071 - Der Hexer mit der Schlangenhand
Idee kam
ihm plötzlich.
Es konnte
sich um den Versuch einer Kontaktaufnahme handeln. Eine Botschaft aus dem
Jenseits? Der indirekte Wog über Träume, die Zeichen des Unbewußten, wurde oft
eingeschlagen, wenn der »Sender« nicht in der Lage war, sich anderweitig
bemerkbar zu machen.
Seine
bisherigen Erfahrungen bei der PSA hatten Larry Brent gelehrt, daß es nichts
gab, was man sich nicht vorstellen konnte. Alles war möglich. Die Welt war mehr
als das, was man von ihr sah. Ein typisches Beispiel dafür war seine kürzliche
Begegnung mit den dämonischen Kräften Rha-Ta-N’mys. Waren das vielleicht -
Nachwirkungen?
Versuchten
sie oder ein anderer Feind, auf diese Weise gegen die PSA vorzugehen? Löste ein
Feind im dunkeln Alpträume und Wahnvorstellungen in den X-RAY-Agenten aus, um
sie auf diese hinterlistige, schleichende Art- und Weise zu lähmen, bevor er
schließlich zum großen Schlag ausholte?
Je mehr Larry
Brent darüber nachdachte, desto stärker wurde in ihm die Überzeugung, daß es
sich so und nicht anders verhielt...
In diesem
Fall lag eine akute Bedrohung gegen die PSA vor.
Wie war sie
zu beseitigen? Wie konnte man gegen einen unbekannten Gegner agieren, der aus
dem Hinterhalt heraus operierte und von dem man nicht das geringste wußte?
Er mußte
X-RAY-1 informieren und ihn auf die Gefahr hinweisen, die er zu sehen glaubte.
Vielleicht hatten andere Y-RAY-Agenten schon ähnliche Beobachtungen und
Erfahrungen gemacht, und er war nicht der einzige...
●
Regungslos starrte
Tsin Schi Huang auf die Leichte zu seinen Füßen. Dankbarkeit dafür, daß Ihm der
Tote Lao To Hiau gebracht hatte, wollte in ihm nicht aufkommen. Schließlich
hatte der Schlangengott sein Opfer ausgewählt, und das nicht mal willkürlich.
Der Tote mußte ein direkter Abkömmling jener primitiven Sekte sein, die Lao To
Hiaus Macht vor Urzeiten, als es noch keine Menschen im heutigen Sinn gab,
verbreitet hatte. In ihm waren jene Gene erwacht, die Lao To Hiau damals in
sein Volk gelegt hatte.
Tsin Schi
Huang betrachtete seine Finger. Im Moment der Metamorphose hatten sie sich in
Schlangen verwandelt - ein sichtbarer Beweis, daß Lao To Hiau wieder einen
Priester besaß.
Er lauschte
in sich, doch alles blieb stumm. Der Schlangengott war geschwächt. Als man ihn
nach Jahrtausenden aus seinem Kerker befreit hatte, mußte er die ihm
verbliebene Kraft dafür eingesetzt haben, seine Spuren zu verschleiern und
seine Anwesenheit aus dem Gedächtnis all derjenigen zu löschen, die ihn
gefunden und später begutachtet hatten.
Lao To Hiaus
Wissen war in ihn, Tsin Schi Huang, übergegangen. Ganz deutlich erinnerte er
sich an das Gesicht eines Fremden, den der Schlangengott schon im ersten Moment
als besonders gefährlich eingestuft hatte: der Mann hatte blonde Haare und
rauchgraue Augen. Noch jetzt verspürte Tschin Schi Huang die eigenartige
Faszination und Bedrohung, die von diesem Mann ausging.
Dann gab es
noch eine Frau, der der Bote bei seiner Flucht begegnet war. In ihr existierten
ebenfalls noch die Gene der alten Sekte. Auch sie hatte Lao To Hiau
wiedererkannt, wenngleich sie ihn nicht einzuordnen wußte. Aber dies spielte
keine Rolle; früher oder später würde sie zu ihrem Herrscher finden, und wenn
ihr Wille stärker oder die alten Gene schwächer waren, als er es vermuten
konnte, dann würde er sie holen.
Er brauchte
sie.
Tsin Schi
Huang lauschte tief in sich hinein, vernahm jedoch nichts von Lao To Hiaus
Anwesenheit. Gut! Der Schlangengott schlief. Denn er durfte nicht erfahren,
welche Pläne Tsin Schi Huang mit ihm hatte.
Nicht die
Macht des Schlangengottes interessierte Tsin Schi Huang an vorderster Stelle,
sondern seine eigene. Der Schlangengott hatte die blonde Frau als seine Göttin
und Statthalterin vorgesehen - doch Huang nur als Opfer. Als Opfer für den
Ritus, der ihm die unbeschränkte Macht des Gottes verleihen würde.
Vor noch
nicht allzu langer Zeit hatte Huang noch nichts von der Machtfülle geahnt, die
ihn nun erwartete. Erst als Lao To Hiau nach England gekommen war, hatte der
Gott sich ihm offenbart. Auch in ihm schlummerten die alten Gene.
Innerhalb
kürzester Zeit hatte er sich die alten Weissagungsbücher und Aufzeichnungen
besorgt. Er verspürte keine Müdigkeit, als er sie studierte. Im Angesicht des
Gottes kam sein Körper ohne Schlaf aus. Und sein Geist wurde aufnahmebereit für
Dinge, von denen er vorher noch nicht mal gewußt hatte, daß sie überhaupt
existierten.
Nun ruhte
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