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0702 - Das dunkle Ich

0702 - Das dunkle Ich

Titel: 0702 - Das dunkle Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Stell dich nicht so begriffstutzig, Zamorra! Ich will zurück. Aber ich finde keinen Weg. Ihr müsst mir helfen.«
    »Das also hat Tarona gemeint«, entfuhr es Nicole. »Deshalb hat sie uns hierher…«
    »Tarona? Ihr seid ihr begegnet?«
    »Ja.«
    »Dann wundert mich, dass ihr noch lebt. Sie muss einen guten Tag gehabt haben. Zamorra, Nicole - helft mir! Ich kann hier nicht leben. Irgendwann fliege ich auf! Irgendwann merken die anderen, dass ich nicht der richtige Seneca bin! Ich bin Robert Tendyke, nicht Ty Seneca!«
    »Das solltest du uns etwas näher erläutern, alter Freund«, verlangte Zamorra. Sein Misstrauen blieb. Er war nicht sicher, ob es keine Falle war. Ein kurzer Blickwechsel mit Nicole verriet ihm, dass sie auch nicht weiterkam. Sie konnte Seneca nicht telepathisch sondieren. Der konnte sich dagegen ebenso abschirmen wie sie selbst.
    »Natürlich«, versprach Seneca. »Ich bin…«
    Er unterbrach sich, weil in diesem Moment eine junge Frau aus dem Haus auf die Terrasse trat. Bildhübsch, mit langem, blauschwarzem Haar - und splitternackt. »Oh, Besuch? Hi«, sagte sie. »Lange nicht gesehen. Wie kommst du mit deinen Plänen voran, Professorchen?« Dabei zwinkerte sie ihm zu. »Wann können wir damit rechnen, dass du endlich Fürst der Finsternis wirst?«
    »Dauert nicht mehr lange«, brummte Zamorra.
    Das sind ja reizende Aussichten - mein dunkles Ich entwickelt Ambitionen auf den Höllenthron? Na klasse… das hat mir gerade noch gefehlt…
    Seneca hob die Hand und machte eine verscheuchende Bewegung. »Wie wär's, wenn du wieder ins Haus gehst und dir erst mal was anziehst?«
    Die Nackte zog einen Schmollmund. »Muss das sein?«
    »Nun mach schon!«
    Sie streckte ihm die Zunge heraus. »Bäh, Spießer! Sonst kannst du nicht genug Haut von mir sehen. He, Nicole, kommst du mit und hilfst mir beim Anziehen?« Die Zunge glitt langsam über die feuchten Lippen. »Dann lernst du auch gleich die anderen kennen.«
    »Nicole bleibt erst mal hier«, sagte Seneca energisch.
    »Dann eben nicht«, seufzte die Nackte und verschwand mit erotisierendem Hüftschwung wieder im Haus.
    »Unseretwegen muss sie sich nicht in überflüssige Textilien stürzen«, schmunzelte Nicole.
    »Schon klar«, sagte Seneca. »Du spielst ja auch gern hüllenlose Augenweide, und die Süße hat sich garantiert nicht mal was dabei gedacht. Ich dir«, er nickte Zamorra zu, »nicht den optischen Genuss verwehren, aber ich musste einen Grund finden, sie wieder wegzuschicken, damit wir ungestört weiter reden können.«
    Nur kam die nächste Störung gleich hinterher: Butler Scarth erschien und servierte Getränke - Whiskey für Zamorra, Likör für Nicole.
    »Wir hatten eher an etwas Alkoholfreies gedacht«, sagte Nicole und betrachtete etwas verwundert die Zigarettenpackung und das Feuerzeug, das Scarth beiläufig vor Zamorra auf dem Tischlein platzierte.
    »Verzeihung«, murmelte Scarth, neigte den Kopf und verschwand wieder.
    Zamorra warf einen Blick auf die Zigaretten. Der andere raucht also, erkannte er, der es sich selbst schon vor fast 20 Jahren abgewöhnt hatte. Hoffentlich muss ich es hier jetzt nicht wieder anfangen, und hoffentlich merkt's keiner…
    Prompt deutete Seneca auf die Packung. »Scarth hält euch für die anderen, er weiß nicht, dass ihr nicht aus dieser Welt stammt«, sagte er. »Er weiß auch nicht, wer ich in Wirklichkeit bin. Keiner weiß das, nicht mal Tasha. Und ich weiß nicht, wie lange ich das Spiel noch durchhalte, diese ständige Tarnung und Täuschung.«
    »Wer ist Tasha?«
    »Das war sie gerade«, sagte Seneca und wies zur Tür. »Natasha, meine… sorry, Senecas Lebensgefährtin. Teuflisch hübsch, nicht wahr? Eine Zigeunerin. Ich habe den Verdacht, dass sie auch eine Hexe ist. Heute veranstaltet sie irgendeine wilde Fete mit ihren Freundinnen. Deshalb hat Scarth euch auch nicht durchs Haus gelassen, sondern außen herum. Ich wollte nicht, dass die Ladys sich gestört fühlten, falls sie gerade durchs Haus tobten. Tasha ist übrigens scharf auf dich, Nicole. Beziehungsweise auf die Nicole Duval dieser Welt. Sie nutzt jede Gelegenheit, sie ins Bett zu kriegen.«
    »Deshalb die Anspielung eben«, erkannte Nicole. »Deine Lebensgefährtin? Was sagen die Zwillinge dazu?«
    »Es gibt sie in dieser verfluchten Welt nicht«, sagte Seneca. »Oder mein anderes Ich ist nie mit ihnen zusammengetroffen. Vielleicht weiß nur Zamorra, wo sie stecken. Es gibt so verdammt viele Unterschiede… und wenn ich hier nicht

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