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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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man nun annähme, einfach nur annähme, Edmund habe ihr, als sie das Kloster verließ, eine Abschrift des Chorals zur sicheren Verwahrung übergeben?
      Edmund war sowohl musikalisch als auch gebildet gewesen - ein Gelehrter, wie er selbst eingestanden hatte. War es da so weit hergeholt zu glauben, dass der Mönch eine Kopie seines geliebten Chorals angefertigt haben könnte?
      Und wenn dies der Fall war, könnte Alys sie dann an ihr Kind weitergegeben haben? War sie vielleicht über acht Jahrhunderte hinweg von Generation zu Generation weitergereicht worden, ohne dass es jemand bemerkt hatte?
     
    Gemma und Kincaid hatten beschlossen, die kurze Strecke von ihrer Pension bis zu Andrew Catesbys Haus in der Hillhead Lane zu Fuß zu gehen. Doch als sie sich der Adresse näherten, die Jack ihnen genannt hatte - auf halber Höhe am östlichen Abhang des Wearyall Hill -, war Gemma schon ganz außer Atem. Sie sah sich nach dem Tor um, der hinter ihnen aufragte. »Von hier sieht er nicht ganz so abschreckend aus, nicht wahr?«
      »Das scheint nur so wegen der Entfernung und des Höhenunterschieds. Dieser Berg hier bringt einen schon ordentlich ins Schwitzen, aber er ist ein Klacks im Vergleich mit dem dort drüben.«
      Sie hatte zwar nicht unbedingt den Anstieg gemeint, doch sie ging weiter, ohne das Missverständnis aufzuklären.
      »Das da scheint es zu sein«, sagte Kincaid nach wenigen Metern und deutete mit dem Kopf auf das Haus, das direkt vor ihnen lag. Es war in einem hübschen, blassen Pfirsichton verputzt und besaß einen Rundbogeneingang, der dem Ganzen irgendwie eine spanische Note verlieh. »Bist du so weit?«
      Ein Hund bellte laut, als Gemma klopfte, und einen Augenblick später öffnete Andrew Catesby die Tür. Sie sah, wie sein neutral-fragender Ausdruck rasch dem des Wiedererkennens wich, und sagte lächelnd: »Mr. Catesby? Wir sind uns gestern vor Garnet Todds Haus begegnet. Mein Name ist Gemma James.« Sie ließ ihn kurz ihre Dienstmarke sehen. »Wir würden uns gerne mit Ihnen unterhalten, wenn Sie nichts dagegen haben.«
      Bevor Catesby irgendwelche Einwände Vorbringen konnte, stellte Kincaid sich vor, und Catesby machte Platz, um die beiden eintreten zu lassen.
      »Dann kommen Sie wohl besser mal rein«, sagte er und warf Gemma das flüchtige Lächeln zu, das sie bereits von gestern kannte.
      Der Hund, ein rotbraun und weiß gefleckter Spaniel, schnüffelte übermütig an Gemmas Beinen. Sie ging in die Hocke und kraulte zärtlich seine seidigen Ohren. »Du bist ja ein Prachtstück. Was für eine Art Spaniel ist das denn?«
      »Ein Springer«, antwortete Catesby. »Phoebe,lass das!«, schalt er liebevoll. Die Hündin schlich resigniert zu einem Kissen neben der Eingangstür, wo sie sich mit einem Seufzer zusammenrollte und den Kopf auf die Vorderpfoten legte.
      Gemma wandte ihre Aufmerksamkeit dem Haus zu. Von der Diele zweigte eine schlichte Küche ab, und geradeaus gelangte man in einen Wohnbereich mit einem Panoramafenster, das einen Ausblick nach Süden gewährte. Hierher führte sie Catesby und wies auf das Ledersofa.
      »Wunderbare Aussicht über die Levels«, bemerkte Kincaid, während er den angebotenen Platz einnahm. »Die genießen Sie doch sicherlich.«
      »Ja, gewiss«, antwortete Catesby freundlich, doch Gemma witterte seine Angst, und ihr Puls beschleunigte sich.
      »Als ich Sie gestern bei Ms. Todds Bauernhaus traf, sagten Sie doch, Sie wollten bei ihr Fliesenarbeiten in Auftrag geben. Aber Sie sagten auch, Sie seien ihr noch nie begegnet. Ist sie Ihnen empfohlen worden?«
      Catesby stand nervös neben einem Sessel, schien aber nicht den Nerv zu haben, sich zu setzen. »Ich bin Archäologe - das ist mein Hobby, wissen Sie, im Sommer und an freien Tagen -, und jeder weiß, dass sie die Beste ist, wenn es um die Restaurierung von Kacheln und Fliesen geht. War, wollte ich sagen. Sie war die Beste.«
      »Sie waren daran interessiert, sie für Arbeiten an einem archäologischen Projekt zu gewinnen?«
      »Sie hat auch private Aufträge angenommen. Es ging um meine Küche. Sie muss neu gemacht werden. Ich dachte, vielleicht könnte man etwas mit Kacheln...«
      »Verstehe.« Kincaids Nicken war von so gut gespielter Arglosigkeit, dass Gemma fast lächeln musste. »Sie sind also zu ihrem Haus gefahren. Sind Sie vielleicht auch hineingegangen?«
      »Nein. Nein, das natürlich nicht. Ich klopfte, aber niemand machte mir auf. Ich war betroffen,

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