07 Von fremder Hand
rot an. Sie stammelte: »Aber ich dachte nicht, dass er -«
»Lass dich nicht von seiner schleppenden Aussprache täuschen. Er ist ein schlauer alter Fuchs, und er hat ein warmes Herz, aber er will nicht, dass es irgendjemand merkt. Er meinte, ich hätte vielleicht noch ein Zimmer frei. Es ist nicht gerade der reine Luxus«, fuhr Garnet fort, »aber warm und trocken, und es gibt da auch ein richtiges Bett.«
»Aber ich -«
»Du könntest mir ein bisschen Miete zahlen und in der Küche aushelfen. Buddy sagt, du mauserst dich allmählich zu einer richtig guten Köchin.«
»Aber warum würden Sie das für mich tun wollen? Ich verstehe das nicht.«
Garnet deutete auf Faiths Bauch. »Du wirst jemanden brauchen, der sich um dich kümmert, und ich kann für dich sorgen. Ich war früher mal Hebamme, und diese Dinge vergisst man nicht.«
»Das ist aber immer noch kein Grund«, erwiderte Faith trotzig. »Nehmen Sie öfter Streunerinnen bei sich auf?«
Garnet lächelte. »Nur Katzen.« Dann zuckte sie mit den Achseln und fügte hinzu: »Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir einen besseren Grund nennen kann. Ich hatte mich noch nicht entschieden, bevor ich dich jetzt wieder gesehen habe. Irgendetwas ist da... ich weiß auch nicht. Sagen wir einfach, ich habe noch ein paar alte Rechnungen zu begleichen.«
»Ich könnte nicht viel zahlen«, sagte Faith zögernd.
»Bevor wir darüber reden, kommst du am besten mal vorbei und schaust dir die Bude an«, sagte Garnet, jetzt wieder in geschäftsmäßigem Ton. »Du gehst die Wellhouse Lane hoch und dann einfach geradeaus weiter. Es ist das alte Bauernhaus auf der rechten Seite, gleich hinter der Kreuzung mit der Stonedown. Wenn du heute nach der Arbeit kommst, bin ich zu Hause. Und jetzt kümmerst du dich besser um deine Suppe.« Sie trank ihren Tee aus, reichte Faith ihren leeren Becher und wandte sich zum Gehen.
Erst als sich die Tür mit einem Klingeln hinter ihr geschlossen hatte, fiel Faith auf, dass die Frau von ihrem Baby als »sie« gesprochen hatte.
Winnie war es nie so recht gelungen, das deprimierende Gefühl loszuwerden, das Jacks Haus in ihr auslöste. Obwohl das frei stehende, aus orangerotem Backstein errichtete Gebäude durchaus solide und respektabel wirkte, wie es dem viktorianischen Stil entsprach, ließ die Silhouette des Tor, die im Hintergrund aufragte, es doch irgendwie klein erscheinen. Dieser wenig einnehmende erste Eindruck wurde noch verstärkt durch das wild wuchernde Strauchwerk und das Laub des Vorjahrs, das immer noch den Pfad und die überdachte Veranda bedeckte. Und selbst an diesem schwülen Julinachmittag herrschte im Haus eine Kälte, die einem durch und durch ging.
Sie rieb sich die Gänsehaut auf ihren bloßen Armen und folgte Jack durch einen mit klobigen und gnadenlos hässlichen viktorianischen Möbeln angefüllten Salon in die Wohnküche. Das war das gemütlichste Zimmer im ganzen Haus; vor einem Fernseher stand ein Ledersessel, ein Eichentisch wies noch Spuren von Jacks hastig abgeräumtem Abendessen auf, und ein eiserner Küchenherd strahlte angenehme Wärme ab.
Jack schaltete die Lampe mit dem roten Schirm über dem Tisch ein. »Wie wär’s mit einer Tasse Tee, um uns die Wartezeit zu verkürzen?«, schlug er vor, während Winnie sich setzte. »Nick hat angerufen, er ist unterwegs.«
Winnie lehnte den Tee ab. »Wie hat Nick es bloß geschafft, von Simon Fitzstephen eine Einladung zu einem Drink zu ergattern?«
»Fitzstephen war zum Signieren in seinem Buchladen. Nick hat die Gelegenheit genutzt, um ein paar gezielte Schmeicheleien loszuwerden.«
Winnie sah dem Treffen mit Simon Fitzstephen nicht eben freudig entgegen, aber sie hatte nicht die Absicht, Jack allein hingehen zu lassen. »Man müsste schon ein ausgesprochener Griesgram sein, um Nick etwas abschlagen zu können. Er hat so etwas unwiderstehlich Ernsthaftes an sich«, sagte sie leichthin, während sie sich vorzustellen versuchte, wie ihr ehemaliger Mentor wohl auf ihr unerwartetes Erscheinen reagieren würde.
Und wie würde Simon Fitzstephen wohl ihre Geschichte aufnehmen? Seinen Ruf verdankte er seinen Arbeiten zur Geschichte der Gralslegenden, aber Winnie hatte immer den Verdacht gehegt, dass die Gralsstudien für ihn weniger eine Herzensangelegenheit als vielmehr eine Sache des wissenschaftlichen Stolzes waren.
Jack schien an diesem Abend unfähig, auch nur einen Moment still zu sitzen,
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