07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie

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Sinn hatte. Sie musste sich also mit dem Fußpfad begnügen.
      Sie lief, bis sie einen Krampf bekam, trabte aber dennoch unverdrossen weiter auf den nördlichen Zugang des Tor zu. Der Weg war zunächst harmlos, er führte relativ gerade und mit leichter Steigung durch eine Wiese zu ein paar Steinstufen und dann zu einem schmalen Pfad durch ein Wäldchen. Gemma atmete erleichtert auf, als sie am anderen Ende herauskam. Dann sah sie, was vor ihr lag.

    Ruhelos schritt Jack auf dem abgetretenen Aubusson-Teppich hin und her. »Warum sollte sie so etwas tun? Ich kann es einfach nicht verstehen.« Er blieb vor dem Kamin stehen und wärmte sich automatisch die Hände, ohne die Hitze zu spüren. »Wenn dem Mädchen irgendetwas zustoßen sollte... Ich bin derjenige, der sie in diesen ganzen Schlamassel hineingeritten hat -«
      »Jack«, unterbrach ihn Winnie vom Sofa aus, »das ist nicht wahr. Faith hat Garnet schon gekannt, bevor du mit einer der beiden irgendetwas zu tun hattest, und Faith hat schon immer ihre eigenen Entscheidungen getroffen, aus welchen Beweggründen auch immer.«
      Er wusste, dass sie ihn - und vielleicht auch sich selbst - zu beruhigen suchte, doch er konnte an ihrem blassen Gesicht ablesen, wie besorgt sie war. »Tut mir Leid, Schatz. Du hast ja Recht. Bis jetzt ist sie ziemlich gut allein klargekommen. Ich bin sicher, sie wird jeden Moment hier aufkreuzen und wissen wollen, warum wir so einen Wirbel um -«
      Die Türglocke unterbrach ihn. Er und Winnie starrten einander an, doch bevor er sich rühren konnte, hörten sie bereits Nick Carlisles Stimme.
      »Hier sind wir!«, rief Jack, und Nick erschien in der Tür. Er sah mitgenommen aus, und in seinem dunklen Haar schimmerten Regentropfen.
      »Ist sie zurückgekommen?«
      »Nein. Wir haben nichts gehört.«
      »Sie haben die Wellhouse Lane abgeriegelt. Sie wollten mich nicht durchlassen -«
      »Wer hat die Straße abgeriegelt?«
      »Die verdammte Polizei! Irgendwas ist da passiert. Ich werde Zusehen, ob ich vielleicht zu Fuß dran vorbeikommen kann -«
      »Nick, Duncan wird hier anrufen, falls es etwas Neues gibt. Es hat vielleicht gar nichts mit -«
      »Das ist doch Quatsch. Es geht um Faith, das wissen Sie genau. Ich gehe jetzt da hoch. Die können mich verdammt noch mal verhaften, wenn es ihnen nicht gefällt.« Einen Moment darauf hörten sie die Haustür ins Schloss fallen.
      Jack wollte ihm nacheilen, doch Winnie hielt ihn zurück. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: »Lass ihn gehen. Er muss schließlich irgendetwas tun.«
      Jack ließ sich auf den Polsterhocker sinken; er hatte das Gefühl, als hätten sich seine Knochen in Gummi verwandelt. »Faith -«, setzte er an, doch er konnte nicht weitersprechen.
      Winnie war noch blasser geworden, doch sie hielt seine Hand mit festem Griff. »Es ist alles in Ordnung mit ihr, da bin ich mir -«
      Es klingelte wieder an der Tür. Diesmal stand Jack auf und ging wortlos hinaus.
      Er hatte befürchtet, es sei die Polizei, die schlechte Nachrichten brachte, doch er hatte sich geirrt.
      »Jack?« Fiona Aliens sommersprossiges Gesicht drückte Besorgnis aus. »Ist alles in Ordnung? Ich habe gerade einen Mann von Ihrem Haus weglaufen sehen, als ob alle Höllenhunde hinter ihm her wären.«
      Jack führte sie ins Zimmer und erklärte, was geschehen war.
      »Oh, das tut mir ja so Leid«, murmelte Fiona. »Wissen Sie was, ich kann ja ein andermal wiederkommen -«
      »Nein, nicht doch!«, riefen Jack und Winnie gleichzeitig.
      »Ich wollte euch beiden etwas erzählen«, sagte Fiona aufgeregt. »Letzte Nacht, nachdem ich mit Malen aufgehört hatte, hatte ich einen Traum. Ich hörte dieselbe Musik, die ich am Abend deines Unfalls gehört hatte, Winnie, und ich sah ein Gemälde der Abtei. Siebzehntes oder achtzehntes Jahrhundert, würde ich sagen; ein Aquarell. Und das Sonderbarste war, dass auf dem Bild ein Mann zu sehen war, der Ihnen, Jack, erstaunlich ähnlich sah. Und dann waren da Garnets Fliesen -«
      »Ein Aquarell, sagen Sie?«
      »Ja, die Ruinen der Abtei, mit ein paar Kühen im Vordergrund. Sehr hübsche Arbeit übrigens.«
      Jack stand auf. »Ich bin gleich wieder da.«
      Aber wo zum Teufel war nur das Bild, das Duncan gefunden hatte? Er versuchte sich zu erinnern, während er immer zwei Stufen auf einmal nahm. Er hatte das Ding nur kurz angeschaut und konnte sich nicht entsinnen, was Duncan damit gemacht