0701 - Duell der Amulette
erahnt. Nur wie die aussah, hatte sie leider nicht gewusst.
Neben ihr stöhnte Zamorra leise. Sie hockte sich neben ihn. Sein Gesicht war angespannt, als kämpfe er immer noch gegen seinen Gegner. Er atmete gleichmäßig. Unter dem Schleim war kaum festzustellen, ob er sich ernsthaft verletzt hatte, aber Nicole hatte außer einer Beule am Hinterkopf nichts entdeckt.
Es war auch weniger Zamorras Zustand, der ihr Sorgen bereitete.
Nicole tastete nach dem Amulett, das sie im Ektoplasma neben ihrem Gefährten gefunden hatte. Die Metallscheibe fühlte sich unter ihren Fingerspitzen kühl und seltsam leicht an, so als habe es einen Teil seiner Substanz verloren.
Und noch etwas anderes war merkwürdig, denn obwohl Nicole es in den letzten Minuten immer wieder versucht hatte, ließ sich das Amulett nicht mehr rufen.
In diesem Moment kam Zamorra zu sich.
***
»Hier stinkt's«, murmelte Zamorra, noch bevor er die Augen aufschlug. Das grelle Licht der Deckenlampe stach bis in sein Gehirn und ließ ihn aufstöhnen. Langsam nahm seine Umgebung Konturen an. Das Bett, auf dem er völlig unbekleidet lag, schälte sich daraus hervor, dann die restlichen Möbel und die zugezogenen Vorhänge.
Ich bin im Schlafzimmer, erkannte er. Für einen Augenblick dachte er, die letzten Stunden seien vielleicht nur ein bizarrer Albtraum gewesen, doch dann löste sich auch die Tapete des Raums aus dem verschwommenen Nebel.
O nein, dachte Zamorra, als er das geschmacklose Muster sah. Es ist sein Schlafzimmer.
Er setzte sich vorsichtig auf und musste sich am Bettpfosten festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mit der freien Hand ertastete er ein breites Pflaster auf seiner Stirn und Reste einer klebrigen, zähen Flüssigkeit. Er roch daran und verzog angewidert das Gesicht.
Ektoplasma.
Erst jetzt begann er sich zu fragen, was eigentlich passiert war.
Der magische Schlag der Amulette musste ihn weitgehend verfehlt haben, sonst hätte er wohl kaum überlebt. Vermutlich lag das an der besonderen Beziehung zwischen Merlins Stern und seinem Träger. Das war zumindest die einfachste Erklärung, beantwortete aber nicht die Frage, weshalb er allein und ungefesselt im Schlafzimmer lag.
Wo war Nicole?
Zamorras Blick fiel auf den Nachttisch neben seinem Bett. Darauf stand ein Foto, das seinen grinsenden Doppelgänger neben dem Lamborghini zeigte, mit dem er und Nicole am Vorabend die Flucht gewagt hatten. Vor dem Foto lagen das Amulett und eine 9mm-Pistole.
Erleichtert griff Zamorra nach der magischen Waffe und erschrak. Sie war so leicht, als bestünde sie aus Blech. Er drehte sie zwischen den Fingern.
»Was ist mit dir passiert?«, fragte er leise.
Das Öffnen der Tür riss ihn aus seinen Gedanken.
»Oh, du bist wach«, sagte Nicoles Stimme. »Gut. Es gibt jede Menge Probleme.«
Er drehte sich zu ihr um. Der hautenge, hochgeschlossene Hosenanzug aus schwarzem Leder knarrte bei jeder ihrer Bewegungen. Ihr Gesichtsausdruck war so kalt und distanziert wie ihre Stimme. Zamorra spürte den unterdrückten Hass, der ihm entgegenschlug. Selbst wenn sie nicht die uncharakteristische Kleidung getragen hätte, wäre ihm sofort klar gewesen, dass dies nicht die richtige Nicole war. Ihr Verhalten ließ allerdings nur einen Schluss zu: Sie hielt ihn für seinen Doppelgänger.
Nicoles nächste Worte bestätigten seinen Verdacht.
»Unsere Doppelgänger sind wieder in der Zelle, allerdings ist der ganze Flügel voll von diesem stinkenden Ektoplasma. Apropos: Du solltest duschen.«
»Schreib mir nicht vor, was ich zu tun habe«, entgegnete Zamorra barsch und hoffte, dass das die angemessene Reaktion war.
Nicole hob beschwichtigend die Hand. Er sah Angst und Wut in ihren Augen blitzen.
Sie ist eine tickende Zeitbombe, dachte er.
»Schon gut«, lenkte Nicole ein. »War nur ein Vorschlag. Schließlich habe ich die halbe Nacht neben deinem Bett gesessen und den Gestank eingeatmet.«
Ihr Blick fiel auf die Pistole und ihm war klar, was sie damit sagen wollte. Sie hätte ihn töten können, als er hilflos war, aber sie hatte es nicht getan.
Er bezweifelte allerdings, dass sie aus moralischen Gründen oder gar aus Liebe so gehandelt hatte. Sie brauchte Zamorra, deshalb hatte sie ihn nicht getötet.
Er ignorierte ihren Blick und fragte stattdessen: »Die halbe Nacht warst du hier? Wie lange war ich denn bewusstlos?«
»Fast acht Stunden. Ich hätte natürlich am liebsten die ganze Zeit über dich gewacht, aber ich hatte wichtige Dinge zu
Weitere Kostenlose Bücher