampshire sein mußte und am Sonntag in Somerset; und wenn er nicht unterwegs war, um entweder zu spielen, zu üben oder den Gegner zu studieren, trainierte er. Wenn er nicht trainierte, kam er seinen Verpflichtungen der Druckerei gegenüber nach. Die traditionelle Erklärung, könnte man sagen, für die Kluft, die sich zwischen Kenneth und Jean Fleming auftat und immer weiter aufriß, wäre also die Geschichte von der verlassenen, aber immer noch fordernden Frau und dem abwesenden Mann. Aber es steckte mehr dahinter.
    Versuchen Sie, es sich vorzustellen: Zum erstenmal in seinem Leben war Kenneth Fleming allein. Aus dem Haus seiner Eltern war er ins Internat gekommen, und aus dem Internat zurück, hatte er fast sofort geheiratet. Nun erlebte er zum erstenmal die Freiheit. Es war keine Freiheit ohne Verpflichtungen, aber was er tun mußte, um diese Verpflichtungen zu erfüllen, diente unmittelbar der Verwirklichung eines Traums und nicht einzig dem schnöden Broterwerb. Und er brauchte nicht einmal ein schlechtes Gewissen zu haben, daß er versuchte, sich seinen Traum zu erfüllen; seiner Familie konnte dies ja für die Zukunft nur Vorteile bringen. Er konnte sich also zielstrebig und ohne nach links oder rechts zu blicken dem Sport hingeben,

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