0703 - Stunden der Angst
einen umgerüsteten Bell UH zur Verfügung hatte, der mit Dynastie-Technik vollgestopft und zusätzlich bewaffnet war.
»Der steht auf dem Airport von Miami, und Scarth wird damit rechnen, dass wir…«, begann Nicole.
Tendyke unterbrach sie. »Er steht eben nicht. Diese Super-Maschine gibt's hier nicht. Nur ein paar kleinere Apparate. - Wir sollten höchstens bis nach Alabama fahren und dort ein Flugzeug nach Baton Rouge chartern. Scarth kann unmöglich alle Flughäfen zwischen hier und Louisiana überwachen.«
Carsten drehte sich zu ihm um. »Und was dann?«
»Dann sehen wir uns die Situation an und treffen eine Entscheidung. Wir finden schon eine Möglichkeit, um zu den Blumen zu gelangen.«
»Und Michael zu helfen.«
Zamorra hatte befürchtet, dass die Diskussion früher oder später an diesen Punkt kommen würde.
»Carsten«, sagte er. »Wir haben keine Ahnung, wo Michael ist. Vielleicht hat er schon längst den Sprung zurück geschafft.«
»Sicher nicht, ohne nach uns zu suchen! - Oder er ist im Château. Du hast selber gesagt, dass es nur drei Möglichkeiten gibt. Da er weder bei dir noch bei Nicole aufgetaucht ist, muss er bei deinen Doppelgängern gelandet sein. Und nach allem, was ich über die gehört habe, sollten wir ihn so schnell wie möglich dort rausholen.«
Nicole schüttelte den Kopf. »Das Château ist eine Festung. Es wäre Selbstmord, über die Regenbogenblumen dorthin zu reisen.«
»Dann müssen wir eben eine andere Möglichkeit finden.«
Zamorra und Rob sahen sich an. Beide wussten, dass Carsten nicht ohne seinen Freund gehen würde, aber ebenso sehr war ihnen klar, dass sie ihn nicht allein zurücklassen konnten. Sie hatten einiges gemeinsam erlebt und oft nur überlebt, weil sich jeder hundertprozentig auf den anderen verlassen konnte. Und dazu gehörte auch, dass man einen Freund nicht im Stich ließ, nur weil der sich entschlossen hatte, etwas völlig Irrsinniges zu tun.
»Uns fällt schon was ein«, sagte Zamorra.
Nur so recht daran glauben konnte er nicht.
***
»Sir«, sagte Sanders’ Stimme, die bei dem Lärm der Motoren nur schwer zu verstehen war. »Der Akku ist fast leer. Wenn Sie sich nicht beeilen, verlieren Sie die Peilung.«
Scarth sah auf die Karte und tippte dem Piloten auf die Schulter.
»Gehen Sie auf zweihundert Fuß«, rief er. »Die anderen Maschinen sollen sich uns anschließen.«
Der Pilot nickte. Nur Sekunden später sank der Hubschrauber nach unten. In der Abenddämmerung lag ein rötlicher Glanz über den Baumwipfeln. Die Straße zog sich grau und leer zwischen ihnen hindurch. Nach einem Moment tauchte ein schwarzer Wagen aus den Schatten auf.
Scarth griff nach dem Handy. »Mister Sanders, wir sind direkt über ihnen. Im Osten befindet sich eine kleine Ortschaft, die Sie gleich passieren werden. Dahinter liegt ein Waldstück. Sie sollten es in circa drei Minuten erreicht haben. Halten Sie sich fest. Es könnte etwas ungemütlich werden.«
»Alles verstanden. Viel Glück, Sir.«
»Ihnen auch, Mister Sanders.«
Er schaltete das Telefon ab und steckte es in seine Brusttasche. Auf sein Nicken kontrollierten die drei anderen Passagiere ihre Waffen und lösten die Sicherheitsgurte. Nur Scarth blieb angeschnallt. Er griff nach einer Kiste, die halb unter seinem Sitz verborgen war und zog zwei längliche Gegenstände hervor.
Ross, der ihm gegenüber saß, grinste. »Wird ein mächtiges Feuerwerk, Sir. Ich hoffe nur, Mister Seneca nimmt uns das nicht übel. Die Dinger sind ganz schön heftig, Sir.«
»Das sollen sie auch sein, Mister Ross.«
Er warf einen Blick nach draußen. Schräg hinter ihnen verschwand der kleine Ort zwischen den Hügeln. Außer dem Cadillac war kein Fahrzeug auf der Straße zu sehen.
Scarth rückte sein Mikrofon zurecht und reichte Ross die Metallröhren.
»Gentlemen«, sagte er. »Es geht los.«
Mit einem Ruck zog er die Seitentür auf. Der Wind riss an seiner Kleidung. Ihm gegenüber beugte sich Ross weiter vor, als ihm sicher erschien. Der Leibwächter sah einen Moment nach unten. Seine Lippen bewegten sich, als würde er mit sich selbst reden. Dann ließ er die beiden Granaten aus dem Hubschrauber fallen.
Scarth sah ihnen nach, als sie ihrem Ziel entgegentrudelten.
Jetzt gab es kein Zurück mehr.
***
Zamorra ließ die Landschaft an sich vorbeiziehen. Die Straße verlief mitten durch einen subtropischen Urwald, der nur hin und wieder von schmalen Lichtungen unterbrochen wurde, auf denen windschiefe Hütten standen. Ein
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