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071 - Gefangen in den Bleikammern

071 - Gefangen in den Bleikammern

Titel: 071 - Gefangen in den Bleikammern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hatten mich nicht überzeugt. Ihre Nähe verwirrte mich aber. Ihre Hände kosten sanft meinen Nacken.
    „Du mußt mir vertrauen, Michele", sagte sie eindringlich. „Wir gehören zusammen. Wir sind untrennbar verbunden."
    „Du sprichst wirr", sagte ich verwundert.
    „Setz dich, Michele!" sagte sie sanft.
    Ich gehorchte und setzte mich aufs Bett. Sie schlüpfte aus ihrem Mantel, und ich blickte sie mit hämmernden Pulsen an. Sie trug ein hellgrünes, bodenlanges Nachthemd, das um die Taille mit einer dünnen Schnur zusammengebunden war. Der dünne Stoff preßte sich herausfordernd um ihre vollen Brüste, die bei jeder Bewegung aufreizend wippten. Sie setzte sich zu mir und schlang einen Arm um meine Schultern.
    „Morgen kommt dein Bruder Jacopo", flüsterte Selva. „Du darfst dich nicht zum Empfang der Galeasse einfinden. Hast du mich verstanden?"
    „Nein", sagte ich. „Ich freue mich, daß Jacopo zurückkommt. Natürlich werde ich zu seinem Empfang... "
    „Du bleibst im Haus", sagte Selva scharf. „Dir droht Gefahr. Ich werde dich beschützen."
    „Willst du damit vielleicht andeuten, daß mir mein Bruder nach dem Leben trachtet?"
    „Ich weiß es nicht", sagte Selva. „Ich weiß nur, daß wir beide in Gefahr schweben."
    „Kannst du mir das nicht näher erklären?"
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Noch ist es nicht soweit", sagte sie leise. Sie griff nach meiner rechten Hand und drängte ihren Körper schwer an mich. „Du mußt mir glauben, Michele."
    Der Griff um meine Hand verstärkte sich. Ich wußte nicht, was ich von ihren Worten halten sollte, glaubte, daß sie mich belog. Wahrscheinlich hatte sie Angst, daß ich meinem Vater etwas davon erzählte, daß sie sich heimlich mit einem Mann in einer Gondel getroffen hatte. Deshalb erfand sie diese unsinnige Geschichte.
    „Ich weiß, daß du mich liebst" flüsterte sie. „Ich liebe dich auch."
    Irgend etwas krampfte sich in meiner Brust zusammen. Unter anderen Umständen wäre ich über ihr Geständnis glücklich gewesen, doch jetzt erfüllte es mich mit Abscheu. Ich sah sie plötzlich mit ganz anderen Augen. Sie wollte verhindern, daß ich über ihr nächtliches Zusammentreffen sprach, das war mir klargeworden, und durch ihr Geständnis, daß sie mich liebte, wollte sie mein Mißtrauen besänftigen. Doch es würde ihr nicht gelingen.
    Ich versuchte, mir nichts von meinen wahren Gefühlen anmerken zu lassen.
    „Wir werden zusammen glücklich sein", sprach sie weiter. „Bald wird es soweit sein, und ich darf dir dann die ganze Wahrheit sagen. Du wirst dich an alles erinnern können."
    Sie muß verrückt geworden sein, dachte ich. Ihre Worte klangen wie Fliegengesumm in meinen Ohren.
    „Bald wirst du alles verstehen, Michele. Du mußt nur Vertrauen zu mir haben."
    Ich antwortete nicht, wußte nicht, was ich hätte sagen sollen. Der Verdacht, daß sie wahnsinnig geworden war, verstärkte sich.
    Sie nahm mein Gesicht zwischen ihre Hände und küßte mich ungestüm. Der Kuß dauerte nur einige Sekunden, dann stand sie auf und griff nach ihrem Mantel.
    „Du darfst keinem Menschen etwas von unserem Gespräch erzählen", bat sie.
    Ich nickte und sah ihr verwundert nach. Sie schloß leise die Tür, dabei lächelte sie mir zu.
    Ich blieb einige Minuten wie betäubt sitzen. Die tollsten Vermutungen spukten in meinem Kopf herum. Selvas Verhalten war mir rätselhaft. Je länger ich über unser Gespräch nachdachte, um so unverständlicher wurde mir alles.
    Langsam entkleidete ich mich und ging zu Bett. Ich löschte die Kerze und schloß die Augen. Ruhelos wälzte ich mich hin und her. Ich dachte an meinen Bruder Jacopo, den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Er war ein berühmter Mann, ein Korsar, den viele ehrfurchtsvoll il Magnifico nannten. Mein Bruder hatte sich mit Selva recht gut verstanden.
    Da war es wieder: Selva. Sie ging mir nicht aus dem Sinn.

    Ich schlief bis in den späten Vormittag hinein, fühlte mich aber noch immer müde, als ich endlich aufstand. Dann erinnerte ich mich an das Gespräch mit Selva. Ich kleidete mich an und ging ins Erdgeschoß.
    Mein Vater saß mit Selva im Spiegelzimmer. Er war ein breitschultriger, bullig wirkender Mann, der Kraft und Energie ausstrahlte. Sein hageres Gesicht war glattrasiert, das dunkle Haar mit grauen Strähnen durchzogen.
    Ich setzte mich ihm gegenüber und warf Selva einen flüchtigen Blick zu. Sie sah mich aufmerksam an. Heute kam sie mir ganz normal vor.
    „Selva hat mir erzählt, daß du gestern

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