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07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff

07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff

Titel: 07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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vielleicht sogar die Hinrichtung bedeuten. Da Sie aus Versehen in mein Netz gerieten, haben Sie mir keine andere Wahl gelassen als Sie auszulöschen. Glauben Sie mir: Ich bedaure das tief. Denn Sie sind mir nicht nur persönlich sympathisch, ich habe auch außerordentlich stark die Art und Weise bewundert, mit der Sie meine Einrichtungen abgebaut haben. Es ist bedauerlich, daß so viele Talente in der Blüte ihrer Jahre vernichtet werden müssen. Aber sehen Sie: Wenn Ihnen erst einmal klargeworden ist, daß einer von uns beiden draufgehen muß, so werden Sie auch verstehen, daß ich Ihren Untergang dem meinen vorziehe.«
    »Das ist logisch", erkannte Lennet diese Beweisführung an,
    »Ich vermute, daß Sie unserem Konsul in Paris nie begegnet sind, und daß Sie ihn lediglich ins Spiel brachten, als Ihnen klar wurde, daß Ihre Scherze Sie teuer zu stehen kommen würden.«
    »Sie haben vollkommen recht.«
    »Junger Mann", sagte der Direktor, und in seinem Ton klang etwas Feierlichkeit mit, »nehmen Sie mein herzliches Beileid entgegen.« Er erhob sich, nahm eine Art Habachtstellung ein, gab El Jefe ein Zeichen, und dieser stellte sich hinter Lennets Sessel.
    Die großen behaarten Hände des Malers legten sich um den Hals des Geheimagenten.
    Bisher hatte Lennet noch niemals in seiner Karriere so blitzschnell nachdenken müsen. Jetzt aber war der Fall eingetreten: Ein paar Tatsachen schlossen sich in seinem Gehirn zu einem Gefüge zusammen, eine Beschreibung, ein Name, eine Information von der Zentrale...
    »Halt, meine Herren", sagte Lennet. »Ich finde, daß es ein bißchen leichtsinnig ist, mich umzubringen. Hat der gewisse kleine Koffer, den Sie in meinem Zimmer öffnen wollten und der dann so schrill läutete, Sie nicht auf gewisse Gedanken gebracht, Herr Ramon Lopez?«
    »Es ist natürlich der Koffer eines Geheimagenten", sagte der Direktor, ohne mit der Wimper zu zucken. »Wenn ich daran denke, wie alt Sie sind, so glaube ich, daß Sie ihn jemandem gestohlen haben. Und ich werde ihn mir holen, wenn Sie verschwunden sind. Ich werde ihn als kleine Entschädigung betrachten für den Ärger, den Sie mir verursacht haben.«
    »Warum haben Sie nicht gefragt, woher er stammt?«
    »Ich habe es mir zum Prinzip gemacht, niemals meine... hm... meine Kunden auszufragen.«
    »Manchmal kann es unklug sein, wenn man nicht mehr von seinen Prinzipien herunterkommt. Dieser Koffer ist mein Koffer, und er wurde mir von meiner Dienststelle übergeben.«
    »Ihrer Dienststelle?«
    »Ich bin einer der unerfahrensten Offiziere der Spionageabwehr", log Lennet. »Ich habe hier auf Ibiza - zusammen mit einigen Kameraden - einen Auftrag. Meine Vorgesetzten wissen, wo ich mich befinde. Und wenn ich dieses Haus nicht bis sieben Uhr lebend verlassen habe, wird Ihre Organisation bei den spanischen Behörden angezeigt.«
    »Er versucht zu bluffen", grunzte El Jefe.
    »Höchstwahrscheinlich", sagte der Direktor und nickte. »Und was können Ihrer Meinung nach Ihre Kameraden anzeigen? Daß wir Sie umgebracht haben? Ich werde es einfach bestreiten. Und was meine Fluchthilfe-Organisation angeht davon hat niemand eine Ahnung!«
    »Mein Herr, Sie machen den Fehler, uns zu unterschätzen", antwortete Lennet. »Ich weiß sehr gut, daß Sie meine Leiche verschwinden lassen können, und auch, daß Sie abstreiten werden, mich ermordet zu haben. Aber darum handelt es sich gar nicht. Wenn ich um sieben Uhr nicht frei bin, wird zwei Stunden später der Justizminister in Madrid eine vollständige Akte über Ihre Organisation erhalten, mit allen Namen, Decknamen und Fotos der Mitglieder. Mit dem Telegrafieren ist es nicht weit her in Spanien. Deshalb wird es bis Mitternacht, vielleicht sogar bis ein Uhr dauern, bis Ihr Haus von der Gardia Civil umstellt sein wird. Und danach, wie Sie so schön sagen: Das Gefängnis, der Ruin, vielleicht die Hinrichtung. Finden Sie nicht, daß Sie damit das Vergnügen, mich durch El Jefe erdrosseln zu lassen, etwas teuer bezahlen?«
    »Er blufft immer noch", sagte der Maler und schloß die Finger enger um Lennets Hals.
    »Einen Augenblick", sagte Lennet. »Ich bin französischer Offizier. Wenn Sie politischen Gefangenen zur Flucht verhelfen, so ist mir das egal; ich bin kein Politiker. Wenn Sie sich mit normalen Strafgefangenen beschäftigen, so interessiert mich das genausowenig; ich bin kein Polizist. Meine Aufgabe besteht lediglich darin, den britischen Konsul zu überwachen. Was Sie betrifft - Sie können ruhig Ihr kleines

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