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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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hätten. Er wurde gefeuert, sein Ruf war ruiniert, und er hat sich nie mehr von dem Rückschlag erholt.«
      »Aber wenn er mit der Geschichte der Abtei vertraut war, dann hat er doch höchstwahrscheinlich nur aus seinem eigenen Unterbewusstsein geschöpft«, protestierte Winnie.
      »Bond selbst hat komischerweise nie etwas anderes behauptet. Er glaubte, das individuelle Bewusstsein sei nur ein Teil eines transzendenten Ganzen - eines kosmischen Gedächtnisses -, und dass es in der Macht jedes Einzelnen stehe, die Pforte zu jener Realität aufzustoßen. Zu der Zeit gab es in Glastonbury eine spirituelle Erweckungsbewegung, insbesondere in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Alle möglichen Größen wurden davon angezogen - Yeats, Shaw - Dorothy Sayers hat sogar an einer von Bonds Sitzungen teilgenommen. Das generelle Klima war also günstig für Bonds Ideen.«
      »Er glaubte also, sowohl dieses kollektive Gedächtnis als auch sein eigenes Unterbewusstsein anzuzapfen?«
      »Aufgeschrieben hat die Botschaften ein Freund Bonds, ein gewisser Captain John Bartlett, aber Bartlett wusste sehr wenig über die Abtei und hatte auch kaum Ahnung von Archäologie -«
      »Aber Bond hat ihm doch sicherlich die Stichworte geliefert?«
      »Bond stellte ganz spezifische Fragen«, korrigierte Jack. »Anfangs ist das automatische Schreiben bei Bartlett spontan aufgetreten; dann regte Bond an, dass diese... Übertragung... auf bestimmte Weise gesteuert werden könnte. Aber sehr oft bekamen sie vollkommen unerwartete Ergebnisse.«
      Jacks blaue Augen strahlten vor leidenschaftlicher Erregung, und plötzlich kam Winnie ein Gedanke, der sie erschauern ließ. Er hatte nie über seine verstorbene Frau gesprochen - sie hatte nur gehört, was man sich in der Stadt erzählte, dass seine Frau bei der Geburt ihres Kindes gestorben sei, ebenso wie ihr neugeborenes Mädchen, und zwar nur wenige Monate nachdem Jack seine Mutter durch eine lange Krankheit und seinen Vater durch einen Herzinfarkt verloren hatte. »Jack... Du denkst doch nicht, dass du... diese Sache steuern kannst? Dass du... mit Emily... Kontakt aufnehmen könntest?«
      Er blickte sie unverwandt an. »Ich hatte daran gedacht«, antwortete er schließlich. »Und ich muss gestehen, dass die Vorstellung, die Toten könnten vielleicht... gar nicht so weit weg sein, etwas... Tröstliches hat. Aber so einfach ist es nicht, Winnie. Ich glaube, dass es nicht so sehr darum geht, was ich von ihm will, sondern vielmehr darum, was er von mir will.«
      »Er?«
      »Es scheint sich um einen >Er< zu handeln. >Edmund<, ein Mönch der Abtei von Glastonbury. Allerdings ist es mir nicht gelungen, die Zeit genau einzugrenzen.«
      »Deshalb hast du dich so für Simon Fitzstephen interessiert!«, rief Winnie.
      »Ich bin neulich abends zu seinem Vortrag gegangen. Wenn ich ein Treffen mit Fitzstephen arrangieren könnte, um ihm die genauen Einzelheiten vorzulegen, dann könnte er mir vielleicht helfen.«
      »Jack -«Winnie wollte ihn nicht dazu ermutigen, den Kontakt mit Simon Fitzstephen zu suchen, doch es fiel ihr kein konkreter Einwand ein, der nicht vorausgesetzt hätte, dass sie ihren früheren Umgang mit dem Mann offen legte.
      Jack, der ihr Zögern falsch deutete, sagte: »Ich nehme es dir nicht übel, dass du skeptisch bist. Ich kenne die Erklärung nicht - ich weiß nur, dass es nicht von selbst aufhört. Wenn du meinst, dass wir uns nicht mehr treffen können -«
      Winnie ergriff seine Hand, nahm sie fest in beide Hände. »Jetzt redest du aber wirklich Unsinn. Natürlich werde ich mich weiter mit dir treffen. Und ich werde tun, was ich kann, um dir zu helfen. Das weißt du.«
      »Auch wenn ich verrückt bin?«
      »Du bist nicht verrückt«, sagte sie mit leidenschaftlichem Nachdruck. »Du wirst eine Erklärung für diese Botschaften finden. Darf ich sie lesen?«
      »Würdest du das tun?« Der Gedanke schien ihm zu gefallen. »Vielleicht entdeckst du ja einen Hinweis, der mir entgangen ist.«
      »Tja«, sagte sie leise, und sie fragte sich, ob sie jetzt völlig den Verstand verloren hatte, »hast du schon mal versucht, Edmund ganz einfach zu fragen, was er will?«
     
    Genau so sollte eine Kirche eigentlich aussehen, dachte Bram Allen, während er sich in seiner Galerie umsah. Der Plüschteppichboden dämpfte Stimmen und Schritte, die angestrahlten Gemälde an den mit Sackleinen ausgekleideten Wänden leuchteten wie von Licht durchflutete

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