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0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie war schlecht, sie roch, aber nicht nur muffig, sondern besaß auch einen anderen Gestank, der auf Menschen hindeutete, die sich lange nicht mehr gewaschen hatten. Der Priester blieb stehen, drehte sich um. Sein Gesicht befand sich dicht vor dem seines Besuchers. »Wir sind gleich da!« hauchte er, und eine Gänsehaut zeichnete seine Züge. »Es dauert nicht mehr lange. Ich möchte dich…«
    »Psst!«
    Ignatius hatte etwas gehört und wollte, daß der andere verstummte. Er tat es auch.
    Aus der Ferne waren die Geräusche zu hören. Es dauerte einen Moment, bis der Mönch sie identifiziert hatte. Schreckliche Geräusche, ein Jammern und Klagen, gleichzeitig ein Lachen oder Winseln.
    Das alles mischte sich zusammen und konnte schon an den Nerven eines unbedachten Menschen zerren.
    »Sind sie das?« hauchte Ignatius.
    Der Geistliche nickte. »Ja, das sind sie. Und sie haben sich sehr verändert.«
    Scharf saugte der Besucher die Luft ein. Es war gut, daß er gewarnt worden war, so konnte er sich auf jedes schlimme Bild einstellen. Und es würde schlimm werden, davon ging er aus.
    Auch Kirk hatte seine Schritte so weit wie möglich gedämpft, damit nichts zu hören war. Sie wollten die Veränderten überraschen, und Ignatius, der seinen Blick auch gegen die Decke gerichtet hatte, sah, daß sie die letzte Lampe bald erreicht haben würden.
    Hinter ihr, wo kein Schein mehr hinreichte, waberte eine tiefschwarze Finsternis.
    Kirk ahnte etwas von den Befürchtungen seines Besuchers und sagte mit leiser Stimme: »Keine Sorge, das Licht reicht noch aus, um etwas erkennen zu lassen.«
    »Was denn?«
    »Du wirst es sehen.«
    Es fiel Ignatius schwer, seine Neugierde zu bezähmen. Die Decke des Ganges senkte sich weiter, die Wände wuchsen noch enger zusammen. Hier konnten keine zwei Menschen nebeneinander hergehen.
    Kein Jammer, kein leises Schreien und kein Klagen mehr. Es war still geworden.
    Lauernd still…
    Nur die Trittgeräusche der Männer hörten sich an, als würde Glas mit knirschenden Geräuschen zertreten.
    Unter der letzten Lampe blieben sie stehen. Der Mönch richtete sich etwas auf, auch Kirk tat es ihm nach, wobei er sich drehte und den Arm ausstreckte.
    Er deutete nach links und dabei schräg in die Tiefe. »Dort ist das offene Verlies!« hauchte er.
    »Gut.«
    Sie schlichen vor.
    In der Tat zeichneten sich in Bodenhöhe die Umrisse einer offenen Grube ab.
    Jetzt hörten die beiden wieder etwas. Ein Kratzen, Klatschen und Schaben, als wären die Männer im Innern der Grube dabei, an der Wand hochzuspringen, um den Rand zu erreichen, wobei sie es nicht schafften und immer wieder abrutschten, aber trotzdem nicht aufgaben.
    Dabei blieben sie stumm. Sie handelten wie Roboter, denen niemals die Kraft abhanden kam.
    Das Licht der letzten Lampe in der Reihe warf einen schwachen Schimmer über die viereckige Öffnung und fiel dazu wie der konisch geformte Boden eines Glases in die Grube hinein.
    Auch gegen die Gesichter… Männer und Frauen hielten sich dort auf.
    Father Ignatius schob den Priester etwas zur Seite, blieb am Rand der Grube stehen, schaute in die Tiefe, und was er zu sehen bekam, erschreckte ihn dermaßen tief, daß er hastig zwei Kreuzzeichen schlug.
    Er glaubte, in das Wartezimmer zur Hölle zu blicken…
    ***
    Suko und ich hatten über Father Ignatius gelächelt, der plötzlich ungeahnte Aktivitäten zeigte und sich hastig von uns verabschiedet hatte.
    Sollte er gehen, denn getrennt kämpfen, um anschließend gemeinsam zuzuschlagen, war vielleicht besser.
    Wir hatten uns vor dem Ort verabschiedet, auf einem höher gelegenen Weg, der aber in gleicher Höhe mit der kleinen Kirche lag, die für Ignatius so etwas wie ein Fixpunkt war.
    Er kannte den Pfarrer von Farthham zwar nicht, war aber sicher, daß er mit ihm auskommen würde.
    Wir fuhren weiter.
    Ich saß im Fond, neben mir hockte Carter Eastland, der das Tuch, das ansonsten seinen Kopf bedeckte, nervös zwischen seinen Händen zerknüllte, als wollte er es weich und nachgiebig machen.
    Wir hatten uns einen Geländewagen geliehen, denn man wußte hier nie, welche Strecken wir in dieser Gegend noch zurücklegen mußten. Bisher waren die Straßen jedoch gut gewesen. Wir waren durch die herrliche Landschaft gefahren und hatten nun etwas oberhalb des Ortes angehalten.
    Unter uns lag Farthham!
    Ich kannte die schottischen Dörfer, aber auch die größeren Städte. Meine Eltern wohnten ja nicht allzu weit entfernt, allerdings in einem größeren

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