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0702 - Das dunkle Ich

0702 - Das dunkle Ich

Titel: 0702 - Das dunkle Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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starb.
    ***
    »Was war das?«, keuchte der Zamorra der Spiegelwelt. »Was, verdammt noch mal, war das?«
    Er schwang herum, starrte Cascal an. »Steckst du dahinter? Hast du das gemacht?«
    Aber Yves Cascal antwortete nicht. Er kauerte nur da, war wie gelähmt. Er schien überhaupt nicht zu registrieren, dass außer ihm noch jemand in dem Hotelzimmer war.
    »He, ich rede mit dir!«, brüllte Zamorra ihn an.
    Cascal starrte durch ihn hindurch.
    Zamorra trat zu ihm, rüttelte ihn. »Hörst du nicht?«
    »Lass ihn«, sagte Duval. »Er ist weggetreten. Wenn du mich fragst, hat eisernen Schaden für's Leben weg. Und, ehrlich gesagt, mich hätte es auch fast erwischt. Du solltest dich auf so etwas nie wieder einlassen.«
    Dabei deutete sie auf das Amulett in Zamorras Hand - das 6. Amulett, das eigentlich Yves Cascal gehörte und das Zamorra gegen sein anderes Ich eingesetzt hatte.
    Beziehungsweise sie deutete auf Zamorras Hand, in der sich dieses Amulett befunden hatte!
    »Scheiße!«, fuhr der Magier auf. »Wo ist dieses Mistding? He, Ombre, hast du etwa…«, und im gleichen Moment versetzte er dem dunkelhäutigen Mann einen bösten Fausthieb. Cascal, den man Ornbre, den »Schatten«, nannte, wich nicht mal aus. Er kippte nur einfach zur Seite weg.
    »Ich fasse es nicht!«, keuchte Zamorra. »Was wird hier gespielt? Wieso sind wir nicht in der Lage, mit diesem Mist fertig zu werden?«
    »Wir? Du!«, konterte Duval eiskalt. »Du bist doch derjenige, der hier wild herumzaubert. Es wäre einfacher gewesen, die beiden zu erschießen. Dann hätten wir Ruhe gehabt! Du machst einen persönlichen Krieg daraus.«
    Zamorra sah sie finster an.
    »Machst du mir Vorwürfe?«
    »Ich sage dir nur, was meiner Ansicht nach schief gelaufen ist. Du lässt dich zu sehr von Emotionen leiten. Das ist nicht gut, sage ich.«
    »Schnauze!«, bellte er wütend zurück. »Hier bestimme ich. Wenn dir das nicht passt, scher dich zur Hölle!«
    »Ist ja schon gut«, sagte sie beschwichtigend und hob abwehrend die Hände. Dabei richtete sie wie zufällig die Pistolenmündung auf Zamorra.
    Nur ein paar Sekunden lang.
    Aber er hatte es bemerkt.
    Doch er sagte nichts dazu. Das war eigenartig. Normalerweise reagierte er äußerst aggressiv auf Bedrohungen. Auch wenn sie unbeabsichtigt erschienen.
    »Sieht so aus, als hätte der andere Zamorra bei seiner Flucht das Amulett mitgenommen«, fuhr Duval fort. »Wie auch immer er das geschafft hat. Aber ich habe das dumpfe Gefühl, dass er über die Amulette mehr weiß als wir.«
    »Unsinn.« Zamorra winkte ab. Aber die Bewegung kam nicht spontan, wirkte eher zögernd.
    »Wo mag er jetzt stecken?«
    Duval zuckte mit den Schultern. »Du wirst eine Beschwörung durchführen müssen, um es herauszufinden. Denn die Zeitschau deines Amuletts funktioniert ja nicht mehr. Und das funktionierende Amulett dieses Niggers haben jetzt die anderen.«
    Sie sah nicht das kurze zornige Aufblitzen in den Augen Cascals. Der Ex-Polizist, der durch eine getürkte Korruptionsaffäre unehrenhaft aus dem Dienst entlassen worden war und seitdem sein Dasein unter dem Existenzmimmum fristete, hatte sehr wohl mitbekommen, worüber die beiden Teuflischen diskutierten. Aber er wusste, dass er keine Chance hatte, wenn er jetzt aufbegehrte. Zamorra war nahe daran, ihn zu töten, und ihn rettete nur, den Und dazu benötigte er nicht einmal sehr viel Schauspielkunst. Was sich hier in diesem Hotelzimmer vor ein paar Minuten abgespielt hatte, hatte ihn tief getroffen, und er verstand es nicht. Auch wenn er sich mit der Amulett-Magie einigermaßen befasst hatte - immerhin hatte er dem Zamorra aus der anderen Welt ein paar Kleinigkeiten verraten können, die der noch gar nicht herausgefunden hatte -, begriff er nicht, was hier geschehen war. Es war zu groß, zu fremd, zu… vernichtend. Bis heute hatte Cascal sich nicht vorstellen können, welche zerstörerischen Kräfte wirklich in jener Silberscheibe steckten.
    Er war fassungslos und fast zu Tode erschrocken. Aber zugleich auch fasziniert.
    Doch das durfte er sich nicht anmerken lassen. Wenn er jetzt auch nur den geringsten Fehler machte, war er schneller tot, als er denken konnte.
    Duval steckte die Pistole endlich wieder ein.
    »Gehen wir«, sagte sie.
    Zamorra sah sie verdutzt an. »Seit wann gibst du hier die Befehle?«
    »Ich habe geschossen«, sagte sie. »Zwei- oder dreimal, ohne Schalldämpfer. Das ist gehört worden. Die Polizei dürfte schon unterwegs sein. Zamorra, wir sind hier nicht

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