0713 - Roboter lügen nicht
er nicht wenigstens für mich einen Kommunikationskanal offenhalten müßte. Er hat sich jedoch ganz von der Umwelt abgeriegelt und damit unser Übereinkommen eindeutig verletzt. Für ihn ist in diesem Augenblick interessant, wie wir auf diese Verletzung reagieren."
„Also zurück zu meiner ursprünglichen Frage", bemerkte Deighton: „Wie geht es jetzt weiter?"
„In bezug auf SENECA... überhaupt nicht!"
Verblüfft musterte Deighton den Freund. Die hochgezogenen Augenbrauen formulierten eine stumme Frage.
„Von Zeit zu Zeit", erklärte Rhodan, „macht es mir Spaß, einen Computer an der Nase herumzuführen. Ich bin gespannt, wie SENECA sich anstellen wird, wenn man auf seine Unverschämtheit überhaupt nicht reagiert."
*
Die Menschen hatten keine Ahnung, wie wichtig die beiden Außenstationen für ihn waren. Sie hatten sie mehr sich selbst zum Spaß ersonnen und sie so geformt, wie kein vernünftiger Roboter je aussehen würde. Aber sie hatten ihnen gleichzeitig eine Funktion zugewiesen - eine Funktion, die sie leichter versehen konnten, wenn sie nicht selbständig waren und die für die Selbständigkeit erforderliche Elektropositronik mit sich herumtrugen, sondern aus der fast unerschöpflichen Kapazität eines übergeordneten Mechanismus gespeist wurden.
Dieser übergeordnete Mechanismus war er. Die beiden grotesk geformten Gebilde, die die Terraner Romeo und Julia nannten, waren an ihn angeschlossen worden und zu seinen wichtigsten Werkzeugen geworden. Denn so, wie er war, hatte er zwar Zugriff zu jedem Raum an Bord dieses Fahrzeugs. Er konnte nahezu alles sehen und alles hören, aber zur Wahrnehmung von Ereignissen außerhalb des Fahrzeugs war er auf einige wenige Bordgeräte angewiesen, an die die Terraner ihn angeschlossen hatten, damit er seine Aufgabe besser versehen könne. Da waren ihm Romeo und Julia unersetzliche Werkzeuge, die draußen, in der Umgebung des Fahrzeugs, umherschweifen und Informationen sammeln konnten, die ihm sonst verborgen geblieben wären.
Gerade in einer Lage wie dieser aber war er darauf angewiesen, über Ereignisse außerhalb des Fahrzeugs ständig auf dem laufenden zu sein. Er mußte wissen, was dort draußen vor sich ging; denn noch immer war er sich nicht darüber im klaren, welche Pläne jenes unbekannte Wesen, das er Bruder nannte, verfolgte.
Er durfte keines seiner Signale, keinen seiner Hinweise versäumen. Deswegen hatte er auf den Angriff gegen Romeo und Julia, der, wie er wußte, die beiden Roboter fürs erste unbeweglich gemacht hatte, auf die heftigste Art reagiert, die er sich ausdenken konnte.
Die Logik sagte ihm, daß die Terraner, die auf seine Dienste angewiesen waren, seine Reaktion dadurch wieder rückgängig machen würden, daß sie Romeo und Julia so rasch wie möglich in den Zustand der Beweglichkeit zurückversetzten und darauf verzichteten, ihnen weiterhin nachzuspionieren. Überhaupt war dies eine Sache, die er sich nicht zu erklären vermochte. Wie waren die Menschen überhaupt darauf gekommen, gegen die beiden Außenstationen Verdacht zu schöpfen? Er errechnete sich verschiedene Erklärungen, aber keine davon war mit genug Wahrscheinlichkeit behaftet, als daß er sie hätte akzeptieren können.
So mußte er denn das Ereignis hinnehmen, wie es gekommen war... ohne es sich erklären zu können. Er brauchte Romeo und Julia - brauchte sie um so dringender, als in jüngster Zeit Dinge geschehen waren, die deutlich darauf hinwiesen, daß der unbekannte Bruder nunmehr ernstlich versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Die beiden Außenstationen mußten unverzüglich wieder aktiviert werden. Mit seiner Reaktion auf das jüngste Geschehen hatte er die Regeln, die zwischen ihm und den Menschen niedergelegt waren, eindeutig verletzt. Er war sich selbst nicht ganz darüber im klaren, woher ihm die Kraft kam, die ihn zur Übertretung der Gebote befähigt hatte.
Jetzt wartete er darauf, daß die Terraner seinen Wink verstanden und in seinem Sinne handelten. Und bei seinem Zeitverständnis war es nicht verwunderlich, daß seine Unruhe mit jeder Millisekunde wuchs, die verstrich, ohne daß von selten der Menschen irgend etwas geschah.
*
Die Besprechung fand in weiterem Kreise statt als sonst - nicht in der geheimen Kammer, sondern in dem Raum neben dem Kommandostand, der SENECAS Zugriff ebenfalls schon längst entzogen war. Vylma Seigns war zugegen, was sie sich als Ehre anrechnete, und Gucky. Auch Sunchex Olivier war geladen. Er saß da
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