0703 - Stunden der Angst
erzählt, dass der Geist von John Wayne über ihn wache und darauf achte, dass ihm nichts geschehe.
Unter anderen Umständen hätte Scarth Ross schon längst gefeuert, aber der ehemalige Marine - der aus Gründen, über die er niemals sprach, unehrenhaft entlassen worden war -hatte einen gewaltigen Vorzug, der ihn unentbehrlich machte: Er war der härteste Kämpfer, dem Scarth je begegnet war.
Ihm fielen die Worte ein, die Seneca einmal über Ross gesagt hatte: »Er hat die Kraft eines Ochsen, den Mut eines Tigers, die Verschlagenheit einer Ratte und das Gehirn eines an Tollwut erkrankten Pit Bulls. Sollte die Welt in einem atomaren Holocaust vergehen, werden nur zwei Lebensformen übrigbleiben. Die Kakerlaken und Ross.«
Scarth war sicher, dass niemand die Vor- und Nachteile des Leibwächters besser hätte zusammenfassen können.
Er sah wieder hinauf in den Himmel und glaubte, in einiger Entfernung drei schwarze Punkte zu erkennen. Wenn es sich dabei um die Hubschrauber handelte, waren sie nur noch wenige Minuten entfernt.
Verdammt, Sanders, dachte er. Meld’ dich endlich!
Das Mobiltelefon klingelte.
»Ja!«, bellte Scarth in das kleine Mikrofon. Einen Moment lang hörte er nur Rauschen und befürchtete schon, die Verbindung sei zusammengebrochen, doch dann sagte eine Stimme: »Sanders hier, Sir. Bin in Position und erbitte weitere Anweisungen.«
»Sehr gut, Mister Sanders. Lassen Sie ihr Telefon eingeschaltet, damit wir Sie darüber anpeilen können. Weitere Befehle folgen.«
»Ja, Sir. Es wäre nett, wenn Sie sich ein bisschen beeilen könnten. Hier ist es ganz schön unbequem.«
Aus den drei schwarzen Punkten am Horizont waren inzwischen erkennbare Formen geworden. Das charakteristische Knattern der Motoren war deutlich zu hören.
»Keine Sorge, Mister Sanders«, entgegnete Scarth lächelnd. »Wir sind schon unterwegs.«
Er steckte das Handy ein und wandte sich an seine Leute, die dem Gespräch sichtlich erleichtert gefolgt waren. Sie alle wussten, dass Sanders ein großes Risiko eingegangen war. Aber jetzt schien es, als sei der Plan aufgegangen, denn ihr Kollege befand sich in unmittelbarer Nähe der Entführer, ohne dass die etwas davon ahnten.
Dabei hätten sie nur in den Kofferraum sehen müssen…
***
»Wir sollten anhalten und den Wagen mal richtig durchsuchen«, schlug Carsten vor. »Möglicherweise hat Scarth uns einen Peilsender untergeschoben.«
Tendyke schüttelte den Kopf und zeigte von der Rückbank aus auf ein kleines, grün blinkendes Licht am Armaturenbrett. »Siehst du das? Hinter dem Licht steckt ein Sender, der sämtliche Frequenzen blockiert. Ausgenommen sind nur die, auf denen Mobil- und Autotelefone senden. So lange also keiner von uns ein Telefon benutzt, kann nichts passieren.«
Carsten seufzte. »Es muss doch einen Haken bei dieser Flucht geben. Scarth hat uns einfach so gehen lassen. Den Wagen kann er nicht manipuliert haben, weil er sonst das Leben seines Chefs riskieren würde. Einen Peilsender gibt's auch nicht und eine Verfolgung auf Sicht kann er bei den Bäumen vergessen.«
Das stimmt allerdings, dachte Zamorra mit einem Blick auf das dichte Grün auf beiden Seiten der schmalen Straße. An manchen Stellen berührten sich die Äste über den Asphalt hinweg und schufen ein undurchdringliches Laubdach. Eine Verfolgung aus der Luft war unmöglich. Sogar ein zweiter Wagen wäre aufgefallen, denn die Strecke, die Rob ausgesucht hatte, lag abseits der großen Highways und war so einsam, dass ihnen in den letzten dreißig Minuten nur zwei Trucks entgegen gekommen waren.
Was hatten sie übersehen?
»Vielleicht will uns niemand verfolgen«, sagte er. »Mein Doppelgänger kann sich doch denken, dass wir zu den Regenbogenblumen wollen, um in unsere Welt zurückzukehren. Wenn er Scarth das gesagt hat, muss der mit seinen Leuten nur auf uns warten.«
»Aber dann wäre er in der gleichen Situation wie eben«, warf Nicole ein. »Er glaubt immer noch, dass Rob unsere Geisel ist. Wie soll er uns ausschalten, ohne seinen Boss zu gefährden?«
Zamorra lehnte sich zurück. »Es ist eine verdammt weite Strecke bis Baton Rouge. Er hat genug Zeit, um sich auf die Situation vorzubreiten.«
»Wir aber auch«, zeigte Rob sich optimistisch. »Ich schlage vor, dass wir nicht das Auto, sondern ein Flugzeug nehmen.«
»Dann hätten wir gleich den Hubschrauber nehmen können. Der wäre ohnehin sicherer und schneller als alles andere!«, konterte Zamorra. Er entsann sich, dass Tendyke
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