Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

Titel: 0720 - Zwei Verdammte aus Aibon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht weit zu fahren. Das Haus lag auf der linken Seite und grenzte mit seiner Frontseite an einen schiefen Gehsteig, dessen Platten durch die Witterung verkantet waren.
    Ich stieg aus.
    Still war es in Terrymore. Nicht weit entfernt blieben zwei Männer stehen und schauten zu mir herüber. Vor Jahren, als noch die großen walisischen Bergwerke allesamt in Betrieb gewesen waren, da waren die Bewohner von Terrymore mit Bussen zu ihren Arbeitsstellen gebracht worden. Viele Zechen hatte man geschlossen, die kleinen Orte starben allmählich aus, weil sich die jüngeren Leute auf in die Städte machten, und so blieben meist nur die Alten zurück.
    Jessica Long hatte mir nicht allzu viel berichtet. Aber sie hatte davon gesprochen, daß es keine Tiere in Terrymore gab. Das fiel mir jetzt auf. Hunde sah ich ebensowenig wie Katzen, und das strahlende Wetter vom Tag zuvor war auch nicht mehr vorhanden. Es hatte umgeschlagen, der Himmel zeigte einen grauen Pelz.
    Die Pension war alt. Man hatte die Mauern sehr dick gebaut. Kleine Fenster, eine wuchtige Eingangstür, die bei genauerem Hinsehen Kratzspuren auf dem Holz zeigte. Ich erinnerte mich daran, was mir Jessica von dem Hund erzählt hatte, der mit seinen Krallen an der Außenseite herumgekratzt hatte.
    Ich konnte das Haus normal betreten. Ein warmer Vorraum nahm mich auf. Alles war klein und niedrig. Auch das Holz hatte bereits seine Jahre aufzuweisen.
    Links hing ein Geweih an der Wand. Einen ausgestopften Hasen sah ich ebenfalls, und mich glotzten zur Begrüßung die dunklen Glotzaugen eines ebenfalls ausgestopften Fuchses an.
    Mein Eintritt war gehört worden. Schritten klangen auf. Eine Tür öffnete sich knarrend.
    Vor mir stand eine Frau, die aussah wie fünfzig, aber noch nicht so alt war. Sie trug einen geblümten Kittel. Bevor ich noch etwas sagen konnte, begrüßte sie mich mit meinem Namen.
    »Sie kennen mich?«
    »Miß Long erwartet Sie doch.«
    Eine zweite Tür wurde geöffnet. »Ich bin hier, John.«
    Ich drehte mich um, dann lachte ich, und auch Jessica lachte, die mit vorgestreckten Armen auf mich zulief, so daß ich sie auffangen und an mich drücken mußte.
    Sie schmiegte sich in meinen Griff, küßte mich mehrmals und war froh, mich zu sehen. »Endlich, John, endlich! Die Zeit ist mir so verflixt lang geworden.«
    »Nun ja, ich habe getan, was ich konnte und hatte zudem noch Glück mit dem Verkehr.«
    »Das glaube ich dir.«
    »Und wie geht es dir, Jessica?« fragte ich.
    Für einen Moment schloß sie die Augen. Ihr weiches, sehr frauliches Gesicht bekam einen noch weicheren Ausdruck. »Jetzt geht es mir gut, John, ehrlich.«
    »Das freut mich.«
    Jessica trug eine rehfarbene Cordhose und einen beigen Pullover. Das wilde Blondhaar hatte sie zusammengerafft und zu einem Pferdeschwanz gebunden, damit es sie nicht störte. Sie nahm meine Hand und führte mich weg.
    »Wohin soll ich?«
    »Komm, ich will mit dir reden.«
    Wir betraten den Gastraum der Pension. Das heißt, es war keine Kneipe, mehr ein Wohnzimmer, in dem drei Tische standen. Es gab auch keine Theke, und als Stühle dienten kleine, alte, schon verschlissene Sessel. Wer etwas trinken wollte, konnte sich die Getränke aus dem großen Eisschrank holen, der an der Wand stand.
    Die Wirtin war uns gefolgt. Sie spürte jedoch, daß sie störte und meinte, um sich einen guten Abgang zu verschaffen. »Sie wissen ja, Miß Long, wo alles steht.«
    »Natürlich, Mrs. McGuire, danke. Aber einen Kaffee könnten Sie uns bitte bringen. Du auch, John?«
    »Da sage ich nie nein.«
    »Gern, ja. Ich setze ihn auf.« Die Frau verschwand, ließ uns allein zurück.
    Wir saßen uns gegenüber. Jessica legte ihre Hände auf meine Knie. Sie hob den Kopf und schaute mir in die Augen. »Geht es dir gut, John?«
    »Sicher.«
    »Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    Ich lachte und nahm ihre Hände in die meinen. Jessica trug keinen Schmuck. Ihre Finger waren lang, schmal und gepflegt. Wer sie sah, konnte sich kaum vorstellen, daß sie als Künstlerin mit vielen Materialien umging. Unter anderem auch mit Metall. »London ist wohl ein Pflaster, wo wir es nie schaffen.«
    »Da sagst du was, John. Dabei würde ein Anruf reichen.«
    »Schon. Nur mußt du bedenken, daß ich oft genug unterwegs bin. Und auch in London habe ich nicht gerade Urlaub.«
    Sie senkte den Kopf. Ein paar blonde Strähnen lösten sich und fielen in die Stirn. Sie wischte sie nicht weg. »Das weiß ich, John. Nun ja, jetzt sind wir ja zusammen.«
    »Gefallen

Weitere Kostenlose Bücher