Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0718 - Geheimmission der Frauen

Titel: 0718 - Geheimmission der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zu. Sie versetzte dem Jungen eine Ohrfeige, die ihn schräg aus dem Stuhl riß, zwei Meter rückwärts schleuderte, mitsamt dem Möbel. Er brach über einem Tisch voller Geschirr zusammen. Das Klirren, seine Schreie und Flüche, der Aufschrei aus mehr als dreißig Kehlen und der berstende Tisch vermischten sich zu einem Geräuschorkan.
    Von rechts hinten schrie jemand drohend: „Packt sie! Sie ist krank!"
    Nayn wußte, seit sie den Fuß auf diesen Planeten gesetzt hatte, daß sie stärker war als jeder Terraner. Sie stand auf, packte den Tisch und schleuderte ihn zehn Meter weit in die Richtung der lautesten Schreier.
    Dann ging sie zur Tür. Niemand hielt sie auf, aber bei jedem ihrer Schritte waren der Lärm lauter und die Flüche drohender geworden. „Ruft die Polizei! Sie ist krank! Sie gehört weg!"
    Sie hatte sich verraten.
    Ausgerechnet ein Hund war schuld daran, daß ihre Tarnung zerbrochen war. Sie hatte sich und die drei anderen in Gefahr gebracht. Aber ausgerechnet dieser Hund war der Auslöser gewesen.
    Sie hatte die Tür erreicht, als sie bemerkte, daß niemand mehr saß.. Alle waren aufgesprungen und standen hinter den Lehnen der Stühle und den Tischen. Aus dem Wirrwarr von Kuchenresten, Servietten, zerbrochenem Geschirr und Plastiktrümmern wuchtete sich der blonde Junge hoch und kam, ein Stuhlbein in der Hand, auf sie zu. „Du bist krank", stammelte er und leckte sich das Blut von der Lippe. „Du bist wie dieser Schakal Reginald Bull. Und du willst dich mit mir verabreden. Ich kann nicht mit einer Kranken schlafen ..."
    Er kam auf sie zu und schwang den Prügel über seinem Kopf. Nayn zog sich weiter zurück, aber sie wollte sich so teuer verkaufen wie nur irgend möglich. Sie sah ein, daß sie einen schweren Fehler gemacht hatte.
    Aber nun war es zu spät. Sie blieb zwischen dem Türrahmen stehen, duckte sich, und als der junge Mann mit haßverzerrtem Gesicht auf sie eindrang, handelte sie blitzschnell.
    Der Knüppel sauste herab.
    Sie fing das Handgelenk ab, drehte es um hundertachtzig Grad. Ein kreischender Schrei gellte durch den Raum. Dann packte sie den Jungen am Gürtel und am Hals und warf ihn mit einem wuchtigen Schwung auf den Servierwagen mit dem Gebäck. Die Robotmechanik jaulte überlastet auf, als der Wagen acht Meter über den Boden raste, dabei fünf Tische und zwölf Stühle zur Seite rammte.
    Entsetzt sprangen die anderen Gäste zur Seite.
    Der Wagen raste durch den Raum, schwang hin und her, und dann krachte er in eine riesige Kühlvitrine, auf der die dampfende Kaffeemaschine stand.
    Ein langes, anhaltendes Klirren von zerschmettertem Glas. Das Krachen, mit dem Verdampferröhren rissen und aus den Verbindungen brachen. Die Kaffeemaschine wurde umgeworfen, eine riesige Dampfwolke breitete sich aus und verbrannte die Umstehenden.
    Nayn drehte sich herum und setzte zu einem Fluchtversuch an. Dann sah sie, daß sie verloren hatte.
     
    *
     
    Der Uniformierte zuckte zusammen, als der Körper an ihm vorbeiflog, sich überschlug und einen Stock tiefer gegen einen vorbeifahrenden Lastengleiter geworfen wurde.
    Der Polizist, durch zwei alarmierende Meldungen wachsam geworden, zog seinen schweren Dienstparalysator, stellte ihn ein und drehte sich langsam um. Er wollte sehen, wer dieses nutzlose Bündel Fell und Knochen durch die Luft geworfen hatte.
    Als er erfaßte, was geschehen war, sah er bereits, wie ein junger Mann auf einem Wagen durch das Lokal schlitterte und die Theke demolierte. Der Polizist hob den Arm, zielte auf die junge Frau und ging langsam zurück. Sie kämpfte wie ein Tier. Die Schreie aus der Cafeteria schienen ihm zu beweisen, daß man sie als Kranke identifiziert hatte.
    Als das schwarzhaarige Mädchen herumwirbelte, um zu fliehen, richtete er mit beiden Händen die schwere Waffe auf ihre Brust und drückte ab. Heulend fuhr der Lähmstrahl durch die Luft und schmetterte das Mädchen einen halben Meter vor der offenen Tür zu Boden.
    Dann winkelte der Polizist den Arm an und rief nach einem Gleiter, der eine offensichtlich Kranke abholen sollte, die in einem öffentlichen Lokal für dreitausend Solar Schaden angerichtet hatte.
    Er hatte Befehl erhalten, jeden Vorfall dieser Art so zu beenden, wie er es eben getan hatte. „Wir kommen sofort. Das ist schon die zweite an diesem Tag", kam die Antwort aus dem Minikom. Der Polizist war zufrieden. Er hatte nur getan, was seine Vorgesetzten ihm befohlen hatten. 5.
    Jocelyn, der Specht, stand ruhig neben seinem Gleiter.

Weitere Kostenlose Bücher