07 - Asche zu Asche
windiger Abend?« meinte Lynley.
»Oder dem Raucher zitterten die Hände«, versetzte sie trocken. Sie wies zum vorderen Teil des Hauses, in Richtung Water Street. »Wir neigen zu der Auffassung, daß die Person, die hier über den Zaun und die Hecke geklettert ist, an der Koppel entlang der Straße herkam. Da ist leider alles voll Gras und Klee, so daß keine Abdrücke zu finden waren, aber diese Vermutung erscheint mir einleuchtender als die Annahme, daß jemand sich durch die Auffahrt hereingeschlichen hat und nach hinten gerannt ist, um sich hier zu verstecken und erst einmal zu beobachten, was vorging. Ich meine, die Anzahl der Zigaretten läßt ja wohl darauf schließen, daß wir es mit einem Beobachter zu tun hatten, meinen Sie nicht?«
»Aber nicht unbedingt einem Mörder?«
»Höchstwahrscheinlich auch mit einem Mörder. Der erst Mut fassen mußte.«
»Oder einer Mörderin?«
»Oder einer Mörderin. Ja. Natürlich. Es könnte auch eine Frau gewesen sein.« Ihr Blick schweifte zum Haus, als Barbara Havers und Miriam Whitelaw aus der Küchentür traten. »Die Sachen liegen alle im Labor - Fasern, Streichhölzer, Zigarettenkippen, der Abguß des Fußabdrucks. Heute nachmittag müßten wir erste Resultate bekommen.« Ihr kurzes Nicken sagte Lynley, daß damit die dienstliche Auskunftserteilung beendet war. Sie setzte sich in Bewegung, um zum Haus zurückzugehen.
»Inspector Ardery!« rief Lynley.
Sie blieb stehen und drehte sich um. Ihre Haarspange rutschte, und sie schob sie mit einer Grimasse hoch. »Ja?«
»Vielleicht haben Sie einen Moment Zeit, um sich anzuhören, was meine Mitarbeiterin zu berichten hat. Mir ist Ihre Meinung wichtig.«
Wieder bedachte sie ihn mit einem dieser unangenehm direkten, musternden Blicke. Ihm war klar, daß er bei der Musterung nicht gut abschneiden würde. Sie wies mit einer Kopfbewegung zum Haus. »Wenn ich ein Mann wäre, hätten Sie sich dann vorhin genauso verhalten?«
»Ich glaube, ja«, antwortete er. »Aber ich hätte es wahrscheinlich taktvoller und unauffälliger getan. Ich entschuldige mich, Inspector. Das war nicht in Ordnung.«
Ihr Blick hielt ihn fest. »Stimmt«, sagte sie ruhig.
Gemeinsam gingen sie danach Barbara Havers entgegen. Miriam Whitelaw blieb auf der Terrasse, wo sie sich an den Korbtisch gesetzt hatte. Sie hatte ihre dunkle Brille wieder aufgesetzt und schien zur Garage hinüberzublicken.
»Von ihren Sachen scheint nichts zu fehlen«, berichtete Barbara ihnen leise. »Abgesehen von dem Lehnstuhl im Eßzimmer ist alles so wie beim letzten Mal, als sie hier war.«
»Und wann war das?«
Sie warf einen Blick in ihre Notizen. »Am achtundzwanzigsten März. Weniger als eine Woche vor Gabriella Pattens Einzug. Sie sagt, die Kleider oben gehören alle Gabriella. Und die Koffer im zweiten Schlafzimmer gehören auch Gabriella. Von Fleming ist nichts im Haus.«
»Er scheint also nicht die Absicht gehabt zu haben, über Nacht zu bleiben«, sagte Isabelle Ardery.
Lynley dachte an die Futternäpfe der Katzen, die Silk-Cut-Zigaretten, die Kleider. »Und sie scheint nicht die Absicht gehabt zu haben, wegzufahren. Ich meine, sie hatte es nicht langfristig geplant.« Den Blick auf das Haus gerichtet, fuhr er nachdenklich fort: »Sie hatten einen heftigen Streit. Mrs. Patten packt ihre Handtasche und läuft in die Nacht hinaus. Unser Beobachter an der Buchsbaumhecke packt die Gelegenheit beim Schopf -«
»Oder Beobachterin«, warf Isabelle Ardery ein.
Lynley nickte. »- und schleicht zum Haus. Er geht hinein. Er ist gut vorbereitet gekommen, es dauert also nicht lang. Er zündet seine kleine Vorrichtung an, schiebt sie in die Lehnstuhlritze und verschwindet wieder.«
»Wobei er hinter sich absperrt«, bemerkt Isabelle Ardery.
»Und das heißt, daß er bereits von Anfang an einen Schlüssel hatte.«
Barbara schüttelte entschieden den Kopf. »Mir scheint, ich hab da was nicht mitbekommen. Ein Beobachter? Was für ein Beobachter?«
Lynley berichtete, während sie über den Rasen zu Miriam Whitelaw gingen. Sie hatte, wie die anderen, ihre Einmalhandschuhe noch nicht wieder abgelegt, und ihre Hände wirkten seltsam künstlich, wie sie da so weiß und gefaltet in ihrem Schoß lagen. Er fragte sie, wer alles Schlüssel zum Haus habe.
»Ken hatte einen«, antwortete sie nach einem Moment des Überlegens. »Gabriella.«
»Sie selbst?«
»Gabriella hatte meinen.«
»Und gibt es noch andere Schlüssel?«
Miriam Whitelaw hob den Kopf und sah Lynley direkt
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