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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fließendes Wässerchen, welches aber trotzdem hinreichte, unsre Schläuche zu füllen. Dann ging es in den Llano estacado hinab, in dessen leichtem, weißgelbem Sand wir nordostwärts ritten. Dieses Tal lag ungefähr einen Viertagesritt südlich von den ‚Hundert Bäumen‘, wohin die Comanchen kommen wollten.
    Als die Sonne sank, machten wir mitten in der Wüste Halt. Sie lag rund um uns als eine durch nichts unterbrochene Sandebene, deren Horizont eine wie mit dem Zirkel gezogene Kreislinie – bildete ein riesengroßes, mit Gries und Zucker bestreutes, rundes Kuchenblech; eigentlich ein sehr kühner Vergleich, wenn es sich um den öden, dürren, unfruchtbaren Estacado handelt!
    Wir stellten, obgleich wir gar nichts zu fürchten brauchten, Wachen aus und legten uns dann schlafen, nachdem die Pferde Wasser und Maiskolben bekommen hatten, von denen eine ansehnliche Menge mitgebracht worden war. Der Schlaf in der kühlen Wüstennacht tat uns außerordentlich wohl, und wir waren zum Weitermarsch gestärkt, als wir am Morgen erwachten.
    Der heutige Weg führte uns zuweilen an dürren Kaktusstrecken vorüber, vor denen wir unsre Pferde hüten mußten, damit sie sich nicht an den Füßen verwundeten. Diese Kaktusflächen treten einander oft nahe und schieben sich da oft so ineinander, daß man zu bedeutenden Wendungen und Umwegen gezwungen ist und sich nur schwer zwischen ihnen hindurchwinden kann. Wer ihre Lage, Ausdehnung und Beschaffenheit nicht kennt, der kann so in die Irre geraten, daß er sich nicht wieder herausfinden kann und, wenn er keinen Proviant und kein Wasser bei sich führt, verloren ist.
    Am Nachmittag war es glühend heiß. Die Sonne brannte förmlich hernieder, und es wehte ein Backofenwind, welcher die Luft mit dichtem Sandstaub erfüllte. Ich hatte einen sehr schweren Posten, denn ich war der einzige, der den Weg kannte, und also für unser Wohlergehen verantwortlich. Der Blick konnte die dicke Atmosphäre kaum durchdringen, und obgleich ich überzeugt war, die grade Richtung eingehalten zu haben, gab es doch verschiedenes, was geeignet war, mich irrezumachen. Zwar war der Neger bei mir, aber, die geistigen Schwächen seiner Rasse überhaupt nicht gerechnet, war er stets nur mit Bloody-Fox durch die Wüste geritten, hatte sich auf diesen verlassen und konnte mir also nicht die geringste Auskunft geben. Es hatte Kaktusfelder gegeben, die jetzt verschwunden waren, und wo es keine gegeben hatte, da waren welche entstanden. Den Kompaß zu fragen, hütete ich mich. Der Ortsinstinkt des Westmanns ist sicherer als die trügerische Magnetnadel.
    Ich mußte unbedingt an Ort und Stelle sein, da, wo zwischen zwei ausgedehnten Kaktusstrecken ein offener Weg nach dem ‚Wüstenwasser‘ führte. Diesen Weg aber fand ich nicht. Wahrscheinlich hätte mir das Fernrohr von da aus, wo wir waren, die Bauminsel gezeigt, die sich rund um den kleinen See gebildet hatte; aber die Luft war zu sehr mit Sand geschwängert. Ich wendete mich nochmals an Bob und erfuhr nach vielem Hin- und Herfragen endlich, was er mir schon längst hätte sagen können.
    Bloody-Fox hatte sich nämlich noch mehr als bisher abschließen wollen und den Weg, den ich suchte, zugepflanzt. Er hatte mit großer Mühe und mit Hilfe des Wassers, das ihm zu Gebot stand, einen so breiten Kaktuskreis um sich gezogen, daß sein Home vom Rand desselben und mit bloßem Auge nicht gesehen werden konnte. Das wäre freilich ganz unmöglich gewesen, wenn es nicht schon vorher rundum meilenweite Kaktusstrecken gegeben hätte. Er hatte nur Lücken auszufüllen gehabt und mit Bob und Sanna monatelang daran gearbeitet. Während wir früher von Westen oder von Norden her zu ihm kommen konnten, hatte er da die Lücken ausgefüllt und dafür im Osten eine neue hergestellt. Sie war sehr schmal und ging so zickzack-förmig, daß sich jeder Fremde sicher gehütet hätte, ihr zu folgen. Daß sein Home von einem so ausgedehnten Kaktuswald umgeben sein konnte, das war freilich nur durch das Vorhandensein von Wasser möglich. Übrigens habe ich schon einmal diese wilden Kaktusfelder des Llano estacado beschrieben. Wir verdankten damals einem solchen Feld die Rettung vom Tod des Verschmachtens, und zufälligerweise befand sich auch ein Neger bei uns, der ebenso Bob hieß, aber mit dem jetzigen Neger Bob nicht zu verwechseln ist.
    Nun wußte ich endlich, woran ich war, und wie ich zu Bloody-Fox kommen konnte. Die Apachen durfte ich nicht mitnehmen, weil sein Home ein Geheimnis

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