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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Abendessen auf dem Boden lag. Ich schlug Barry damit auf den Kopf. Sie zerbrach nicht. Ich schlug ihn in den Nacken, dann auf die Schultern. Und schrie dabei ununterbrochen. Und lachte und lachte. Er schaffte es, sich auf die Knie zu erheben. Ich landete noch einen kräftigen Schlag, ehe er mich wegschleuderte. Ich stürzte vor dem offenen Kamin zu Boden, wo ich den Schürhaken packte. »Ich hasse dich! Nein! Euch beide! Dreck seid ihr. Widerliches Pack.« Und bei jedem Wort schwang ich den Schürhaken.
    Barry schrie: »Um Gottes willen« und rannte ins Schlafzimmer. Er knallte die Tür zu. Ich donnerte mit dem Schürhaken dagegen und spürte, wie das Holz splitterte. Als mir die Schultern so weh taten, daß ich den Schürhaken nicht mehr in die Höhe schwingen konnte, warf ich ihn in den Flur und rutschte an der Wand hinab zu Boden.
    Dann begann ich endlich zu weinen.
    Nach ein, zwei Minuten öffnete sich vorsichtig die Tür. Ich hielt den Kopf auf die Knie gesenkt und sah nicht auf. Ich hörte Barry »Verrücktes Luder« murmeln, als er an mir vorbeischlich. Dann sprach er draußen im Treppenhaus mit irgendwelchen erregten Leuten. Ich hörte »Meinungsverschiedenheit« und »jähzornig« und »Mißverständnis« und schlug dabei mit dem Kopf schluchzend gegen die Wand.
    Dann rappelte ich mich hoch und tobte wie eine Rasende durch die Wohnung. Was zerbrechlich war, zerbrach ich. Ich schleuderte Teller gegen die Schränke und Gläser an die Wände und Lampen auf den Boden. Wo Stoff war, zerfetzte und zerschnitt ich ihn. Die wenigen Möbelstücke, die wir hatten, stieß ich um und demolierte sie, so gut ich eben konnte. Am Ende fiel ich auf die durchgelegene, fleckige Matratze unseres Betts und rollte mich wie ein Embryo zusammen.
    Aber sofort mußte ich an Dad denken. Und an die Szene in Covent Garden ... Ich konnte es mir nicht leisten, nachzudenken. Ich mußte hinaus. Ich mußte das alles hier hinter mir lassen. Fliegen mußte ich. Ich brauchte Power. Hauptsache, es half mir, hier wegzukommen, raus aus diesen Wänden, die immer näher rückten, und dem Dreck und dem Gestank. So ein Quatsch, zu glauben, Shepherd's Bush hätte mir irgendwas zu bieten, wo da draußen eine ganze Welt nur darauf wartete, von mir erobert zu werden.
    Ich ging und kehrte nie zurück. Die Wohnung hätte mich an Clark und Barry erinnerte. Und Clark und Barry hätten mich an Dad erinnert. Da war es schon besser, sich Stoff zu besorgen. Pillen zu schlucken. Irgendeinen Kerl mit fettigem Haar aufzureißen, der die Kohle für eine Flasche Gin spendierte, weil er hoffte, mich dann hinten in seinem Wagen vernaschen zu können.
    Von Shepherd's Bush aus arbeitete ich mich langsam nach Notting Hill vor, wo ich eine Weile in der Ladbroke Road herumkroch. Ich hatte nur zwanzig Pfund bei mir - kaum genug Geld, um zu erreichen, was ich wollte -, und darum war ich auch nicht so betrunken, wie ich es mir gewünscht hätte, als ich schließlich in Kensington ankam. Aber ich war betrunken genug.
    Ich hatte mir überhaupt nicht überlegt, was ich tun würde. Ich wollte nur ihr Gesicht noch einmal sehen, um es anzuspucken.
    Ich torkelte durch die Straße mit den adretten Häusern mit ihren Säulen und weißen Spitzenvorhängen in den Erkerfenstern und blieb schließlich direkt gegenüber der glänzenden Haustür stehen. Ich lehnte mich an ein geparktes Auto, eine alte »Ente«, und sah blinzelnd zur Treppe hinüber. Ich zählte die Stufen. Sieben. Sie schienen sich zu bewegen. Aber vielleicht lag das auch an mir. Die ganze Straße schien auf merkwürdigste Weise zu kippen. Ich begann, gleichzeitig zu schwitzen und zu frösteln. Mir drehte sich der Magen um.
    Ich übergab mich auf die Kühlerhaube des Autos. Dann auch noch auf den Bürgersteig und in den Rinnstein.
    Was dachte ich in diesem Moment? Das frage ich mich heute noch. Vielleicht glaubte ich, man könnte sich aus einer unauflösbaren Verstrickung ganz einfach dadurch befreien, daß man sie auf die Straße spie.
    Heute weiß ich, daß dem nicht so ist. Es gibt wirksamere und dauerhaftere Mittel, eine Bindung zwischen Mutter und Kind zu lösen.
    Als ich wieder stehen konnte, wankte ich den Weg zurück, den ich gekommen war. Ich dachte unentwegt: du Luder, du Hexe, du Ziege. Sie gab mir die Schuld an seinem Tod. Sie hatte mich auf die wirksamste Weise bestraft, die sie sich hatte ausdenken können. Nun, auch ich konnte Schuld zuweisen und Strafe erteilen. Wir würden ja sehen, dachte ich, wer es besser

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