0719 - Myxins Henker
erscheinen würde. Es stand nur fest, daß er sich rächen wollte.
»Warum?« fragte Suko, »wendet er sich dann nicht direkt an dich, Myxin? Es wäre doch einfacher gewesen.«
»Für ihn nicht. Wäre er bei den Flammenden Steinen erschienen, hätte er verloren. Die Steine sind unser Refugium. Ich glaube nicht, daß er ihrer Kraft trotzen kann.«
»Da magst du recht haben.«
»Leider weiß ich nicht, wie und wann der Henker erscheinen wird. Wir müssen mit gewissen Tricks rechnen.«
Ich hob die Augenbrauen. »Kannst du ihn denn wenigstens beschreiben, damit wir ihn erkennen.«
Myxin lachte ziemlich freudlos. »Ich kann es natürlich, aber ob es etwas nützt, weiß ich nicht, weil ich davon ausgehe, daß er sich auch in einer Verkleidung zeigt.«
»Beschreibe ihn trotzdem, falls du ihn noch in deiner Erinnerung hast«, bat ich.
»Und ob ich den habe.«
In der nächsten Minute bekamen wir die Beschreibung eines Wesens geliefert, dessen Anblick schon Furcht einjagen konnte. Der Henker sah zwar aus wie ein Mensch, aber das besagte nichts, auch wenn er nun mal einen menschlichen Körper besaß.
»Ist er verletzbar?«
Myxin sah mich an. »Das kann ich dir nicht genau sagen. Bestimmt nicht so wie ein Zombie, auf den du mit einer geweihten Silberkugel schießt. Ich kann mir vorstellen, daß es andere Möglichkeiten gibt, aber die müssen zunächst einmal herausgefunden werden. Das ist nicht das Thema, John. Wichtig ist mir dieser Ronald F…«
»Eisner. Robert T. Eisner.«
»So heißt er also. Er ist meiner Ansicht nach ausgesucht worden. Man hat ihn schon unter Kontrolle und manipuliert.«
»Ein Zufall?«
»Leichte Frage, schwere Antwort«, sagte der kleine Magier. »Ich weiß es nicht, würde aber eher sagen, daß es kein Zufall ist. Diese Kräfte planen, sie überlassen nichts der Fügung. Er hat mir damals die Rache versprochen, er wird dieses Versprechen einhalten.«
»Welche Chancen siehst du, dem einiges entgegenzusetzen?« wollte ich wissen.
»Das ist schwer. Er kennt keine Gnade. Er wird raffiniert und gleichzeitig brutal vorgehen.«
»Wie meinst du das?«
»Ganz einfach, John. Es wird ihm nichts ausmachen, Unschuldige in seine Rache mit einzubeziehen. So kann er mich locken, so kann er mir ein schlechtes Gewissen aufoktroyieren. Käme er direkt zu den Steinen, wo ich mich aufhalte, hätte er keine Chance gehabt. Und das weiß er ganz genau. Also versucht er es auf die andere, die harte, die grausame Tour. Er wird Opfer wollen…«
»Ja, und ich spiele den Leibwächter für Eisner.«
»Das ist eine gute Sache.«
»Willst du mit?«
Myxin überlegte. »Das wäre nicht einmal schlecht. Andererseits will ich noch nicht auffallen. Ich stecke da wirklich in einer Zwickmühle. Ich habe mich dazu entschlossen, daß ich euch ins Vertrauen ziehe. Ihr wißt, daß ich da bin. Sollte es brenzlig werden, dann erscheine ich. Aus bestimmten Gründen möchte ich mich im Hintergrund halten. Würde er mich sofort sehen, könnte es zu einer Katastrophe kommen. Dann rastet er sicherlich aus. Er hat eben zu lange auf seine Rache warten müssen.«
Das klang einleuchtend. Dennoch fragte ich den kleinen Magier. »Du bist ihm dann nie mehr begegnet?«
»Nein, nie mehr. Nicht seit unserer Auseinandersetzung. Er war für mich begraben. Zudem hatte ich andere Sorgen. Ich wußte ja, daß der Kampf zwischen mir und dem Schwarzen Tod dicht bevorstand. So ist es dann ja auch gekommen, wie ihr wißt.«
Ja, wir wußten Bescheid. Der Schwarze Tod hatte Myxin besiegt, ihn aber nicht getötet, sondern ihn in der Tiefe des Meeres in einen magischen Schlaf versenkt. Nach mehr als zehntausend Jahren war der kleine Magier dann von uns befreit worden.
Damals noch ein Schwarzblütler, hatte er die Wandlung geschafft und stand nun auf unserer Seite.
»Dann ziehst du dich jetzt zurück?«
»Sicher.« Er sah sehr ernst aus. »Unterschätzt ihn nicht«, riet er uns zum Abschied. »Auch nach dieser langen Zeit bleibt er noch gefährlich. Nicht grundlos ist er der Henker des Schwarzen Tods gewesen.«
»Keine Sorge, Myxin, wir kommen schon mit ihm zurecht.« Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, da war der kleine Magier wieder verschwunden. Einfach so.
Ich hörte Suko leise fluchen. Als ich ihn anschaute, sah er aus, als wollte er mir an die Kehle springen. »Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«
»Da fragst du noch?« fauchte er mich an. »Sieh mich doch an, verdammt noch mal. Wie sehe ich aus? Ich bin ein Kind, mehr
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