0711 - Die Psycho-Bombe
verwandelt, der sich jedem, der sie einatmen wollte, auf den Mund legte. Die Natur schien ebenfalls auszuatmen, sie sonderte einen stärken, intensiven Geruch ab, als wollte sie allen zeigen, daß mit ihr noch zu rechnen war.
Gewitterluft, wie so oft in diesem Sommer…
Bleigrau war der Himmel über dem Land. Wolkenschichten schoben sich ineinander. An manchen Stellen grüßten klare Inseln, da hatte die Sonne noch ihre Strahlen verteilen können.
Nico stand neben einer Birke. Er schaute in die Weite des Landes hinein, sah die dunklen Inseln der Wälder, die weiten Rasenflächen dazwischen, die Hügel, die flachen Täler, er nahm den intensiven Geruch wahr und hätte sich eigentlich wohl fühlen können.
Aber das war nicht der Fall, und Nico zeigte sich irritiert. Bisher war alles glatt gelaufen, da hatte er sämtliche Schwierigkeiten überwinden können, doch nun spürte er das gewisse Zittern im Blut.
Warum, wieso?
Er konnte es nicht sagen, es war einfach das Gefühl, und es mußte mit seinen ungewöhnlichen Kräften zusammenhängen, die er nach dem Kuß bekommen hatte.
Er war sensibler geworden.. Neben dem Verstand hatte sich noch sein Instinkt verdoppelt.
Etwas kam auf ihn zu…
Er ging einen Kreis. Seine Füße schleiften dabei durch das Gras. Hörbar atmete er ein und aus. Hinter seiner Stirn spürte er einen ungewöhnlichen Druck.
Erwachsene hätten diese Veränderung auf das Wetter geschoben, aber daran dachte Nico nicht.
Er witterte…
Jemand war auf dem Weg zu ihm. Jemand kam, der nicht eben zu seinen Freuden zählte. Da war etwas, das er noch nicht einordnen konnte, und das stimmte ihn so mißtrauisch.
Er dachte an den Wagen.
Das Fahrzeug stand irgendwo in der Nähe. Für ihn nicht sichtbar, aber er würde es dank seiner geistigen Kräfte herbeiholen können, wenn er nur wollte.
Er versuchte herauszufinden, ob es Furcht war, die ihn bedrückte. Auch das stimmte nicht. Es war einfach das Mißtrauen in die nahe Zukunft, das ihn so reagieren ließ.
Gehört hatte er nichts, obwohl es sehr still war und die Luft den Schall weit trug. Irgendwann würde es ein Gewitter geben, dann explodierte die Welt, dann…
Er blieb stehen.
Eine Gänsehaut kroch über seinen Rücken. Vor ihm tanzte ein Schwarm Mücken.
Das Gefühl für Gefahr war gewachsen. Ihm fiel ein, daß er sich eine Deckung suchen mußte, von der er das alte Gebäude unter Kontrolle halten konnte.
Der Ort war schnell gefunden.
Nicht weit von ihm entfernt wuchs ein Baum, dessen Astwerk sich hervorragend zum Klettern eignete.
Das probierte er aus.
Nico war immer gelenkig gewesen und hatte keine Schwierigkeiten, den Baum hochzuklettern. Die Blätter raschelten, als er sich einen besonders günstigen Platz aussuchte und sich dort niederhockte.
Von dieser Stelle aus konnte er die drei wichtigsten Richtungen im Auge behalten, aber noch war sein Blickfeld zu eingeschränkt. Er mußte erst einige Zweige abbrechen, bevor er sich mit der Sicht zufriedengab.
Eine Astgabel in seinem Rücken sorgte sogar für eine gewisse Bequemlichkeit.
Jetzt brauchte er nur noch abzuwarten, und das Gefühl der Bedrohung verschwand nicht.
Es wuchs an.
Mit jeder Sekunde, die verging, steigerte es sich. Er war sicher, sich nicht geirrt zu haben.
Sein Gesicht war zwischen dem Grün der Blätter nur ein bleicher Fleck mit dunklen Augen. Es wehte kein Wind, die Luft drückte. Normale Geräusche empfand er als laut.
Und er hörte auch die Schritte.
Nur kurz, dann waren sie verstummt. Einen Augenblick später kratzte etwas über einen Stein hinweg.
Wieder Schritte…
Nico beugte sich etwas weiter vor und schaute dorthin, wo sich die kleinen Anbauten befanden, kaum größer als wuchtige Hundehütten, unterschiedlich hoch, mit Dächern und Kaminen versehen.
Und auf einem Dach stand der Mann!
Wie er dorthin gekommen war, hatte der Junge nicht sehen können. Es war ihm nur gelungen, die Gefahr zu spüren, er wußte also Bescheid, und dann erkannte er die Gestalt.
Es war ein blonder Mann. Genau der, den er auch vor dem Yard Building gesehen hatte.
Und da wußte er, daß er etwas tun mußte.
Er dachte an den Wagen.
Unter seiner Kontrolle würde und mußte er sich wieder in eine Waffe verwandeln…
***
Ich hatte es hinter mich gebracht, mein Ziel erreicht und war in Schweiß gebadet, denn das verfluchte Wetter lastete auf mir wie Blei.
Den Wagen hatte ich versteckt abgestellt. Er konnte so schnell nicht entdeckt werden, und ich ging den Rest des Weges zu
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