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0702 - Das dunkle Ich

0702 - Das dunkle Ich

Titel: 0702 - Das dunkle Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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erreichten. Hinter ihnen hatte sich das Tor ferngesteuert geschlossen. Da wussten sie, dass ihre Ankunft beobachtet worden war. Die Technik entsprach der der richtigen Welt.
    Jemand hatte das Tor nicht sofort nach der Durchfahrt des Polizeiwagens geschlossen, sondern gewartet, bis Zamorra und Nicole es durchschritten, um danach erst auf den Knopf zu drücken. Jetzt wurden sie wohl schon erwartet. Ein wenig verwunderte es Zamorra allerdings, dass man ihnen keinen Wagen entgegenschickte, sondern sie zu Fuß marschieren ließ.
    Das war - bei Besuchern wie ihnen - eigentlich schon grob unhöflich.
    Haus und Vorplatz sahen aus wie gewohnt. Sogar die gleichen Autos standen in der offenen Garage - im Château Montagne sah das ein wenig anders aus.
    Der kahlköpfige Butler Scarth erwartete sie im Schatten vor dem unechten Bungalow - unecht deshalb, weil's noch eine Halbetage über einem Teil des flachen Hauses gab. »Willkommen«, sagte Scarth etwas steif. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Er führte sie nicht zur Haustür herein, sondern außen um das Haus herum zur Terrasse. Dabei fiel Nicole etwas auf, das sie verblüffte.
    Es gab doch einen Unterschied!
    Abseits des Bungalows hätten eigentlich die Regenbogenblumen wachsen müssen mit ihren mannsgroßen Blütenkelchen, die ganzjährig geöffnet waren und die je nach Betrachterperspektive in allen Farben des Regenbogenspektrums schimmerten. Zamorra und Nicole selbst hatten hier vor Jahren Ableger ihrer eigenen Blumen aus dem Château angepflanzt, um mit den schnell wachsenden Pflanzen eine rasche und unkomplizierte Reisemöglichkeit zu ihrem Freund Tendyke und den mit ihm zusammenlebenden Peters-Zwillingen zu besitzen.
    »Chef«, raunte sie. »Schau mal.«
    Er schaute. »Verdammt!«, murmelte er. »Ich drehe Tarona den Hals um!«
    Wären sie noch in Baton Rouge, hätten sie sich zu Yves Cascals-Wohnung durchschlagen können. Im Hinterhof des Mietshauses wuchsen ebenfalls Regenbogenblumen. Mit denen wären sie heim gekommen. Aber jetzt zerschlug sich diese Hoffnung erst einmal!
    Außer, in der Spiegel weit wuchsen die Blumen an einer anderen Stelle des tendyke'schen Anwesens…
    Robert Tendyke, alias Ty Seneca, saß auf der Terrasse und hatte auf einem kleinen Tisch allerlei Kartenwerk, Notizzettel und farbige Stifte liegen, mit denen er sich befasste. Er trug nicht seine übliche Lederkluft, sondern legere Freizeitkleidung. Als Scarth die Besucher am Pool vorbei auf die Terrasse führte, erhob er sich.
    »Welche Überraschung«, sagte er.
    »Hallo, Ty«, sagte Zamorra etwas zurückhaltend.
    Seneca umrundete den Tisch und begrüßte Nicole und Zamorra nacheinander mit Handschlag. Zamorras Hand hielt er etwas länger fest, und in diesen wenigen Sekunden glaubte der Meister des Übersinnlichen so etwas wie eine Verwandtschaft zu spüren. Etwas, das er nicht näher definieren konnte, verband ihn mit diesem Mann.
    »Setzt euch«, bat Seneca und ließ Zamorras Hand endlich los. »Scarth wird euch etwas zu trinken bringen, vielleicht auch einen kleinen Imbiss, wenn ihr hungrig seid - vorausgesetzt, Tashas wilde Horde hat noch genügend übrig gelassen.«
    »Was…« Zamorra unterbrach sich. Gerade hatte er fragen wollen, was Seneca meinte. Aber da sie auch in der Spiegelwelt miteinander bekannt und vertraut waren, wie's schien, musste er theoretisch Bescheid wissen, wer oder was Tashas wilde Horde war.
    Mach keinen Fehler, Mann!, rief er sich selbst zur Ordnung. Es reichte, dass er von seinem negativen Doppelgänger gejagt wurde. Wenn er sich auch noch Seneca auf den Hals lud, sanken die Chancen, dieses Abenteuer zu überstehen, sehr rapide!
    Nicole und er ließen sich auf den Gartenstühlen nieder. Seneca raffte die Karten und Papiere einfach zusammen und drückte alles Scarth in die Hand. »Bringen Sie's in mein Büro. In den Safe«, sagte er. »Ab jetzt beginnt der gemütliche Teil des Tages. Verflixt, davor habe ich mich eigentlich drücken wollen. Aber da ihr jetzt aufgetaucht seid, habe ich keine Ausreden mehr.«
    Er setzte sich ebenfalls wieder.
    »Suchst du etwa die Ungemütlichkeit?«, fragte Nicole. »Hat dir Banks nicht schon genug bereitet? Was wollte er hier?«
    Seneca winkte ab. »Banks… ist ein Idiot. Er entwickelt täglich neue Verschwörungstheorien, in deren Zentrum ich stehe. Wenn's nach ihm ginge, hätte ich schon längst die Mafia unter meiner Kontrolle und mindestens zehnmal pro Tag die Regierung gestürzt.«
    »Und warum tust du es nicht?«, fragte

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