0711 - Die Psycho-Bombe
Gegenstand.
Meine Augen weiteten sich. Nicht zu sehr vor Schrecken, mehr vor Erstaunen und Überraschung, denn dieser Gegenstand war mir nicht unbekannt.
Ich hatte ihn schon einmal gesehen, und da hatte er ebenfalls seinen Weg durch die Luft genommen.
Wie auch hier…
Denn aus der Deckung stieg der mächtige Rennwagen in die Höhe und drehte mir seine flache Schnauze zu…
***
Ich stand auf dem Dach und beobachtete dieses imposante Bild. Es war von der Physik her eigentlich unmöglich, aber die Naturwissenschaft spielte hier keine Rolle.
Jemand anderer hatte die Regie übernommen. Dessen Kräfte führten so manches Geschehen ad absurdum.
Der Wagen schwebte noch ein Stück höher, als hätte jemand an irgendwelchen Fäden oder Leinen gezogen. Für mich war er nur äußerlich ein Rennwagen, denn ein anderer Begriff traf besser zu.
Psycho-Bombe!
So wie er dazu geworden war, konnte ich auch seinen Führer als Psycho-Bombe ansehen, und ich stellte mir einen Jungen mit langen, schwarzen Haaren vor.
Er mußte sich irgendwo verborgen halten und von seinem Versteck aus das Fahrzeug dirigieren.
Noch stellte es keine direkte Bedrohung da. Ich hatte den Eindruck, als wäre der Lenker dabei, noch ein wenig zu üben, damit er es richtig in die Reihe bekam.
Mir war klar, daß der Angriff gegen mich erfolgen würde. Ich war entdeckt worden, man hatte sich auf mich fixiert, man würde versuchen, mich aus dem Weg zu schaffen.
Das brauchte der Junge nicht einmal selbst zu tun, denn in der Luft schwebte ein grandioses Mordinstrument.
Ich stand nicht günstig. Mochte das Dach mich auch vorhin noch angelockt haben, jetzt erwies es sich als Bumerang, denn so schnell wie auf dem Boden kam ich hier nicht weg.
Es lief auch kein Motor, aus dem Auspuff quoll keine Rauchwolke, der schwere Wagen stand einfach nur so in der Luft wie ein lauerndes Tier, das im nächsten Augenblick vorspringen und töten konnte.
Obwohl ich den dunkelhaarigen Jungen nicht sah, stand für mich fest, daß er nur in der Lage war, diesen Wagen zu halten und zu manipulieren. Sicher beobachtete er ihn aus einem guten Versteck heraus, und bestimmt hatte er mich ebenfalls gesehen.
Dann hörte ich ihn.
Ein dünner Schrei zerriß die Stille. Wo er abgegeben worden war, hatte ich nicht feststellen können, aber er war nicht ohne Grund abgegeben worden, denn er hatte gleichzeitig als Startsignal gedient.
Der in der Luft schwebende Wagen ›stürmte‹ los!
Irgend etwas schlug aus seinem Heck hervor. Zwei, drei Blitze, die das Auto zwangen, sich auf der Stelle zu drehen und mir etwas Zeit gaben.
In den ablaufenden Sekunden kam mir der Verdacht, daß der Junge seine Kräfte noch nicht voll und ganz unter Kontrolle hatte, daß sie ihre eigenen Wege gingen, denn aus dem Heck des Fahrzeugs schlugen nicht allein Blitze hervor, sondern auch eine schwarze Qualmwolke, die dabei war, einen gewaltigen Feuerball zu umhüllen.
Einen Moment später raste das Fahrzeug auf mich zu!
***
Zum erstenmal in seiner Existenz als Kind hatte Suko die Magie des Stabes eingesetzt.
Ein Wort nur.
Ein Begriff, der jedoch alles verändern konnte. Zumindest bei den Personen, die ihn hörten.
Auch bei Cigam!
Er hielt Suko zwar noch immer fest, er selbst aber war zur Salzsäule erstarrt und würde sich in den folgenden Sekunden auch nicht mehr bewegen können.
Nicht so Suko.
Er klemmte den Stab waagerecht zwischen seine Zähne, schaffte es, sich aus dem Griff, zu befreien und dachte nur an Flucht. Er sprintete so schnell wie möglich auf die Tür zu, erreichte sie auch vor Ablauf der magischen Zeitspanne - und schrie vor Enttäuschung auf, als er feststellte, daß die Tür verschlossen war. Nico mußte sie von außen verriegelt haben.
Sukos Hand rutschte an der Klinke ab, er selbst fiel auch nach unten, fing sich aber, drehte sich und suchte nach einem anderen Ausweg.
Die Treppe!
Wieder sprintete er los.
Diesmal allerdings hatte er es nicht so gut, denn die Zeitspanne war abgelaufen, und Cigam konnte sich wieder völlig normal bewegen, obwohl er nicht sofort fassen konnte, wie stark sich die Lage mittlerweile verändert hatte.
Erst als Suko seinen Fuß auf die erste Treppenstufe setzte und dabei ein Echo hinterließ, fuhr Cigam herum.
Und er schrie!
Ja, er schrie vor Wut und Haß, denn er empfand die Veränderung der Situation als eine persönliche Niederlage.
Er riß beide Arme hoch, spreizte die Hände, und sein Körper sah dabei aus, als würde er von zahlreichen
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