Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0710 - Raumschiff in Fesseln

Titel: 0710 - Raumschiff in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
aus und dehnten neben der Maschine ihre Muskeln.
    „He! Ihr dort drinnen! Aufstehen! Im Gleiter gibt's heißen Kaffee."
    Sekunden später öffnete sich der Verschluß, und ein junger Mann stieg nach draußen. Er fuhr sich durch das Haar und schauerte zusammen, obwohl die Nacht warm war. Am Horizont zeigte sich der erste graue Streifen.
    „Was ist das?" fragte der Mann und deutete nach oben.
    Scheinwerferstrahlen geisterten durch die Nacht, als schwere Gleiter in den Fesselfeldern aus dem Schiff nach unten transportiert wurden. Mit einigen Sätzen klärte Parsena die Ablösung über den Sinn der letzten Durchsage auf.
    „Ich begreife. Zu allem Überfluß ist auch noch das Wetter seit der Landung unverändert stabil."
    „Unverändert schön, meinst du!" verbesserte Kishin. „Los, wecke deine Freundin. Wir haben auch ein Anrecht auf ein paar Stunden Schlaf."
    „Nicht mehr nötig."
    Das Mädchen kam aus dem Iglu und begrüßte Parsena und den Chef. Immer mehr Einsatzfahrzeuge senkten sich auf den Boden des Hochlands. Die letzten Bewegungen einzelner Flüchtender zwischen den kleinen Bäumen hörten auf. Überall zirpten und knisterten die Nachtinsekten. Ein paar aufgescheuchte Vögel flogen zwischen dem Licht und den vier Personen hindurch und verschwanden im Morgengrauen.
    „Hat jemand etwas von Kaffee gesagt?"
    „Im Gleiter", erwiderte Parsena. „Und noch etwas: ihr weckt uns sofort, falls etwas Unerwartestes geschieht. Klar?"
    „Natürlich!"
    Die Ablösung kletterte in den Gleiter. Kishin und Parsena blieben noch eine Weile stehen, atmeten in tiefen Zügen die frische Luft ein und dachten über den Gegensatz nach, der hier galt. Ein paradiesischer Planet, leer und ohne jede Gefahr für lebende Wesen - und trotzdem eine Welt, die ein tödliches Verderben barg.
    Beide Pioniere waren zu müde, um noch lange nachdenken zu können. Sie schliefen ein und erwachten erst am späten Morgen nach der schnelleren Aufeinanderfolge der Sonnenstände auf Last Stop.
    So kam es, daß Kishin eine wichtige Entwicklung nicht einmal bemerkte.
     
    *
     
    Cass entdeckte den kleinen See erst, als er bereits bis zu den Knöcheln im Wasser stand. Er ging rückwärts, setzte sich und wartete die ersten Sonnenstrahlen ab. Dann erst erkannte er, daß er genau den Platz gefunden hatte, den er unbewußt seit seiner Kindheit suchte.
    „Verdammt!" sagte er laut. Seine Worte verhallten zwischen den Bäumen und über den langen, geschwungenen Strand. „Und das unter diesen Bedingungen und Umständen! Janie!"
    Das letzte Wort rief er lauter, aber er schrie nicht. Noch immer kreisten die Gleiter der Pioniere über das Gebiet. Janie war dort hinten; sie schlief auf einem Lager aus Moos und Blättern.
    Langsam stapfte Cass zurück und behielt die Hand auf dem Kolben der Waffe. Sein Herz schlug hart, seine Stirn überzog sich mit Schweißtropfen. Er begann zu rennen und fiel neben Janie zu Boden.
    „Janie!"
    Er rüttelte das Mädchen an den Schultern. Sie lag zusammengerollt auf dem Moos, die Hände zwischen den Knien.
    Ihr Haar war verfilzt und verwirrt. Sie waren seit dem Verlassen des Schiffes mindestens sechs Stunden lang ununterbrochen marschiert. Und das mit den schweren Taschen, die jetzt am untersten Ast des verkrümmten Baumes hingen.
    „Janie! Aufwachen! Ich habe es!
    Sie blinzelte und gähnte, dann öffnete sie die Augen und sah ihn an. Als sie den Gesichtsausdruck erkannte, erschrak sie.
    „Was hast du gefunden?" fragte sie murmelnd.
    „Unseren Platz! Einen See mit Strand und allem. Und ein Bach fließt in den kleinen See. Er muß voller Fische sein.
    Er stand auf und zog das Mädchen hoch. Sie schwankte und fiel gegen ihn. Er war aufgeregt, aber noch immer hatte er ein schlechtes Gewissen. Sie waren schmächlich davongelaufen, und diese Einsicht nagte an ihm.
    „Komm!" sagte er und sprach weiter, als rede er mit sich selbst.
    „Wir können hier bleiben. Wenigstens für eine Zeit. Vielleicht ist der Planet wirklich tödlich, und ich muß wieder zurück ins Schiff."
    Er drehte sich um. Hier war es noch dunkel, und alle Pflanzen glitzerten von Tautropfen. Aber die Sonnenstrahlen beleuchteten die Gegend des westlichen Seeufers. Je mehr Licht es gab, desto idyllischer wurde die Landschaft. Cass und Janie gingen seinen Spuren nach und dann über den weißen, feuchten Sand des Strandes bis hinüber zu dem Einschnitt des schmalen Bachlaufs. Janie kauerte sich hin und wusch ihr Gesicht mit dem kalten Wasser. Hier hörten sie das

Weitere Kostenlose Bücher