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0702 - Das dunkle Ich

0702 - Das dunkle Ich

Titel: 0702 - Das dunkle Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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bald wieder wegkomme, fliege ich eines Tages auf. Und dann… wird Zamorra mich jagen. Der Zamorra dieser Welt, der Schwarzmagier und Satan. In bester Tradition des unseligen Leonardo deMontagne. Ihr habt es eben durch Natasha mitgekriegt - er will Fürst der Finsternis werden!«
    »Das klingt alles ziemlich verrückt«, sagte Zamorra düster. »Hast du den Verstand verloren, Mister Ty Seneca? Oder willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Du musst es doch auch gespürt haben«, sagte der Abenteurer. »Als wir uns begrüßten. Wir gehören alle drei nicht hierher. Ich weiß nicht, wie ihr hierher gekommen seid, aber ich hoffe, dass ihr den Weg zurück kennt, dass ihr nicht ebenso festsitzt wie ich.«
    »Und wie bist du hierher gekommen?«, fragte Zamorra betont spöttisch.
    »Ich bin fehlgeleitet worden«, sagte Seneca leise. »Als ich von Avalon zurückkehrte… und ich habe es erst gemerkt, als ich hier ankam. Der andere ist dafür in unserer richtigen Welt eingetroffen. Ist es euch nicht aufgefallen, dass er ganz anders ist als ich?«
    »Erzähle«, verlangte Zamorra nachdenklich. »Was ist passiert?«
    »Eine verdammt lange Geschichte. Ihr erinnert euch an Amun-Re? Ich war so närrisch zu glauben, ich könnte mit ihm fertig werden… und er wurde mit mir fertig. Ich wäre fast wirklich gestorben, hätte es beinahe nicht mehr geschafft, nach Avalon zu gehen, um dort wiederbelebt zu werden.« [1]
    Zamorra nickte. Es war eine seltsame Art der Beinahe-Unsterblichkeit. Über fünf Jahrhunderte lang war Tendyke, oder Roberto, oder deDigue, oder wie auch immer er sich im Laufe der Zeit genannt hatte, wieder zurückgekehrt, wenn er getötet worden war, weil er kurz vor dem endgültigen Eintritt des Todes zur magischen Insel Avalon entweichen konnte.
    Damals, als Amun-Re seinen Permafrostzauber wirkte, dem auch der alte Raffael Bois zum Opfer gefallen war, hatten sie alle nicht mehr damit gerechnet, dass Tendyke es diesmal schaffen könnte. Aber irgendwie war es ihm wohl doch gelungen, aber erst Monate später war er wieder aufgetaucht, und seither nannte er sich Ty Seneca und agierte völlig anders als früher. Gerade so, als wäre er eine ganz andere Person…
    »Eigentlich ist es die Schuld meines Erzeugers«, sagte Tendyke leise. »Er hat Merlins Zauberwald zerstört, er hat den Zeitbrunnen vernichtet… und damit den Weg nach Avalon nicht nur für Merlin blockiert, sondern auch… und, verdammt, ich erfuhr es erst, als ich mich bereits in Avalon befand und nicht mehr zurückkonnte…«
    »Nicht mehr? Aber du bist doch hier!«
    »Am falschen Ort, ja…« Und Robert Tendyke begann zu erzählen…
    ***
    Er wusste nicht, wie lange er schon hier war. Längst hatte er das Gefühl für Zeit und Raum verloren und sich scheinbar der Insel angepasst. Aber trotz aller Anpassung war er immer noch ein Fremdkörper.
    Grund zur Hoffnung und Verzweiflung zugleich.
    Verzweiflung, weil ihm - dem Fremdkörper - immer noch bewusst war, dass er nicht hierher gehörte, dass er ein Gefangener war. Für alle Zeiten , in alle Ewigkeit.
    Hoffnung, weil es vielleicht doch noch einen Weg hinaus gab. Er musste ihn nur finden.
    Der Weg nach Avalon ist zerstört!
    Merlins Brunnen in Broceliande… Tendyke hatte niemals gewusst, dass dieser Jungbrunnen etwas mit seinem Weg nach Avalon zu tun haben könnte. Denn er hatte den Brunnen nie benutzt. Er war nie in Broceliande gewesen.
    Deshalb war er sicher, dass es noch einen anderen Weg gab. Jenen, über den er diesmal aufgefangen worden war, wie die anderen es genannt hatten, die ihn heilten und wiederherstellten.
    Diesen Weg musste er finden.
    So bald ivie möglich.
    Bevor er sich wirklich in Avalon verlor.
    Wieviel Zeit mochte inzwischen auf der Erde vergangen sein? Jahrzehnte? Oder Sekunden? Avalon kannte Zeitbegriffe dieser Art nicht. Wie schnell oder wie langsam die Zeit hier verging, ließ sich nicht schätzen. Das Einzige, was Tendyke einmal gehört hatte, war, dass sich Avalon seitlich zum Zeitstrom immer weiter von der Erde entfernte.
    Einmal begegnete ihm ein seltsames Wesen.
    »Wer bist du?« fragte Tendyke.
    Das Wesen, von menschlicher Statur, aber mehr als doppelt so breit und massig, lachte. »Du hast nie von mir gehört, wie? Nun, wir bewegen uns diagonal zur Zeit und haben die Erde längst abseits gelassen. Sie ist schon weit fort, die Welt, auf der wir einmal heimisch waren.«
    »Ihr?«
    »Ihr nanntet uns die ›Kleinen Riesen‹.«
    Tendyke begriff. Zamorra hatte ihm von diesen Wesen

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