0720 - Zwei Verdammte aus Aibon
sehr geholfen haben. Aber wir müssen noch einiges in Erfahrung bringen, wie Sie sich vorstellen können.«
»Ich weiß aber nichts«, sagte sie schnell.
»Abwarten. Es geht um diese Frau. Ich finde, daß sie eine wichtige Spur ist.«
»Man hat hier kaum mit ihr gesprochen.«
»Das glaube ich Ihnen gern, Mrs. McGuire. Aber Sie werden doch wissen, wo diese Person lebt. Sie… sie muß einen Unterschlupf haben, ein Haus oder…«
»Ja, das hat sie auch. Ein alter Bau in der Senke, wo der kleine Bach fast zu einem See wird. Dort lebt sie allein - angeblich. Das glauben wir nicht mehr. Wir haben eher das Gefühl, als wäre sie mit den beiden zusammen.«
»Ist das Haus weit von hier?«
»Nein, hier ist alles zusammen. Mit dem Auto kommen Sie schlecht hin, weil es keine direkten Wege gibt und das Gelände an manchen Stellen sehr schlammig ist. Es wäre wirklich besser, wenn sie zu Fuß gehen. Vorausgesetzt, Sie wollen hin.«
»Darauf können Sie sich verlassen«, sagte Jessica.
»Werden Sie uns aufzeichnen, welchen Weg wir nehmen sollen?« erkundigte ich mich.
»Das mache ich gern.«
Während sie zeichnete, flüsterte Jessica mit mir. »Sollen wir uns nicht zuerst die Grube anschauen? Es wäre doch möglich, daß wir auch dort auf die Frau treffen.«
»Kann sein. Wie komme ich dorthin?«
»Einen Teil des Weges können wir mit dem Wagen fahren. Den Rest gehen wir eben zu Fuß.«
Ich war einverstanden.
Mrs. McGuire streckte mir ihre Hand entgegen. Zwischen den Fingern klemmte die Zeichnung. »Es tut mir leid, Sir, aber ich kann nicht sehr gut malen.«
Ich schaute hin. Einige Punkte hatte sie markiert. Sie gab auch noch eine mündliche Erklärung, und ich steckte mir das Blatt ein. »Keine Sorge, das werden wir schon finden.«
»Und was ist dann?« flüsterte sie ängstlich.
Ich stand auf. »Dann werden wir weitersehen, Mrs. McGuire. Jedenfalls danke ich Ihnen für Ihre Hilfe…«
Sie nickte. »Wenn das nur gutgeht«, flüsterte sie…
***
Im Keller war es feucht und kalt. Eine Leiter führte nach oben. Sie endete vor einer offenen Luke, zu der die beiden Gestalten hin und wieder hochschauten, weil sie darauf warteten, daß Saskia erschien.
Sie waren hungrig…
Sie hockten im Keller, ödeten sich an. Hin und wieder fletschten sie die Zähne, ein Zeichen, daß sie gewillt waren, die Nahrung zu besorgen.
Ein alten Hund gab es noch, der aber war ihnen in der Nacht entrissen worden.
Das wurmte sie, das machte sie ärgerlich und haßerfüllt. Sie saßen in einem widerlichen Gestank.
Der faulige Geruch schien aus den Wänden zu dringen und ebenfalls aus ihren Körpern.
Der Aibon-Fluch hatte sie voll und ganz erwischt. Sie lebten jetzt in der Welt der Menschen, und sie mußten sich von dem ernähren, was diese Welt abgab.
Im Anfang hatten sie sich wohl gefühlt. Da hatten sie genügend Nahrung bekommen. Doch sehr bald änderte sich dies. Sie waren zu gierig gewesen, und einige Schäfer hatten ihre Herden auch so schnell wie möglich fortgetrieben.
Katzen und Hunde gab es nicht mehr, aber ihr Hunger war geblieben. Das wußte auch die Frau.
Es war seltsam, aber sie wurde von Kool und Rugan als Herrin anerkannt. Sie war schlauer als die beiden, sie fand immer Mittel und Wege, an Beute heranzukommen, und sie war ebenfalls eine Person, die mit den Menschen nichts mehr zu tun haben wollte.
Sie hatten sich zufällig getroffen. Das erste Mißtrauen und die erste Feindschaft wurde schnell begraben. Man hatte sich zusammengetan und bildete nun ein mörderisches Trio.
Saskia war auch auf die Idee mit der Grube gekommen, damit die Reste dort verschwinden konnten.
Sie hatte den Menschen im Dorf die Furcht eingejagt und von einem schlimmen Fluch aus der anderen Welt gesprochen, was nicht einmal gelogen war.
Rugan warf trockenes Holz in ein kleines Feuer. Die Flammen schlugen sofort höher und verteilten sich in breiter Front unter dem Boden der Schale, die über dem Feuer auf einem Dreibein stand. In ihr befanden sich die letzten Nahrungsreste, zu einer Suppe gekocht, aber die schmeckte ihnen beiden nicht. Sie brauchten das frische Fleisch und den Geschmack von Blut.
Beide hockten einander gegenüber. Und beide waren fast nackt bis auf die Lendenschürze. Um die Oberarme hatten sie noch Ringe gedreht, und Kool hatte seinen Körper mit weißer Kreide bemalt.
Vom Kopf bis zu den Füßen zog sich ein Netzmuster und bedeckte auch einen Teil der Pusteln und Geschwüre.
Saskia hatte ihnen versprochen, so schnell wie
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