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0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aus Farthham so plötzlich verschwand.«
    »Stimmt. Er konnte nicht mehr bleiben, obwohl er sich hier in ein Mädchen verliebt hat.«
    »In Beth Morgan.«
    »Du weißt gut Bescheid, Bruder.«
    »Wir sind ein Dorf. Hier kann man nichts vor den anderen geheimhalten.«
    »Das denke ich auch. Aber es sind noch sechs andere da. Wo halten sie sich auf?«
    Kirk seufzte. »Bei mir.«
    »Was?« Beinahe wäre der Mönch aufgesprungen. »Hier in deinem Haus, Bruder?«
    Der Pfarrer schüttelte den Kopf und hob beide Hände an. »Nicht hier im Haus, das wäre nicht gut, wie du sicherlich verstehen wirst. Wie dir sicherlich aufgefallen sein wird, steht die Kirche auf einem kleinen Hügel. Ich will nicht behaupten, daß er untertunnelt ist, aber aus vergangenen Zeiten gibt es noch einige Verliese, in denen die Gläubigen früher Zuflucht gesucht haben, als sie noch verfolgt wurden. Heute habe ich sie für die Kranken zweckentfremdet. Das war vor einigen Tagen noch möglich.«
    »Heute nicht mehr?«
    »Nein, Bruder, nein, denn sie haben sich so schrecklich verändert. Damit meine ich nicht einmal das Äußerliche, diese Pest hat auch vor ihrer Seele nicht haltgemacht. Und deshalb ist sie auch anders als die Pest, die man als ganz normale Seuche ansieht. Ich würde sie als magische Pest bezeichnen.«
    »Deren Saat der Teufel gelegt hat - oder?«
    »Richtig.«
    Father Ignatius stand auf. Er hatte vor zwei Stunden noch gezweifelt, ob es der richtige Weg gewesen war, wieder nach Farthham zurückzufahren. Diese Zweifel waren nun verschwunden. Er war auf dem richtigen Weg, und er würde davon auch nicht mehr abweichen, das hatte er sich fest vorgenommen.
    »Ich kann mir denken, daß du die Veränderten sehen möchtest, Bruder.«
    »Das stimmt.«
    »Komm mit. Aber hast du starke Nerven?«
    »Verlasse dich darauf.«
    Die beiden Männer verließen das Pfarrhaus. Draußen roch es so herrlich frisch. Die Natur stand in voller Pracht, und da es zwischendurch immer wieder geregnet hatte, zeigte das Gras einen satten, grünen Farbton. Da wirkten die Wiesen wie ein dunkles Meer.
    Die Kirche betraten sie nicht. Beide Männer umschritten das große Gebäude. Der schmale Plattenweg führte auf einen winzigen Anbau zu, der wie ein zu groß geratener Karton an der Seite der Kirchenmauer klebte und gleichzeitig die Grenze zum Dorffriedhof bildete, dessen Gräber immer geschmückt waren und sehr gepflegt wurden.
    »Dort hinein?« fragte Ignatius und wunderte sich darüber.
    »Ja, es ist die Sakristei.«
    Der Mönch mußte sich bücken, als er über die Türschwelle schritt. In dem keinen Raum roch es nach Kerzenwachs, Weihrauch und auch nach Weihwasser.
    Der Mönch nahm eine Weihwasserkugel an sich, die an einer schmalen Kette hing. Die Kugel war mit geweihtem Wasser gefüllt, was ihn sehr zufrieden machte.
    Kirk sah dies zwar, enthielt sich jedoch eines Kommentars und bückte sich.
    Da auf dem Holzboden kein Teppich lag, brauchte er auch nichts zur Seite zu schieben und konnte die schmale Luke völlig widerstandslos öffnen. Er ließ die breite Klappe sacht zu Boden gleiten und deutete in die Tiefe, wo eine Metalleiter in den Kellerbereich führte.
    Als Kirk das erstaunte Gesicht seines Besuchers sah, lächelte er. »Keine Sorge, es geht noch tiefer. Der alte Fluchtkeller liegt darunter.« Da Ignatius zögerte, ging der Geistliche vor. Er konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.
    Der Keller schluckte beide Männer. Sie glitten hinein in die dumpfe, muffige Luft, die jahrelang nicht ausgetauscht worden war.
    Es gab einen Gang. Er führte nach links und nach rechts. Der Geistliche wies zur rechten Seite hin.
    »Komm, da entlang.«
    Der Mönch aus St. Patrick zog den Kopf ein. Graues Gestein bildete die Wände. Daß es überhaupt elektrisches Licht gab, war ein kleines Wunder. Auf die Frage des Besuchers gab Kirk zu, daß er hin und wieder bastelte und die Leitungen gelegt hat. »Handwerk ist eben ein Hobby von mir. Und man kann es immer brauchen.«
    »Richtig, wie meine Schmiedekunst.«
    Kirk drehte sich um. »Du bist Schmied?«
    »Auch.«
    »Was stellst du her?«
    »Alles, sogar Kugeln aus geweihtem Silber.« Ignatius sah den skeptischen Blick seines- Bruders und beschloß, nicht weiter in Einzelheiten zu gehen. Statt dessen gingen sie tiefer in den Keller, wobei der Mönch den Eindruck hatte, als würde sich der düstere Gang durch den gesamten Hügel ziehen und außerhalb erst den Ausgang besitzen.
    Die Luft beinhaltete immer weniger Sauerstoff.

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