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070 - Komplott der toten Moerder

070 - Komplott der toten Moerder

Titel: 070 - Komplott der toten Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Steinberg
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seinem Vorhaben ahnte, lag vermutlich nur daran, daß seine eigenen gierigen Phantasien ihn ablenkten. Oder vielleicht wußte er es, nahm den Marokkaner aber nicht ernst. Marfadra führte im Geist einen mörderischen Stoß gegen den Lebensfunken des Toten. Er aktivierte alle seine inneren Kräfte, um ihn zu überwältigen, ihn aus seinem Körper hinaus zu rücken …
    Es gelang ihm fast im ersten Anlauf. Aber nur fast. Marfadra spürte einen teuflischen Schmerz im ganzen Körper.
    Die Frau, die ein seltsames Keuchen hörte, öffnete ihre Augen wieder. Was sie sah, war so schrecklich und entsetzte sie derart, daß sie an ihren dumpfen Schreien hinter dem Heftpflaster zu ersticken drohte.
    Das Ungeheuer stand unbeweglich neben ihrem Bett. Die Augen waren weit aufgerissen. Die Augen starrten schräg nach oben. Der Mund war leicht geöffnet. Die Gesichtshaut veränderte ihre Form pausenlos. Bald erschien hier eine Falte und verschwand wieder, dort eine Ausbuchtung und glättete sich erneut. Bald schien es, als werde das Gesicht die Form wieder annehmen, die die Frau kannte, bald hatte es ganz andere Züge.
    Das Wesen keuchte wie ein Toter im Sarg, der zu Scheinleben erwacht. Innerhalb des Kopfes warf sich Hassan Marfadra mit der Verzweiflung eines Tieres auf das Etwas, das ihm sein eigenes Gehirn streitig machte. Aber der Schmerz war zu groß … zu groß! Marfadra spürte, wie seine Kräfte nachließen.
    Dann war alles vorbei. Er fühlte sich aufs neue gefangen. Noch spürte er, wie von der ungeheuren Willensanstrengung alles an ihm zitterte, als Landrus wutbebende innere Stimme wieder zu ihm drang.
    „Dafür könnte ich dich in meine Grabeserinnerung einsperren, bis du denkst, es hört nie auf. Bis du zu mir, mir, mir betest! Ha! Ich werde es tun. Aber zuerst weiß ich etwas Besseres. Schau hin! Schau genau hin.“
    Das Messer näherte sich der Frau, die inzwischen vor Angst halb von Sinnen war.
    Marfadra versuchte sich abzuwenden. Aber wie denn? Seine Augen sahen, was der mordende Tote ansah. Seine Hände verrichteten, was der Mörder ihnen befahl: Marfadras lautlose Schreie mischten sich mit denen des Opfers. Obwohl in dieser Nacht des Grauens, nur noch Landrus Züge in sein Gesicht eingegraben blieben, war dieses Landru-Gesicht eher von Schmerz als von Wollust verzerrt. Obwohl Landru keinen Augenblick die Kontrolle über den gemeinsamen Körper verlor, war dieser Körper in Marfadras Schweiß gebadet.
     

     

Selbst Landru schien erschöpft zu sein. Er wandte sich schwerfällig von dem ab, was jetzt auf dem Bett lag. Mit schleppenden Bewegungen reinigte er im Bad Hände und Kleidung von dem Blut, bevor er den Koffer nahm.
    Er zog die Wohnungstür von außen zu und stieg langsam die ausgetretenen Steinstufen hinab. Plötzlich fiel es Marfadra trotz seines Schockzustandes ein, daß unten die Haustür abgeschlossen war. Und Landru hatte den Schlüssel nicht mitgenommen.
    In die Wohnung konnten sie auch nicht mehr, ohne Lärm zu verursachen: Sie waren in dem Treppenflur gefangen – ein Mörder, nur wenige Schritte von dem Opfer entfernt.
    Landru rüttelte unten an der Haustürklinke. Sie war abgeschlossen. Mit müden Schritten wankte er zum Hinterausgang. Dort lag eine Hoftür, in die eine grün weiße Milchglasscheibe eingelassen war. Auch sie war abgeschlossen.
    Ein wilder Impuls überkam beide, die Milchglasscheibe mit dem Ellbogen einzuschlagen, sich durch die enge Öffnung zu winden oder zu schinden und fortzulaufen.
    Der linke Ellbogen hob sich wenige Zentimeter. „Hör auf, du Narr“, sagte Landru. „Willst du das ganze Haus rebellisch machen?“
    „Aber wir müssen hier raus!“
    Im Haus herrschte Stille. Irgendwo betätigte jemand die Wasserspülung. Draußen auf der Straße ging ein einsamer Frühaufsteher vorbei.
    Er konnte hier nicht warten. Seine, Hassan Marfadras, Fingerabdrücke waren überall in der Wohnung mit der entsetzlich verstümmelten Frau.
    Landru zog das Messer heraus und ließ es aufklappen.
    Als er die blanke Klinge sah, wurde Marfadra hysterisch. Sie war abgewischt, doch er sah immer noch Blut daran herunterlaufen. „Das Messer!“ rasten seine Gedanken. „Messermessermesser!“
    „Ruhig.“ Landru steckte die Messerspitze in den Türspalt. Er drückte gegen einen verborgenen Widerstand und verstärkte die Hebelwirkung. Die Klingenspitze brach ab. Er schob den Klingenrest nach und drückte von neuem. Mit einem Schnappen, das in dem Treppenflur überlaut widerhallte, sprang die Tür

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