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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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hatte.
      Es war dann doch nicht allzu schwer zu finden - es war sorgfältig zur Seite gestellt worden, zusammen mit dem Porträt des Spaniels, das Duncan sich für Gemma gewünscht hatte. Mit einem erleichterten Seufzer nahm er beide Bilder und trug sie nach unten.
      »Das ist es! Das ist genau das Bild, das ich in meinem Traum gesehen habe!«, rief Fiona, als er ihr das Bild der Abtei hinhielt.
      »Das ist wirklich bemerkenswert.« Winnie studierte die kleine Gestalt im Vordergrund des Aquarells. »Das könntest du in Bauernklamotten sein.«
      »Seht mal - da.« Fiona berührte mit dem Zeigefinger die rechte untere Ecke. »Ist das eine Signatur? Haben Sie ein Vergrößerungsglas?«
      Jack holte die alte Lupe aus dem Schreibpult seiner Mutter, und Winnie hielt sie behutsam vor das winzige Gekrakel.
      »Es ist eine Signatur. Matthew - heißt das Matthew?« Jack hörte, wie sie überrascht die Luft einsog. »Matthew Montfort. Das heißt Matthew Montfort!«
      »Aber was bedeutet das?«, fragte Jack. »Wir suchen doch ein Manuskript und kein Gemälde.«
      »Darf ich mal sehen?«, fragte Fiona. Winnie reichte ihr das Aquarell.
      Zunächst untersuchte Fiona die Vorderseite, dann den Rahmen, schließlich drehte sie das Bild um. Das starke Papier, mit dem die Rückseite sorgfältig abgedeckt war, hatte sich verfärbt und wies hier und da Flecken von Wasser oder einer anderen Flüssigkeit auf, ansonsten war es jedoch intakt. Fiona fuhr mit der Fingerspitze über den Rand, um zu überprüfen, ob er dicht war, dann strich sie mit der flachen Hand über das Papier.
      Sie wiederholte die Bewegung und hielt an derselben Stelle inne. »Haben Sie ein Taschenmesser? Ich glaube, dass da unter dem Bildrücken irgendetwas sein könnte.«
      Jack reichte ihr sein Taschenmesser. Er wagte nicht zu sprechen.
      Vorsichtig zog Fiona die Messerspitze an zwei Seiten unter dem Papierrand hindurch. »Ja, da ist etwas. Ich kann es sehen.« Sie löste die dritte Seite und schlug das Deckpapier um.
      Ein Bogen Papier lag unter dem Bildrücken, bedeckt mit einer zierlichen, altertümlichen Handschrift.
      »Jack, ich glaube, das gehört Ihnen«, sagte Fiona mit ehrfürchtiger Stimme, als sie ihm das Aquarell überreichte.
      Sein Herz pochte vor Aufregung, als er das Blatt herausnahm. Darunter lag ein flaches, in Papier eingeschlagenes und mit einem verblassten Seidenband verschnürtes Päckchen. »Das hier sieht aus wie ein Brief«, sagte er, während er sich mühte, die Schrift zu entziffern. Er begann stockend vorzulesen:
      »Diese Papiere sind in meiner Familie seit siebenhundert Jahren von Vater zu Sohn weitergereicht worden, und wir haben sie ... bewahrt, so gut wir konnten. Doch leider ist das Material, in das sie ursprünglich eingehüllt waren, so zerfallen, dass eine Wiederherstellung meine Künste übersteigen würde. Ich habe einen neuen Ort für die sichere Aufbewahrung der Papiere gefunden, wie es mir aufgetragen wurde, und hoffe, dass dieses Geschenk unseres HErrn so bewahrt und in Ehren gehalten werden möge, wie es ihm gebührt.
      Es heißt, dass dies der Heilige Choral von Glastonbury ist, den Joseph von Arimathia und seine Jünger im ersten Jahrhundert nach der Kreuzigung unseres HErrn aus dem Gelobten Land zu uns brachten und der von zwölf gesalbten Chorsängern erhalten und bewahrt wurde, wie schon seit den Tagen der Getreuen in Ägypten. Als nun der Normanne, Abt Thurstan, den Mönchen unserer Abtei die Form des Gottesdienstes aufzwingen wollte, die in Frankreich praktiziert wurde, erhoben sie sich gegen ihn, und er vergoss ihr Blut auf dem Altar der großen Kirche. So kam es, dass dieser hochheilige Lobgesang unseres HErrn den Augen und Ohren der Menschen entzogen wurde, ohne jedoch gänzlich verloren zu sein.
      Dies vertraue ich der Obhut« - Jack hatte Mühe, die Schrift zu entziffern - »Nachkommen - ja, das heißt wohl Nachkommen - und möge der Segen unseres HErrn Jesus Christus euch stets begleiten.
    Matthew Montfort, 1759.«
      Jack hob die Augen; Winnie schien vollkommen gebannt. »Mach schon. Öffne das Päckchen.« Als er immer noch zögerte, sagte sie leise: »Es ist dein gutes Recht, Jack. Das ist es, was Edmund wollte.«
      Mit zitternden Fingern löste er das Band und schlug das Papier zurück, um die hauchdünnen Folioseiten darunter freizulegen.
     
    Der Weg, der anfangs so täuschend sanft angestiegen war, wand sich nun in scharfen Serpentinen die steile

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