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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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problemlos. Woche für Woche fuhr er von montags bis samstags mit der District Line in die Druckerei und zurück.
    Wie dem auch sei, sie standen plötzlich vor mir, genau da, wo ich sie am wenigsten zu sehen erwartete.
    Mutter sprach kein Wort. Dad erkannte mich zuerst nicht. Verständlicherweise. Mein Haar war kurz geschoren und kirschrot mit lila Spitzen gefärbt. Die Kleider, die ich trug, hatte er - abgesehen von den Jeans - vorher nie gesehen.
    Ich war so zugeknallt, daß ich eine Riesenszene hinlegte. Ich riß die Arme in die Höhe wie eine Sängerin, wenn sie das hohe C anpeilt, und kreischte: »Ich glaub, mich tritt ein Pferd. Hey, Freunde, hier sind die Lenden, deren Frucht ich bin.«
    »Was für Lenden?« fragte Barry, legte sein Kinn auf meine Schulter und griff mir mit einer Hand zwischen die Beine.
    Ich lehnte mich an ihn und sagte: »Laß das lieber, Barry. Sonst machst du Mami schrecklich eifersüchtig.«
    »Wieso? Will die auch?« Er stieß mich zur Seite und torkelte auf sie zu. »Kriegst du's nicht regelmäßig?« fragte er und schlug ihr mit einer Hand auf die Schulter.
    Mutter schob Barrys Hand von ihrer Schulter. Sie sah mich an. »Wie tief willst du eigentlich noch sinken?« fragte sie.
    »Mein Gott«, sagte Dad. »Ist das Livie?«
    Mutter nahm seinen Arm. »Gordon!«
    »Nein«, rief er. »Jetzt reicht es. Du kommst mit nach Hause, Livie.«
    Ich zwinkerte ihm grinsend zu. »Geht nicht«, erklärte ich.
    »Muß den beiden hier heute abend noch einen blasen.« Clark trat hinter mich und faßte mir zwischen die Beine. »Hey, das ist geil«, sagte ich. »Vögelst du gern, Daddy?«
    Mutters Mund bewegte sich kaum, als sie sagte: »Gordon! Komm, wir gehen.«
    Ich wischte Clarks Hand weg und ging zu meinem Vater. Ich kraulte ihm die Brust und drückte meine Stirn an ihn. Er stand stocksteif. Ich drehte den Kopf und sah meine Mutter an. »Also, Miriam, bumst er gern?«
    »Gordon«, sagte sie wieder.
    »Er hat mir nicht geantwortet. Warum antwortet er nicht?«
    Ich legte die Arme um seine Mitte und neigte den Kopf nach hinten, um ihn anzusehen. »Vögelst du gern, Daddy?«
    »Gordon, es hat keinen Sinn, mit ihr zu sprechen, wenn sie in so einer Verfassung ist.«
    Die Leute schlugen mittlerweile einen großen Bogen um uns.
    Wie von einem anderen Planeten hörte ich Mutter sagen:
    »Gordon, um Gottes willen ...«
    Plötzlich legten sich heiße Eisen um meine Handgelenke.
    Ich hatte nicht gewußt, daß Dad solche Kraft besaß. Als er meine Arme packte, sie von sich wegriß und mich von sich stieß, spürte ich den Schmerz bis in die Schultern hinauf.
    »He!« rief ich.
    Er trat einen Schritt zurück, holte sein Taschentuch hervor und drückte es sich auf den Mund. Jemand fragte: »Brauchen Sie Hilfe, Sir?«, und ich sah aus den Augenwinkeln Silber blitzen. Der Helm eines Polizeibeamten.
    Ich kicherte. »Die Polizei, dein Freund und Helfer. Hast du ein Glück, Dad.«
    Mutter sagte zu dem Constable: »Danke. Diese drei -«
    »Es ist nichts«, fiel Dad ihr ins Wort.
    »Gordon!« Mutters Stimme war ein einziger Verweis.
    Hier war endlich die Gelegenheit, dieser Höllentochter eine Lektion zu erteilen, die sich gewaschen hatte.
    »Ein Mißverständnis«, sagte mein Vater. »Vielen Dank, Officer. Auf Wiedersehen.« Er schob seine Hand unter den Ellbogen meiner Mutter. »Miriam.«
    Mutter zitterte. Ich sah es daran, wie ihre Perlen im Licht flimmerten. Bevor sie gingen, sagte sie zu mir: »Du bist ein Monster.«
    »Und was ist mit ihm?« schrie ich ihnen nach: »Wir beide wissen's doch, Daddy, stimmt's? Aber mach dir keine Sorgen. Es bleibt unser Geheimnis.«
    Ich hatte ihn erregt, verstehen Sie. Er hatte eine Erektion gehabt. Und ich sah das als einen göttlichen Witz, ich genoß dieses herrliche Machtgefühl. Die Vorstellung, daß er da durch den hell erleuchteten Bahnhof ging und alle Welt die Ausbuchtung in seiner Hose sehen konnte -  Miriam die Ausbuchtung in seiner Hose sehen konnte -, ergötzte mich. Diesem wortkargen, leidenschaftslosen Gordon Whitelaw hatte ich eine Reaktion entlockt. Wenn ich das geschafft hatte, hier, in aller Öffentlichkeit, vor weiß Gott wie vielen Zeugen, dann konnte ich alles. Ich war die personifizierte Allmacht.
    Barry, Clark und ich kamen nie zu der Fete in Brixton. Wir ließen einfach in der Wohnung in Shepherd's Bush unsere eigene Party steigen. Wir hatten genug Stoff für die ganze Nacht, und als es Morgen wurde, meinten Clark und Barry, sie wollten zu mir ziehen. Mir war

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