07 - Die Angel Chroniken 2
hatten.
4. KAPITEL
Obwohl Ethan's Costume Shop heruntergekommen wirkte und muffig roch, gab es dort jedes Kostüm, das man sich nur vorstellen konnte.
Heute war es in dem Laden brechend voll. Ein Haufen von Kids wühlte an Ständern und in Regalen, suchte in Kisten und Kästen nach dem perfekten Halloweenkostüm. Das Angebot schien unerschöpflich.
Buffy lief zwischen endlosen Reihen von Kleidern, Hüten und Masken herum und suchte nach etwas Passendem. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte kaum die richtige Laune für Halloween aufbringen. Mechanisch drängte sie sich durch die aufgeregten Teenager und wünschte nur, Halloween möge dieses Jahr abgesagt werden. Am besten wäre es, wenn sie im Bett bleiben könnte.
Sie blickte auf, als Willow auf sie zukam, und versuchte, wenigstens ein bißchen Begeisterung zu zeigen. „Was hast du denn gefunden?"
„Einen zeitlosen Klassiker", sagte Willow voller Stolz.
Buffy schaute zu, wie Willow ein Kostüm aus der Verpackung zog. Auf dem Schild stand ,Gräßliches Gespenst', und das Foto zeigte einen Menschen in einem langen weißen Geisterlaken, mit leeren Augenhöhlen und einem gespenstischen Grinsen. Auf der Brust prangte ein aufgedrucktes ,Buh!'.
Buffy unterdrückte nur mühsam ein Grinsen. „Willow, darf ich dir einen freundschaftlichen Rat geben?"
Willow sah sie besorgt an. „Ist es nicht gruselig genug?"
„Doch! Es geht nur darum, daß du nie irgendwelche Aufmerksamkeit bekommen wirst, wenn du dich immer versteckst", versuchte Buffy ihr zu erklären. „Du hast einfach den Sinn von Halloween nicht kapiert."
„Daß man umsonst Bonbons kriegt?" erkundigte sich Willow.
„Halloween ist die Nacht, in der man eben nicht in seinem normalen Outfit erscheint. Es ist die Chance für ein Mädchen, sexy zu sein und über die Stränge zu schlagen, ohne daß es ein Nachspiel hat.” „Ich kann nicht über die Stränge schlagen”, entgegnete Willow. „Für mich klingt das total bescheuert.”
„Du könntest, wenn du wolltest, Will”, widersprach Buffy mit Nachdruck. „Du hast bloß nicht den Mut...”
Sie brach ab, als Xander herüberkam. Buffy merkte sofort, daß er immer noch wütend auf sie war. Willow packte die Gelegenheit beim Schöpf und wechselte das Thema.
„Hey, Xander. Was hast du denn ergattert?”
Xander öffnete die Einkaufstüte und zog ein orangefarbenes Maschinengewehr aus Plastik heraus.
„Aber das ist doch kein Kostüm”, belehrte ihn Buffy.
„Ich hab' noch ein paar Sachen aus dem Army-Secondhandshop zu Hause”, erklärte Xander. Und in einer kläglichen Nachahmung von Schwarzenegger fügte er hinzu: „Nenn mich den König des Zweidollarkostüms, Baby.”
Buffy holte tief Luft und wagte sich an das heikle Thema:
„Hey, Xander, wegen heute morgen. Es tut mir echt leid ...”
„Was kümmert es dich noch, Buffy? Ich versuch's zu vergessen.” „Ich verspreche dir, von jetzt an kannst du dich verprügeln lassen, von wem du willst.”
Xander überlegte kurz. Er konnte nie lange auf jemanden böse sein. „Danke”, sagte er schließlich. „Okay. Und ehrlich gesagt, glaube ich schon, daß ich den ...”
Er brach mitten im Satz ab, als er merkte, daß Buffys Aufmerksamkeit von etwas ganz anderem gefesselt wurde.
„Hallo?” Er stieß Buffy an. „Das war unsere rührende Versöhnung, die du da gerade so schnöde unterbrochen hast.”
„Sorry”, murmelte Buffy. „Es ist bloß .. . guckt euch das da hinten an!”
Xander und Willow drehten sich um. Sie folgten Buffys Blick zur Rückwand des Ladens.
Eine Schaufensterpuppe war mit einem eleganten roten Kleid im Stil des 18. Jahrhunderts bekleidet. Die Robe floß in reichen Satin-und Spitzenfalten bis zum Boden. Der Rock hatte vorne einen schmalen rosafarbenen Besatz, umrahmt von kleinen, zierlich geknüpften Schleifen. Zarteste Spitze betonte den tiefen, rechteckigen Ausschnitt und fiel in Kaskaden von den Ärmeln herab.
Willow schnappte nach Luft.
Das Kleid sah genauso aus wie das in den Wächtertagebüchern.
Buffy schien wie hypnotisiert. Ohne den Blick abzuwenden, ging sie langsam auf das Kleid zu. Willow und Xander folgten ihr.
„Es ist sagenhaft", flüsterte Willow, doch Xander schüttelte nur den Kopf. „Viel zu üppig. Mir gefallen Frauen in Stretch besser."
Buffy blieb vor dem Kleid stehen. Sie wollte es gerade vorsichtig berühren, als plötzlich ein Mann aus dem Hinterzimmer trat und auf sie zukam.
Ethan Rayne war der Ladeninhaber. Ein großer,
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