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0718 - Geheimmission der Frauen

Titel: 0718 - Geheimmission der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gesicht. Das Haar war grau und verfilzt, die Augen lagen in tiefen Höhlen. Der Bart wucherte, und als der Mann den zahnlosen Mund öffnete, wehte Terfy ein Geruch entgegen, der sie zurückschrecken ließ. Aber sie stand nicht auf, sondern fragte abermals: „Haben Sie Hunger ?"
    Der Greis richtete sich halb auf und lehnte sich krächzend gegen die warme Hausmauer. Er starrte sie aus rotgeränderten Augen verständnislos an. „Immer Hunger!" sagte er. „Alt und krank."
    Sie rüttelte weiter an seiner Schulter, starrte in die halbgeschlossenen Augen und sagte leise, aber eindringlich :„Sie bekommen Geld von mir. Sie können sich Essen kaufen!"
    Der Abglanz von schwachem Interesse erschien in dem verwüsteten Gesicht. „Kaufen? Geld?"
    „Ja", sagte sie und schaute sich um. Noch beachtete niemand die seltsame Gruppe. Es war auch nach etwa sechs Stunden Aufenthalt im inneren Stadtgebiet der erste und einzige Terraner in diesem Zustand, den sie entdeckt hatte. „Geld. Ich gebe Ihnen Geld, und Sie antworten mir."
    Er streckte eine unglaublich verschmutzte und verschorfte Hand aus. Ein halber Finger fehlte. „Bis jetzt versteckt. Sie bringen mich ins Stummhaus", sagte er. „Vielleicht habe ich noch ein paar schöne Tage."
    Mit zitternden Fingern zog Terfy einen Geldschein aus der Tasche und hielt ihn dem Greis hin. Die klauenartig gekrümmten Finger schnappten mit der Geschwindigkeit einer Maschine zu. Augenblicklich war der Zehnsolarschein verschwunden. „Frag mich."
    „Sind Sie gesund, oder sind Sie ein Kranker?"
    Der Alte riß die Augen auf und schien zu begreifen, was sie wirklich wollte. Er stammelte: „Ich bin einmal immun gewesen. Ein Kranker. Aber ich bin hier nicht mehr richtig. Ich weiß es nicht, wissen Sie?"
    Er tippte zitternd an seine Stirn und senkte stöhnend den Kopf. „Ich suche einen Immunen. Ich muß einen Immunen finden!" sagte Terfy leise. „Wo finde ich einen?"
    „Keinen in dieser Stadt. Alle geflohen!" war die stockende Antwort. „Geflüchtet? Wohin sind sie geflüchtet? Was muß ich tun, wenn ich auch flüchten will?" stieß Terfy hervor. Sie fühlte, daß sie dem Geheimnis ganz nahe war. Wenn es die anderen geschafft hatten, dann würde sie auch einen Weg finden. „Sie haben die Stadt verlassen", sagte der alte Mann. Er schien sich mühsam zu erinnern. „Wann?"
    Stöhnend und mit schmerzverzerrtem Gesicht schob sich der Alte höher an der Wand herauf. Er zuckte kurz mit der rechten Schulter. „Ich war damals noch viel jünger. Sie gingen in ein Schiff!" sagte er mühsam. Er keuchte, als er versuchte, sich aufzurichten. Terfy stand auf, griff nach den Armen des Greises und zog ihn in die Höhe. Zitternd und schwankend stand er da. „Sie waren viel jünger?" erkundigte sich Terfy in steigender Verwunderung. Das konnte nur bedeuten, daß die letzten Immunen die Stadt vor vierzig Jahren verlassen hatten. „Ja. Ich wollte auch flüchten. Aber ich kam zu spät. Ich habe mich immer versteckt. Bis heute."
    „Bedeutet das, daß Sie sich vierzig Jahre lang hier versteckt haben?" fragte Terfy Heychen verblüfft. Der Mann legte einen zitternden Arm um ihre Schultern und nickte unaufhörlich. Seine Kleidung verströmte einen unbeschreiblichen Geruch. „Ja. Bringen Sie mich weg. Ans Meer, ja?"
    „Ich kann nicht", erwiderte sie. „Wissen Sie nichts mehr ?„ „Nein!"
    Sie schleppten sich hundert Meter weit, entlang einer Schaufensterfront, bis in die Nähe der nächsten Querstraße. Terfy spürte das Ge-. wicht des alten Mannes kaum, aber sie ekelte sich vor seinem Aussehen und vor dem Gestank. Dieses menschliche Wrack konnte ihr auch nicht helfen. „Ein letzter Versuch!" sagte sie und blieb stehen. Sie packte den Alten an den Schultern und lehnte ihn gegen eine Säule. Sie zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. „Ich muß flüchten. Ich bin eine Immune, eine Kränke im Sprachgebrauch dieser Zeit. Sagen Sie mir, wie ich flüchten kann. Ich muß zu den anderen Immunen, hören Sie? Zeigen Sie mir den Weg, alter Mann!"
    Er atmete durch den Mund und nickte mehrmals. „Ich habe gehört", begann er leise und stockend und machte eine lange Pause. „Ich hörte etwas. Sie haben sich mit den Polizisten geschlagen. Und nachdem man sie verhaftet hat, dann ..." Der Alte blickte an Terfys Kopf vorbei und zuckte zurück. Er beendete seinen Satz flüsternd. „Dann hat man sie befreit, und sie verschwanden. Mehr weiß ich nicht. Die anderen sagen es."
    Angst kam in sein Gesicht. Langsam drehte Terfy

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