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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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...« Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar und brachte es nun selbst in Unordnung. »Also, daß es nie einer ohne den anderen tut, verstehst du? Mit dir. Das war die Vereinbarung.«
    »Verstehe. Du meinst, daß ihr immer zusammen mit mir bumst, daß ein Zweier nur geht, wenn der Dritte zuschaut.«
    »Wenn du es unbedingt so formulieren mußt.«
    »Kann man es denn anders formulieren?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Gut. Hauptsache, wir sind uns im klaren, worüber wir reden.«
    Er leckte sich die Lippen. »Okay«, sagte er. »Bis heute abend dann.«
    Ich trat zur Seite, und er ging zur Tür. »Oh, Clark?« Er drehte sich um. »Nur für den Fall, daß du es nicht merkst. Dir läuft die Nase. Wär doch peinlich, wenn du bei deiner Besprechung wie ein Rotzlöffel ausschaust.«
    Ich winkte zum Abschied mit den Fingern, und als sich die Tür hinter Clark geschlossen hatte, ging ich zu Barry. Wir würden ja sehen, wer es wann mit Liv trieb.
    Ich schlug ihm auf den Hintern. Er stöhnte. Ich kitzelte ihn an den Eiern. Er lächelte. Ich sagte: »Komm schon, du Schlafmütze. Wir haben was zu erledigen« und ging in die Knie, um ihn herumzudrehen. Und da fiel mir das Telegramm wieder ins Auge, das neben Barry auf dem Boden lag.
    Erst fegte ich es einfach zur Seite und hockte mich auf den Boden, um Barry zu bearbeiten, aber als mir klar wurde, daß ihn das nicht wecken würde, knurrte ich: »Ach, zum Teufel«, und griff nach dem Telegramm.
    Ich war ungeschickt und zerriß das Blatt mit dem Text, als ich den Umschlag aufriß. Ich las »Krematorium« und »Dienstag« und glaubte im ersten Moment, es handle sich um einen gruseligen Werbebrief eines Bestattungsinstituts. Aber dann sah ich oben das Wort »Vater«, Und nicht weit davon das Wort »Untergrundbahn«. Ich schob die beiden Papierfetzen zusammen und las mit zusammengekniffenen Augen den Text.
    Später - viel später, als zwischen uns alles anders geworden war - erfuhr ich den Rest von ihr. Daß er mit ihr zusammen in der fürchterlichen Meute eingequetscht stand, die sich immer in dem Viereck vor den Türen zusammendrängt; daß er zuerst nicht einmal stürzte, sondern sich mit einem zitternden Seufzer an eine junge Frau lehnte, die glaubte, er wolle sie anmachen, und ihn wegstieß; daß er beim Öffnen der Türen, in South Kensington, als sich das Gedränge auflockerte, auf die Knie sank und dann auf die Seite fiel.
    Man muß den Fahrgästen zugute halten, daß sie Mutter halfen, ihn auf den Bahnsteig hinauszutragen, und jemand rannte los, um Hilfe zu holen. Aber es dauerte mehr als zwanzig Minuten, ehe er im nächsten Krankenhaus ankam, und wenn es überhaupt irgendwann möglich gewesen wäre, ihn zu retten, so war dieser Moment längst vorbei.
    Die Ärzte sagten, es sei schnell gegangen. Herzversagen. Möglicherweise war er schon tot gewesen, als er zu Boden glitt.
    Aber, wie ich schon sagte, das alles erfuhr ich erst viel später. In diesem Moment wußte ich nur das wenige, aber Eindeutige, was das Telegramm enthielt, und die Fülle dessen, was zwischen den Zeilen stand.
    Ich weiß noch, daß ich dachte: Du gemeines Luder! Du ekelhafte Kuh! Mir war heiß, und mir war übel. Mein Kopf glühte. Ich mußte handeln. Sofort. Ich packte Barry bei den Haaren und riß seinen Kopf in die Höhe.
    Lachend schrie ich: »Wach auf, du Schwachkopf. Wach auf. Los, verdammt noch mal, wach auf!« Er stöhnte. Ich rammte seinen Kopf ins Sofa, rannte in die Küche, füllte einen Topf mit Wasser. Es schwappte mir auf die Füße, als ich den Topf ins Wohnzimmer zurücktrug und dabei die ganze Zeit brüllte: »Los, auf! Auf!« Ich riß Barry am Arm, und sein Körper rutschte zu Boden. Ich drehte ihn um und übergoß ihn mit Wasser. Seine Augen öffneten sich mit flatternden Lidern. »He!« stammelte er. »Was soll das?« Und das reichte mir.
    Ich stürzte mich auf ihn. Ich kratzte und boxte. Seine Arme schlugen wie Windmühlenflügel durch die Luft, und er rief:
    »Was, zum Teufel?« und versuchte, mich festzuhalten, aber er war immer noch zu schlapp.
    Ich lachte, dann kreischte ich. »Ihr dreckigen Schweine!«
    Er murmelte: »He, Liv!« und robbte auf dem Bauch davon.
    Ich ließ ihn nicht fort. Ich hockte mich rittlings auf ihn, schlug ihn, biß ihn in die Schulter und kreischte immer wieder: »Ihr alle beide! Ihr Schweine. Ihr wollt es. Wollt ihr es, hm?«
    »Was soll das heißen?« schrie er wieder.
    Ich packte die Flasche mit dem Körperöl, die neben den Tellern von unserem

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