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0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ort.
    Hier gab es keine Industrie. Kein Schornstein spie Rauch aus, kein Krach irgendwelcher Maschinen wehte uns entgegen, wir waren eingefangen von der Bergluft, umgeben von dunklen Wäldern und weiten, grünen Hängen und schauten auf die Dächer der Häuser, die allesamt nicht sehr hoch waren und über ein Stockwerk mit dem anschließenden Schrägdach nicht hinausgingen. War Farthham anders als andere Ortschaften dieser Größe? Strömte er vielleicht etwas ab, das man als unnormal ansehen konnte?
    Für mich nicht.
    Ich drehte den Kopf und schaute Eastland an. Der Detektiv war in den letzten Minuten unruhiger geworden. Er machte den Eindruck eines Mannes, der an einen bestimmten Ort zurückkam, wo er auch hinwollte, der sich trotzdem vor ihm fürchtete.
    An seinen Anblick hatte ich mich längst gewöhnt. Des öfteren schaute ich in sein Gesicht, übersah dabei seine Verletzungen und konzentrierte mich mehr auf die Augen, die er ebenfalls nicht mehr ruhig halten konnte.
    Sein Blick wieselte hin und her. Er war nervös geworden, er beugte sich vor, drückte sich auch zur Seite und berührte mich hin und wieder. Ich fragte ihn nach dem Grund, aber er schüttelte nur den Kopf. Für mich ein Zeichen, daß es nicht an uns, sondern daran liegen mußte, daß er den Ort so nahe vor sich sah.
    Auch ›bewegten‹ sich seine Geschwüre. Jedenfalls hatte ich den Eindruck. Sie waren schon ziemlich eingetrocknet gewesen, jetzt aber brachen die dünnen Häute wieder auf, so daß eine blaß-gelbe Flüssigkeit hervorrann. Zudem rochen sie.
    »Möchten Sie nicht nach Farthham?« erkundigte ich mich leise.
    Er nickte gegen Sukos Rücken. »Doch, doch, ich will schon hin. Ich muß dorthin.«
    »Wartet man auf Sie?«
    »Sicher.«
    »Und wer?«
    »Alle…«
    Mit dieser Antwort konnte ich nicht viel anfangen, rechnete damit, daß er gelogen hatte. Deshalb stellte ich keine weiteren Fragen und ließ ihn in Ruhe.
    Bevor wir die ersten Häuser erreichten, mußten wir noch eine Kurve hinter uns lassen.
    Die Straße war breiter geworden, zeigte aber keine Teerdecke, sondern eine festgefahrene Schicht aus Erde und kleinen Steinen. Beides bot einen sicheren Untergrund.
    So wie Father Ignatius eine Anlaufstelle besaß, hatten auch wir eine. Von unserem Begleiter wußten wir, daß Beth Morgans Eltern noch eine kleine Gaststätte besaßen, die der Whisky-Brennerei angeschlossen war. Sie vermieteten auch Fremdenzimmer. Eine Kneipe oder Gaststätte war eigentlich immer ein idealer Treffpunkt.
    Farthham machte auch beim Hineinfahren einen verschlafenen Eindruck. In der Ferne, auf den Weideflächen, bewegten sich große Schafherden. Es gab kaum ein Auto, das am Wegrand parkte. Die Fassaden der Häuser waren durchweg mit grünen Kletterpflanzen bewachsen, wobei manche von ihnen sogar blühten.
    Eastland hatte sich steifer hingesetzt. Er machte den Eindruck eines Mannes, der unter seiner starken Spannung litt. Ständig bewegte er seinen Mund, wobei auch sein Adamsapfel hoch und niederglitt und er aussah, als würde er an seinen Problemen kauen und immer wieder versuchen, sie zu schlucken.
    Wir umrundeten ein altes Bauernhaus mit der angebauten Scheune und hatten es nicht mehr weit bis zu einem runden Platz, als sich plötzlich eine alte Frau aus einem der Hauseingänge löste und mit gesenktem Kopf in die Richtung schritt, in die wir fuhren.
    Auch Carter Eastland hatte die Frau gesehen. Plötzlich schnellte er hoch, stieß sich den Kopf, was ihn aber nicht weiter kümmerte, sondern rief aufgeregt: »Das ist Greta Morgan.«
    »Ist sie…?«
    »Ja, Mr. Sinclair. Sie ist die Großmutter von Beth. Eine Frau, die viel weiß.« Er räusperte sich, hielt das Tuch fast schon vor sein Gesicht und machte uns den Vorschlag, mit der alten Dame zu reden.
    »Sie wird Ihnen bestimmt einiges sagen können.«
    »Soll ich anhalten?« fragte Suko.
    »Ja, tu das.«
    Er ließ den Wagen dicht an den Rand der Straße rollen, und auch die Frau hatte es mittlerweile bemerkt. Sie war stehengeblieben und schaute gegen die Scheibe.
    »Soll ich das Tuch…?« Carter schaute mich an.
    »Nein, lassen Sie es.«
    »Auf Ihre Verantwortung.«
    Ich kurbelte die Scheibe nach unten und streckte meinen Kopf vor. Die alte Frau schaute mich skeptisch an, als wollte sie bis auf den Grund meiner Seele blicken.
    »Sie sind Greta Morgan?«
    »Das bin ich. Aber woher kennen Sie mich?«
    »Carter Eastland erzählte uns von Ihnen.«
    Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. »Er ist geflohen, Mister.

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