0715 - Die Söhne des Asmodis
Zamorra. »Er denkt wie du. Er ist du!«
»Vielleicht rechnet er nicht damit, dass ich ihn töte«, sagte Tendyke.
***
Etwas Dämonisches haftete dem schwarzhaarigen Mann an, der Senecas Büro betreten hatte. Er war anders als der Rico Calderone der Welt, aus der Seneca stammte. Er war irgendwie düsterer. Etwas, das in Seneca noch als eine Art Hinterlassenschaft seines Vaters Asmodis glomm, zeigte ihm, dass in Calderone - in diesem Calderone -Schwarze Magie erwachte. Und Calderone hatte auch Verbindungen zu Dämonen. Seneca konnte es spüren. Irgendwie.
Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, hatte er Calderone zu seinem Sicherheitschef gemacht, nach Shackletons Tod.
Calderone legte einen Mini-Recorder auf Senecas Schreibtischplatte und schaltete ihn wortlos ein.
Ein Telefonat - Riker und Zamorra. Es war in voller Länge mitgeschnitten worden.
»Nun?«, fragte Calderone, als der Mitschnitt endete. »Haben Sie Anweisungen für mich?«
Senecas Augen wurden schmal. »Sie sind wild darauf, Riker zu töten.«
Calderone schwieg.
»Ich brauche ihn lebend«, fuhr Seneca fort. »Sonst hätte ich ihn nicht in die Firma zurückgeholt. Sie werden ihm also nur einen Denkzettel verpassen. Nicht mehr, verstanden? Er soll merken, dass er mit zu hohem Einsatz pokert, aber Sie werden ihn nicht töten. Sonst sind Sie ebenfalls tot, Calderone.«
»Männer wie Riker sind austauschbar.«
»Männer wie Sie ebenfalls.«
»Sie irren sich, Boss«, erwiderte Calderone. »Ich bin - etwas Besonderes, wenn Sie so wollen. Ein Spezialist mit einmaligen Fähigkeiten und Verbindungen. Sie brauchen mich. Sie brauchen nicht Riker Die Geschäftsführung kann jeder andere handhaben. Qualifizierte Mitarbeiter gibt es genug. Gab es ja auch während seiner Abwesenheit. Notfalls holen wir uns jemanden von außerhalb.«
Seneca beugte sich kurz vor und gab dem Recorder Schwung, dass er über das polierte Mahagoniholz der Schreibtischplatte rutschte, Kratzer hinterließ und beinahe vor Calderone von der Tischkante gekippt wäre.
»Danke für die Information, Calderone«, sagte er. »Sie kennen nun meine Anweisung. Ein Denkzettel, mehr nicht.«
»Ich habe verstanden«, sagte Calderone kalt. »Reicht das Sonderbudget der Firma für einen Rollstuhl für Mister Riker?«
***
Nicole Duval schnappte nach Luft. »Du willst ihn umbringen?«
»Er wird nicht sterben. Er geht nach Avalon und wird wiederbelebt - auf der anderen Seite, in der Spiegelwelt, in die er gehört.«
»Bist du sicher, dass das noch funktioniert?«, gab Zamorra zu bedenken. »Du hattest doch schon erhebliche Schwierigkeiten, von Avalon wieder hierher zu gelangen. Seit Merlins Zeitbrunnen in Broceliande zerstört wurde…«
»Wenn es nicht funktioniert, wird es auch nicht sonderlich schlimm sein«, versetzte Tendyke kühl.
»Dein Doppelgänger wird das ebenso sehen - für dich«, mahnte Nicole. »Was ist, wenn er dich tötet statt du ihn?«
»Das schafft er nicht«, sagte Tendyke.
»Narr!«, warf Ted Ewigk ein. »Du bist dermaßen von dir selbst überzeugt, dass du völlig vergisst, wie ebenbürtig er dir ist.«
Tendyke winkte nur ab.
»Da gibt es noch ein anderes Problem«, sagte Nicole. »Als du von Amun-Res Frostmagie umgebracht wurdest, auf dieser Seite des Spiegels, und Seneca auf der anderen Seite, geschah das parallel. Ihr wurdet beide nach Avalon versetzt. Du in unser Avalon, Seneca in das der Spiegelwelt.«
»Wer sagt das? Avalon ist etwas Einmaliges…«
»Eben nicht!«, trumpfte Nicole auf. »Denn die Spaltung in Welt und Spiegelwelt erfolgte bereits vor Amun-Re’s Attacke! Ihr seid euch in Avalon aber nicht begegnet, du und dein Doppelgänger, oder?«
»Nein«, gestand Tendyke. »Noch nie in den fünf Jahrhunderten.«
»Also gibt es auch ein Spiegel-Avalon«, fuhr Nicole fort. »Ihr habt euch dann beide gleichzeitig auf den Weg gemacht. Ihr seid beide gleichzeitig dem Kleinen Riesen begegnet - beziehungsweise seinem Spiegelbild -, und wurdet irgendwann in die falsche Welt geleitet. Ihr habt eure Wege überkreuzt.«
»Ja, schön, völlig klar«, sagte Tendyke. »Worauf willst du hinaus?«
»Dass ihr jetzt beide hier seid! Wenn du ihn tötest, gerät er in unser Avalon, nicht in das der Spiegelwelt! Also wird er, falls er nach der Wiederbelebung den Weg zurück findet, erneut hier bei uns landen. Und möglicherweise eine andere Identität annehmen, unter der er uns bekämpft. Wir werden nicht wissen, mit wem wir es zu tun haben.«
»Wenn man kein Problem
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