0718 - Geheimmission der Frauen
den Kopf und sah, daß zwei Polizisten, hinter denen ein Roboter schwebte, auf die Ecke zukamen. Die Männer musterten interessiert die beiden Gestalten, die zwischen den Säulen im Schatten standen. „Sie kommen!" flüsterte der Greis. „Sie haben mich! Jetzt ist alles aus. Die Freiheit..."
Die Polizisten kamen schnell näher. Sie sahen jetzt das ungleiche Paar und waren verwundert. Ein Terraner, der sich mit einem menschlichen Wrack abgab, war verdächtig. Und außerdem war dieser Mann so alt, daß er sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zu zeigen hatte. Er gehörte in ein Stummhaus. „Halt!" rief einer der Polizisten. „Stehenbleiben."
„Ich kann nicht mehr fliehen", sagte der alte Mann gebrochen und lächelte schmerzlich.
Terfy verkrampfte sich. Die beiden Uniformierten kamen von rechts und links auf den Alten und sie zu.
Der Robot hob die Waffenarme und schwebte an eine Position, von der aus er sämtliche Personen im Bereich seiner Linsen hatte. „Ausweise!" sagte der ältere Polizist und deutete auf den Alten. Langsam griff er nach dem Paralysator und entsicherte ihn. „Habe keinen. Seit dreißig Jahren!" sagte der alte Mann mit überraschend klarer Stimme. „Ihren Ausweis. Kodenummer. Wohnung."
Der Polizist blickte Terfy an. „Meine Ausweise sind im Mantel, und den habe ich in meiner Wohnung. Meine Kodenummer ist..."
Terfy nannte eine Zahlen- und Buchstabenkombination, deren Bedeutung sie aus den auswendig gelernten Unterlagen kannte.
Der Beamte sprach die Kombination in einen Recorder und murmelte: „Wir prüfen das nach. Was tun Sie hier? Warum halten Sie Kontakt mit diesem Abschaum?"
Terfy hob die Schultern, blickte den Alten an, der ein glückliches Lächeln in seinem verwüsteten Gesicht trug, dann musterte sie die Polizisten. Ein unbehagliches Schweigen entstand. Niemand rührte sich. Die Projektormündungen der Waffen deuteten auf die junge Frau. „Diesen Mann werden wir mitnehmen und der Verwaltung übergeben. Die Befehle lauten, daß diese Wracks in die Stummhäuser gebracht werden sollen."
„Geht in Ordnung", meinte der andere Polizist. „Das ist geklärt. Und Sie kommen ebenfalls mit, junge Frau. Warum arbeiten Sie nicht?"
„Weil... weil meine Arbeitszeit vorbei ist."
„Kommen Sie."
„Wohin?" fragte Terfy und dachte an die Waffe unter ihrem linken Arm. „Zum Gleiter."
Der Polizist stieß dem Alten die Waffe in den Rücken und trieb ihn vorwärts. Nicht brutal und rücksichtslos, erkannte Terfy, sondern gleichgültig. Sie waren Befehlsempfänger und taten nicht mehr und nicht weniger. Der andere Polizist griff Terfy am Arm und schob sie in die Richtung des Gleiters, der neben dem Fußgängersteig geparkt war. Terfy schüttelte den Arm ab, erinnerte sich an ihre Kraft und wartete auf ihren Augenblick.
Sie ahnte, daß sie in der Polizeistation ihre wahre Identität würde verraten müssen. Es durfte nicht so weit kommen. Aber da war der Roboter, der schneller war als sie und die Polizisten zusammen.
Sie wartete. Niemand sprach ein Wort, nur der Alte lallte unverständliches Zeug. Einer der Polizisten blieb neben dem Gleiter stehen, der andere öffnete die Tür. „Hineinsetzen."
„Warum bringen Sie mich zur Station?" fragte Terfy ruhig, als sie auf dem Beifahrersitz saß. „Weil Sie verdächtig sind, eine Kranke zu.sein. Nur ein Kranker beachtet einen Ausgesetzten. Niemand sonst. Aber das werden wir im Präsidium klären können."
Terfy nickte. Sie beherrschte sich hervorragend, aber sie sah ein, daß sie nur noch eine kurze Frist hatte.
Von dem Augenblick nämlich, in dem der Gleiter startete, bis zu der Sekunde, in der sie sich hinter den Mauern des Präsidiums befand.
Sie schätzte ihre Chancen ab, spannte ihre Muskeln an und handelte.
Ein Fußtritt schleuderte den Polizisten, der sich eben hinter das Steuer setzte, aus dem Gleiter und hinaus auf die Straße. Er überschlug sich, aber er fing seinen Fall kontrolliert ab. Der zweite Mann reagierte schneller und warf sich von hinten auf Terfy, aber ihr Ellbogen landete an seinem Kinn.
Der Gleitermotor heulte auf, die Maschine ruckte an und wurde nach vorn gerissen. Der Alte, der teilnahmslos neben dem Gleiterheck stand, wurde herumgewirbelt und umgerissen. Der zweite Polizist sackte zusammen, der Andruck preßte ihn in die Lehne.
Derjenige, der sich auf der Fahrbahn hochstemmte, gab eine Serie von Schüssen ab. Einer traf den Alten und schleuderte ihn wie ein nasses Bündel zu Boden. Der Robot hatte keinen
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