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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem See kamen, desto leichter war es möglich, daß wir auf etwa noch umherstreifende Indsmen stießen. Glücklicherweise war dies nicht der Fall, und wir kamen ohne eine solche unerwünschte Begegnung an die Stelle, wo das Wasser aus dem See abfloß.
    Der Waldesstreifen machte von hier aus einen weiten Bogen in die Grasebene hinaus, dem wir folgten, bis wir plötzlich unsre Schritte anhielten, weil wir vor uns laute Stimmen hörten.
    „Pa-gu!“ rief jemand. „Hetet-sha enuka?“
    Das heißt: „Pa-gu, wo bist du?“
    „Eiwe, hier“, antwortete ein zweiter.
    „Beite omi!“
    Das heißt: „Komm her!“
    „Schai ka-tu lel, ich habe keine Zeit.“
    Hierauf trat wieder Stille ein. Ich sagte leise zu Old Wabble:
    „Das ist der dem Tonkawa ähnliche Dialekt der Racurroh-Comanchen; wir haben also die Gesuchten vor uns. Kennt Ihr vielleicht diesen Dialekt?“
    „Ja.“
    „So habt Ihr die Worte verstanden?“
    „Ja. Es rief einer den andern, der keine Zeit hat.“
    „Gut! Es ist mir sehr lieb, daß Ihr diese Sprache versteht, denn da könnt Ihr die Roten mit belauschen. Meine Voraussetzung ist eingetroffen: Wir haben die Pferde vor uns; es ist einer von den Wächtern gerufen worden. Geht jetzt hinter mir, aber so leise und vorsichtig wie möglich!“
    Wir huschten hart am Rand des Gebüschs weiter, bis wir um eine hervortretende Zunge des Walds bogen; da sahen wir ein Feuer, welches in der Entfernung von vielleicht sechshundert Schritten vor uns auf der Grasebene brannte; mehrere Indianer saßen an demselben, um die Pferde zu bewachen, welche rundum weideten.
    „Ganz so, wie Ihr gedacht habt, Sir“, sagte Old Wabble. „Da haben wir die Tiere, und hinter den Büschen und Bäumen werden ihre Besitzer am ‚Blauen Wasser‘ lagern.“
    „Und das ist auch grad die Stelle, von der ich gesprochen habe; sie liegen da, wo ich schon zweimal lagerte. Jetzt müssen wir uns niederlegen, sonst sehen sie uns.“
    Wir krochen nun am Saum des Gebüschs weiter, bis dies nicht mehr möglich war, ohne entdeckt zu werden. Vor uns gab es eine schmale Lücke in dem Gesträuch, welche wie ein offener Pfad den Lager- mit dem Weideplatz verband; sie wäre für uns sehr bequem gewesen, wenn wir sie hätten benutzen können, was wir aber nicht durften. Die Roten verkehrten auf diesem Weg hin und her, und es fiel uns nicht ein, uns der Entdeckung auszusetzen. Wir wendeten uns also nach rechts, um parallel mit diesem Pfad durch das Buschwerk zu dringen. Da dieses, wie bereits erwähnt, sehr dicht stand und wir jedes Geräusch vermeiden mußten, so machte es uns große Mühe und dauerte sehr lange, ehe wir den jenseitigen Rand des doch so schmalen Walds erreichten und den Lagerplatz vor uns liegen sahen.
    Es war ein Kriegslager. Zwar trugen die Indianer nicht die Kriegsfarben im Gesicht und hatten also hier einen längeren Aufenthalt beabsichtigt, doch war kein einziges Zelt vorhanden, was sicher der Fall gewesen wäre, wenn es sich nur um einen Jagdzug gehandelt hätte. Sie mußten sich hier vollständig sicher fühlen, denn es gab nicht weniger als acht Feuer, bei deren Schein wir über hundertfünfzig Rote zählten. Sie hatten ‚Fleisch gemacht‘; es hing in langen, dünnen Stücken an ausgespannten Riemen, um zu trocknen. Sie hatten also einen weiten Kriegszug vor, bei dem es keine Zeit zum Jagen gab oder der nach einer Gegend gerichtet war, in der sich weder Büffel noch andere Wildarten befanden. Diese Gegend kannte ich; es war der öde, der heißen, sandigen Sahara vollständig gleichende Llano estacado.
    Es lagen noch mehrere erlegte Büffel da, und die meisten der Indsmen waren beschäftigt, sie in Stücke zu zerlegen und das Fleisch von den Knochen zu trennen, um es dann in Streifen zu zerschneiden. Andere hockten an den Feuern und brieten Fleisch. Die gebratenen Stücke lagen in Haufen neben ihnen, jedenfalls für das allgemeine Abendessen bestimmt. An zwei kleineren Feuern, die leider weit auseinander lagen, saßen müßige Gestalten, welche nicht arbeiteten, sondern sich unterhielten und dabei die Tabakspfeife, von der jeder nur einige Züge nahm, herumgehen ließen. Das waren wohl die ‚Chargierten‘, wenn es erlaubt ist, mich dieses Ausdrucks zu bedienen. Ich habe gesagt, die ‚leider‘ weit auseinander lagen, denn wären diese zwei Gruppen enger beisammen gewesen oder hätten sie nur eine gebildet, so hätte ich sie zusammen belauschen können; so aber mußten wir uns teilen, denn es stand fest, daß wir nicht

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