07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff
Monaten hergekommen und du hast das Unglück mitgebracht. Du hast es darauf angelegt, mir zu gefallen, und ich hatte bald keine Geheimnisse mehr vor dir. Als ich dir gesagt habe, daß mein Vater in der Informationsbeschaffung tätig ist und daß er bald blind sein würde, hast du dich noch mehr angestrengt und dann vorgeschlagen, daß wir die Sache auf unsere Rechnung weiterführen. Verrückt wie ich war, habe ich zugestimmt.«
»Und was ist seit meiner Ankunft passiert?« fragte Lennet.
»Als der französische Leutnant ankam, bist du kopflos geworden, erinnerst du dich? Du wußtest gut, daß jeden Tag eine Untersuchung durch den FND stattfinden konnte. Und diese Geschichte mit dem japanischen Unterseeboot schien dir nichts Gutes zu verheißen. So hast du mir befohlen, die Bekanntschaft des Franzosen zu suchen, um herauszufinden, was er wirklich hier wollte. Zuerst sollte ich ihn ein bißchen hinhalten, dann sollte ich ihn so oft wie möglich treffen, bis ich herausgefunden hätte, was hinter ihm steckt.
Als der Leutnant uns zusammen in unserem Haus überraschte, hast du dich ganz schön erschrocken. Stimmt's? Auch der englische Konsul hat dich beunruhigt. Ich mußte mich an ihn heranmachen und so tun, als wüßte ich eine Menge über die Geheimnisse von Ibiza. Und außerdem mußte ich ihm auch noch etwas von Pepitos Versteck erzählen.
Dann hat der Leutnant mich zum Essen eingeladen und hat mich einfach warten lassen. Ich war wütend. Aber deinetwegen habe ich so getan, als mache es mir gar nichts aus. An diesem Abend war er in unserem Haus, und mein Vater hat ihn überrascht. Er hat so getan, als sei er mit dem Ergebnis seiner Untersuchung zufrieden, aber das konnte auch eine Falle sein.
Ich lief am Morgen zu dir. Jetzt wußten wir, wer der Leutnant war, aber wir wußten nicht, ob er Verdacht geschöpft hatte, daß mein Vater blind war und sein Nachrichtennetz nicht mehr selbst leiten konnte. Dann hast du den Ausweg gefunden zu behaupten, daß sich das Überwachungszentrum auf Mallorca befände. Ich mußte meinem Vater sagen, daß er es so durchgeben sollte, und du hast dem Leutnant eine ähnliche Information verkauft, so daß der FND den Eindruck haben mußte, die beiden Informationen besagten dasselbe, obwohl sie nicht aus der gleichen Quelle stammten. Dann sollte ich auch noch Kontakte zu dem Engländer knüpfen. Ich habe ihn einen Nachmittag lang gesucht, aber nicht gefunden. Die Einladung von Juan kam mir wie ein Glücksfall vor, weil der Engländer auch dabei sein sollte. Ich habe wieder deinen Befehl befolgt und dem Engländer eine Information untergejubelt, die du von Anfang bis Ende selbst erfunden hast. Du weißt ganz genau, daß dies die Wahrheit ist. Und an diesem Morgen, was sehe ich, was höre ich? Orlando, dem ich alles geopfert habe, dieser Orlando ist dabei, einer kleinen Idiotin den Hof zu machen.«
Während Chiquita sprach, ließ Lennet Orlando nicht aus den Augen. Der Geheimagent konnte zufrieden sein. Er war den gegnerischen Plänen auf die Spur gekommen und er hatte dem Mädchen die Augen geöffnet. Das war der beste Dienst, den er ihr erweisen konnte. Soweit war alles klar. Aber wer steckte hinter Orlando? Das mußte er noch herausfinden.
»Was hast du zu dem allem zu sagen?« fragte Lennet.
»Einbildung von Anfang bis Ende", sagte Orlando kühl.
»Chiquita hat zu viele Spionageromane gelesen.«
»Aha!« schrie Chiquita. »Damit gibst du also zu, daß du der Engländerin ernsthaft den Hof gemacht hast und nicht nur, um ihr falsche Informationen ins Ohr zu flüstern?«
Orlando hob die Schultern. Er war jetzt etwas ruhiger geworden.
»Mach die Taschen leer", befahl Lennet. Mit einem Lächeln, das verächtlich sein sollte, warf Orlando seine Brieftasche, ein Taschentuch, einen großen Schlüssel, eine Sonnenbrille und etwas Kleingeld auf den Tisch.
»Ist das alles?« fragte Lennet.
»Das ist alles.«
Lennet durchsuchte ihn und fand noch einen kleinen Schlüssel.
»Das hast du vergessen, vermute ich?«
»Hm, ja, das habe ich vergessen.«
»Und was ist das?«
»Hm, ein Schlüssel, den ich auf der Straße gefunden habe.«
Lennet seufzte. »Fassen wir zusammen", sagte er. »Du bist unschuldig. Du hast dich nie um Informationen gekümmert. Du hast diesen Schlüssel auf der Straße gefunden, Chiquita hat zu viele Spionageromane gelesen. Ist das richtig?«
»Genau.«
»Und die Information, die du mir verkauft hast?«
»Habe ich am Hafen gehört.«
»Von einem Unbekannten
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