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0717 - Stygias Opfer

0717 - Stygias Opfer

Titel: 0717 - Stygias Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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schwieriger als gedacht, denn Zamorra hatte sich in Koda schon erheblich verausgabt, und so spontan jemanden zu hypnotisieren und ihm dann seinen Willen aufzuzwingen, war nicht gerade einfach. Um jemanden hypnotisieren zu können, braucht es ein wenig Zeit und oft auch die mehr oder weniger passive »Mithilfe« des »Patienten«. Zamorra war auch schon häufig auf Menschen gestoßen, die wie er selbst überhaupt nicht zu hypnotisieren waren.
    Aber er schaffte es!
    »Unsere Fahrkarten sind in Ordnung«, suggerierte er dem Kontrolleur dann leise. »Sie stellen das fest, erwachen wieder und lassen uns in Ruhe.«
    Er hatte es nur geflüstert, aber das reichte bereits aus. Der Kontrolleur prüfte alle vier Tickets, dann wandte er sich ab. Er zuckte ein wenig zusammen, als leide er unter einem plötzlichen Anfall von Orientierungslosigkeit, aber dann nickte er seinen Kollegen zu und animierte sie, in den nächsten Wagen zu wechseln und dort weiterzuarbeiten.
    »Wir müssen unsere Uhren umstellen«, mahnte Nicole. »Es ist früher als zum gestrigen Entführungszeitpunkt. Ich habe die korrekte Zeit von unserem Kontrolleur. Das Zifferblatt seiner Armbanduhr war recht gut zu erkennen…«
    Sie korrigierten ihre Zeiten.
    Renard zeigte gelindes Entsetzen. »Dann bin ich ja heute gar nicht zum Dienst erschienen«, ächzte er erschrocken. »Und das unentschuldigt! Das wird einen Eintrag in meine Personalakte nach sich ziehen.«
    Mohammed Takar schien mit dem Fehl-Tag keine Probleme zu haben und zeigte sich wieder einmal als der große Schweiger.
    »Seien Sie froh, dass Sie noch leben, Monsieur«, sagte Nicole. »Die Blonde und der arrogante Bengel haben zwar mit Personalakten und eventuellen Abmahnungen nichts mehr zu tun, dafür sind sie aber tot.«
    Der Zug ruckte wieder an.
    Nicole wandte sich an Zamorra. »Am liebsten würde ich mir diese Klamotten vom Leib reißen. Das Zeug stinkt, ich stinke, wir alle stinken und brauchen eine Dusche. Chef, es ist noch früher Nachmittag. Lass uns in die Innenstadt fahren, ich kaufe mir ein paar neue Sachen, wir nehmen ein Hotelzimmer und…«
    Zamorra nickte. Zumindest ein paar Stunden Ruhe konnten ihnen beiden nicht schaden. Und das Spukhaus lief ihnen ganz bestimmt nicht weg.
    Also stiegen sie in der Station Bastille wieder aus, um eine andere Bahn zu nehmen. Der Abschied war schnell und schmerzlos. Mit dem anfangs so ablehnend aggressiven Finanzbeamten, der sie nun überschwänglich seiner immerwährenden Freundschaft versicherte und es dann sogar fertig brachte, Zamorra und Nicole Freundschaftsküsse auf die Wangen zu schmatzen, tauschten sie Visitenkarten aus. Und Takar war einfach verschwunden.
    Es passte zu ihm, fand Zamorra.
    Vermutlich würden sie alle sich niemals wieder begegnen.
    Oder vielleicht doch, eines Tages, aus welchem Grund auch immer…
    Antoine Devere fasste sich an den Kopf. Schüttelte sich. Schloss die Augen, riß sie wieder auf. Das Bild blieb. Er sah an Stelle eines Hauses einen überdimensionalen Totenschädel mit Teufelshörnern. Und er hörte diesen Schädel höhnisch lachen!
    Er begriff nicht, wie das möglich war. Die Behauptungen über das Spukhaus hatte er anfangs nicht so recht Ernst genommen. Dass dann auch noch der Parapsychologe auftauchte, na schön, daraus ließ sich immerhin eine nette Story machen. Devere hatte im leerstehenden Haus gegenüber seine Kameras aufgestellt und nicht ernsthaft damit gerechnet, dass etwas Brauchbares dabei herauskommen würde. Was machte es schon, wenn er hier seine Zeit vergeudete? Er war kein freier Berichterstatter, dessen Verdienst sich nach dem richtete, was er veröffentlichte, sondern er bezog ein Festgehalt. Also konnte er auch mal mit einem totalen Flop zurück in die Redaktion kommen.
    Aber jetzt sah es so aus, als sei mit dem ebenfalls leer stehenden Geisterhaus gegenüber doch etwas nicht in Ordnung.
    Was war das für ein Phänomen, mit welchem er es hier zu tun bekam?
    Die von anderen geschilderten rätselhaften Vorfälle… Jetzt das Verschwinden des Parapsychologen… und die Verwandlung eines Hauses in einen Totenschädel!
    Das konnte es einfach nicht geben!
    Lauf weg!, forderte eine warnende Stimme in ihm. Lauf iveg, so lange du es noch kannst!
    Es war die Stimme des Verstands. Aber die Stimme der Berufsneugier war stärker. Sie verlangte, dass er sich das Geisterhaus selbst anschaute.
    Er musste wissen, was hier gespielt wurde! Mit welcher Technik jemand versuchte, Menschen zu täuschen und zu

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