0705 - Das schwarze Nichts
den Anschluss am Hauptrechner abgemeldet hat«, meinte der Experte. »Aber da Sie mitten im Gespräch unterbrochen wurden, dürfte das kaum zutreffen. Zumindest nicht mit der bisherigen Software. Oder hat ohne mein Wissen noch jemand daran herumgebastelt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich gehe mal 'runter und sehe mir das an«, beschloss sie, eilte die Treppe hinunter und durchquerte die schon fast wieder aufgeräumte Halle.
Sir Rhett gab bei ihrem Anblick einen verwegenen Pfiff von sich.
»Du bist ja heute 'ne heiße Braut, Nicole«, stellte der Achtjährige munter fest. »Also, wenn ich Zamorra wäre, würde ich dich sofort heiraten!«
Fooly packte ihn im Genick.
»Du bist aber nicht Zamorra, und zum Heiraten ohnehin noch viel zu jung. Also räumst du erst mal weiter mit auf, oder soll ich jetzt alles allein machen?«
Nicole verschwand schon in Richtung Keller.
Beauchamp sah Patricia nachdenklich an. »Sagten Sie nicht vorhin, dass der Junge mit so was völlig normal umginge?«
»Tut er das etwa nicht?«, konterte die Schottin. »Solche wilden Sprüche sind in seinem Alter doch normal! Oder was haben Sie damals gemacht?«
»Er ist eben etwas frühreif«, stellte der Drache trocken fest.
Kopfschüttelnd widmete sich Beauchamp wieder seiner Arbeit. Er ahnte nicht, was noch alles auf ihn zu kam.
***
Zamorra öffnete die Augen. Er fühlte sich mehr als unwohl. Alles um ihn herum drehte sich.
Wo war William?
Er konnte ihn nicht sehen.
Und er befand sich auch nicht mehr dort, wo er soeben noch gewesen war!
Es schien eine räumliche Verzerrung gegeben zu haben! Er befand sich zwar nach wie vor im Château, im Keller, aber an einer anderen Stelle als vorher. So, wie's aussah, hatte er sich gut fünfzig Meter von der Stelle entfernt, an der es ihm schwarz vor Augen geworden war.
Er entsann sich einer Bemerkung des Butlers und sah wieder auf seine Armbanduhr.
Da fehlten gut zehn Minuten!
Er konnte sich noch genau an die Zeitanzeige erinnern, die er gesehen hatte, als er vorhin auf die Uhr sah. Zehn Minuten… und davon waren vielleicht ein oder zwei in seiner Erinnerung, mehr bestimmt nicht!
Zeit genug also, fünfzig Meter zurückzulegen. Und William…
Plötzlich blitzte die Erinnerung in ihm auf: Den hatte er nach Rom geschickt!
Und er hatte das Amulett zu sich gerufen !
Aber - wo war es?
Er hielt es nicht in der Hand, es hing auch nicht an dem silbernen Halskettchen. Die Zauberscheibe war fort!
»Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu«, murrte er. »Ich bin doch nicht verblödet oder krank?«
Wieder rief er das Amulett.
Es erschien - aber es brauchte fast eine halbe Minute!
Normalerweise tauchte es sofort in der Hand der rufenden Person auf -seiner oder Nicoles. Hindernisse spielten dabei keine Rolle; es durchdrang selbst Bergmassive. Es gab zwar eine vage Entfernungsgrenze, über die hinaus es nicht mehr reagierte, aber das lag wohl eher an der »Reichweite« des telepathischen Rufes, der von Merlins Stern dann nicht mehr wahrgenommen werden konnte, weil er schon zu abgeschwächt war…
Dass das Amulett länger als eine Sekunde brauchte, um in der Hand des Rufenden zu materialisieren, war neu.
Auch das war nicht in Ordnung!
»Was passiert hier?« murmelte Zamorra. Griff eine feindliche Macht nach Château Montagne? Aber wie sollte das möglich sein? Das Grundstück war weißmagisch abgesichert; die M-Abwehr ließ keinen noch so geringen Hauch Schwarzer Magie durch! Ebenso abgesichert waren die Regenbogenblumen, damit nicht auch von dieser Seite her eine Überraschung kam!
Das Amulett selbst zeigte jetzt wie vorhin auch keine magischen Aktivitäten an. Trotzdem versuchte Zamorra es mit einem Gedankenbefehl zu aktivieren, um es gezielt nach fremder Magie suchen zu lassen. Auch diesmal reagierte es äußerst zäh, langsam, schwerfällig. So, als bereite es ihm Probleme, zu arbeiten.
»Brei«, murmelte Zamorra. »Ich bewege mich wie durch einen zähen Brei…«
Das Unbehagen, das ihn erfasste, wurde immer stärker. Welche Macht war in der Lage, die M-Abwehr zu durchdringen, um solche Effekte hervorzurufen?
Verdammt, wo war das nächste Visofon?
Bei den Blumen. Also zurück - aber plötzlich hatte er Angst, dabei in eine Falle zu laufen. Also den weiteren Weg vorwärts zur nächsten Sprechstelle. Als er sie erreichte, wiederholte er noch einmal seinen Rundruf an Nicole, aber diesmal antwortete sie überhaupt nicht mehr.
Dafür meldete sich nach einer Weile Lady Patricia.
»Nicole ist
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