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07 - Ein Grab im Dschungel

07 - Ein Grab im Dschungel

Titel: 07 - Ein Grab im Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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zeigte es nicht, aber innerlich war er ganz kribbelig. Diese Schwertspitze passte ebenfalls ins Bild und bestätigte sein Bauchgefühl, dass er hier einer vergessenen Wahrheit auf der Spur sein könnte.
    »Und … haben Sie schon eine Ahnung, was es mit diesem eingeprägten Symbol auf sich hat?«, fragte Abigail weiter.
    Tom fuhr mit den Augen die in das dunkle Metall gravierten Linien nach.
    »Das könnte Teil einer Rune sein«, meinte er. »Leider ist sie nicht vollständig.«
    »Sie können also nichts darüber sagen?« Abigail klang enttäuscht, und es hörte sich nicht gespielt an. Das kränkte Tom ein wenig in seiner Berufsehre.
    »Da es sich um eine Schwertspitze handelt, ist anzunehmen, dass die Rune für Kraft oder Mut steht. Es könnte auch das Symbol eines Gottes sein, dessen Segen auf die Klinge herabbeschworen werden sollte.« Er schüttelte den Kopf. Auf das dünne Eis der Spekulation begab er sich höchst ungern. Deshalb ergriff er die Gelegenheit, das Thema zu wechseln.
    »Warum wurde dieser Alligator eigentlich erlegt?« So hatte es jedenfalls in der Zeitschrift gestanden. Tom hoffte, dass Methusalem nicht schlicht an Altersschwäche gestorben war – das hätte seiner Idee, was hinter dem biblischen Alter des Tieres stecken könnte, das Fundament zerstört.
    »Weil er einen Jungen gefressen hat.«
    Die Antwort kam von der Tür her, und gegeben wurde sie von einem Mann mit knarzend trockener Stimme.
    Tom drehte sich um.
    In der offenen Tür stand ein Mann von schwer schätzbarem Alter; er konnte vierzig sein, aber ebenso gut schon sechzig, war von sehniger Statur, trug Jeans, Stiefel und eine Khakijacke mit einem Dutzend Taschen.
    »Ich habe keine menschlichen Überreste im Magen des Tieres gefunden«, versetzte Dr. McNeill, und Tom fragte fast im gleichen Atemzug: »Was für einen Jungen?«
    Der Mann in der Khakijacke kam näher. Hinter ihm klappte die Tür zu und schwang noch ein paarmal hin und her. Als hätte ein Revolvermann einen Saloon betreten.
    »Das ist Red Oquendo«, stellte Abigail den Mann vor.
    »Freut mich.« Tom nickte grüßend und nannte seinen Namen.
    Red Oquendo schüttelte ihm die Hand. Dem Mann standen die spanischen Vorfahren ins kantige Gesicht geschrieben. Und dazu noch eine Spur Clint Eastwood.
    »Ich hab einen Jungen gesehen, der von diesem Alligator«, Red Oquendo wies auf den langen Seziertisch, »durch den Sumpf gejagt wurde. Ich bin hinterher und hab von dem Jungen keine Spur mehr gefunden. Einen Menschenfresser kann ich da draußen nicht gebrauchen …«
    »Red ist Ranger im Everglades-Nationalpark«, warf Abigail ein.
    »… und da hab ich kurzen Prozess gemacht.«
    Tom hätte jetzt damit gerechnet, dass Oquendo mit ausgestrecktem Daumen und Zeigefinger eine Schieß-Geste machen würde. Tat er aber nicht. Vielleicht war der Mann doch nicht der Typ, für den er ihn auf den ersten Blick gehalten hatte.
    »Was ist mit diesem Jungen passiert, wenn er nicht gefressen wurde?«, hakte Tom nach.
    »Ich hab nicht gesagt, dass er nicht gefressen wurde«, erwiderte der drahtige Park-Ranger.
    Tom sah fragend zu Abigail. Sie zuckte die Schultern. »Ich sage nur, ich habe keine Beweise dafür gefunden. Vielleicht hat das Tier den Jungen getötet und nicht gleich gefressen. Alligatoren sind dafür bekannt, dass sie sich Vorräte anlegen.«
    »Gibt es denn keine Vermisstenmeldung?«
    Red Oquendo schüttelte knapp den Kopf. »Nope.«
    »Das ist doch merkwürdig, oder?«, meinte Tom. Aus irgendeinem Grund ließ ihm die Sache keine Ruhe. Warum? Er rieb sich über die Nase.
    »Yep.« Das war Oquendos ganze Antwort auf Toms Frage. Der Ranger wandte sich an Abigail: »Fertig, Doc?«
    Sie schien einen Moment lang überlegen zu müssen, was er meinte, dann nickte sie.
    »Oh … ja, ja. Wir können gleich aufbrechen.« Zu Tom sagte sie: »Red begleitet mich in die Everglades, zu der Stelle, wo er den Alligator erlegt hat. Ich möchte versuchen herauszufinden, ob es dort noch weitere so alte Tiere gibt. Entschuldigen Sie, dass ich Sie so abrupt rausschmeißen muss …«
    »Müssen Sie doch gar nicht«, unterbrach Tom sie. Er versuchte die unerwartete Gelegenheit zu nutzen. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite?«
    »Na ja … kann aber sein, dass wir zwei, drei Tage unterwegs sind.«
    »Kein Problem.« Tom breitete die Arme aus. »Ich habe mir ohnehin ein paar Tage freigenommen, und ohne Schlafsack gehe ich nie auf Reisen.«
    »Also gut, ich habe nichts dagegen«, sagte

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