07 - Asche zu Asche
die Direktheit, mit der ihre Augen seinen Blick suchten. Er erkannte, daß er ihre Theorien aus dem gleichen Grund in Frage stellte, aus dem er sich bemüßigt gefühlt hatte, das Haus genauestens zu inspizieren, um sich zu vergewissern, daß nichts übersehen worden war. Das, was hinter seiner Skepsis steckte, gefiel ihm gar nicht. Der reine männliche Chauvinismus. Wenn Helen wüßte, daß er Schwierigkeiten hatte, eine Frau zu respektieren, die den gleichen Dienstgrad wie er hatte, würde sie ihm so gründlich die Meinung sagen, wie er es verdiente.
»Sie haben etwas entdeckt«, meinte er.
Wie schön, daß Sie es geschafft haben, wenigstens das zu folgern, antwortete ihr Blick. »Kommen Sie mit«, sagte sie kurz.
Er folgte ihr verdrossen zum Ende des Gartens, der durch einen Zaun in zwei Zonen geteilt war. Die eine, etwa zwei Drittel der Fläche, wurde von Rasen, Blumenbeeten, einem Pavillon, einem Vogelhäuschen samt Vogelbad und einem kleinen Seerosenteich eingenommen. Die andere bestand aus einem Streifen Rasen mit mehreren Birnbäumen und einem Komposthaufen. Zu diesem, dem hinteren, Teil des Gartens führte Isabelle Ardery Lynley, in die Nordostecke, wo eine Buchsbaumhecke die Grenze zur anschließenden Koppel bildete. Die Koppel selbst war mit Draht eingezäunt, der von Holzpfosten zu Holzpfosten gespannt war.
Mit einem Bleistift, den sie aus ihrer Tasche nahm, wies Isabelle Ardery auf den Pfosten gleich auf der anderen Seite der Buchsbaumhecke. »Hier, am oberen Ende des Pfostens, haben wir sieben Fasern gefunden. Eine weitere hing am Draht. Sie waren blau. Möglicherweise Denim. Und hier, Sie können es noch sehen, obwohl er ziemlich schwach ist, war ein Fußabdruck. Direkt unter der Hecke.«
»Was für eine Art von Schuh?«
»Das wissen wir im Moment noch nicht. Runde Kappe, dicke Sohle, deutlich abgehobener Absatz. Die Sohle hatte ein ziemlich ausgeprägtes Profil. Der Abdruck stammt vom linken Fuß. Tief eingedrückt, als wäre jemand vom Zaun in den Garten gesprungen und mit dem ganzen Gewicht auf dem linken Fuß gelandet. Wir haben einen Abdruck gemacht.«
»Waren noch andere Abdrücke da?«
»In dieser Ecke nichts, was der Rede wert gewesen wäre. Ich habe zwei Constables losgeschickt. Vielleicht finden die noch etwas. Aber einfach wird es nicht werden. Seit dem Abend des Todes ist viel Zeit vergangen. Wir können ja nicht einmal sicher sein, daß dieser Fußabdruck mit den Ereignissen am Mittwoch abend überhaupt etwas zu tun hat.«
»Immerhin, es ist ein Anfang.«
»Ja, der Meinung bin ich auch.« Sie deutete nach Südwesten und erklärte, daß es etwa neunzig Meter vom Haus entfernt eine Quelle gebe. Sie ergoß sich in einen Bach, an dem ein öffentlicher Fußweg entlangführte. Dieser Pfad wurde von den Einheimischen häufig benutzt, da er in das etwa zehn Gehminuten entfernte Lesser Springburn führte. Obwohl der Weg vom welken Laub des vergangenen Herbstes und dem frischen Gras dieses Frühjahrs praktisch verdeckt war, gab es hier und dort -besonders bei den Drehkreuzen - Stellen blanker Erde. An diesen Stellen würden Fußabdrücke zu sehen sein, aber da zwischen dem Eintritt des Todes und der Entdeckung des Leichnams mehr als ein Tag vergangen war, waren Abdrücke, die zu dem einen unter der Hecke paßten, wenn überhaupt vorhanden, inzwischen wahrscheinlich von anderen überdeckt.
»Sie glauben also, daß jemand von Lesser Springburn zu Fuß zum Haus gekommen ist?«
Es sei eine Möglichkeit, meinte sie.
»Jemand von hier?«
Nicht unbedingt, entgegnete sie. Aber jemand, der wußte, daß es diesen Fußweg gab. Er war in Lesser Springburn nicht besonders gut ausgeschildert. Er begann hinter einer Wohnsiedlung und verlor sich sehr bald in einer Apfelplantage. Man mußte den Weg also schon kennen und wissen, was man suchte, um diese Route einschlagen zu können. Natürlich könne sie nicht mit Sicherheit sagen, daß dies wirklich der Weg sei, den der Mörder gewählt hatte, aber einer ihrer Leute frage derzeit im Dorf herum, ob vielleicht am Mittwoch abend jemand etwas auf dem Fußweg beobachtet oder in der Umgebung ein fremdes Fahrzeug bemerkt habe.
»Hier fanden wir außerdem mehrere Zigarettenkippen.« Sie wies auf den Boden unter der Hecke. »Insgesamt waren es sechs, und sie lagen dicht beisammen. Nicht ausgetreten. Man hatte sie einfach von selbst ausgehen lassen. Streichhölzer waren auch da. Achtzehn Stücke. Aus einem Heftchen. Keine Haushaltshölzer.«
»War wohl ein
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