0720 - Zwei Verdammte aus Aibon
möglich zurück zu sein. Dann wollten sie auch über gewisse Dinge reden, die ihren Hunger betrafen.
Die Tiere gab es nicht mehr.
Aber andere liefen herum.
Zweibeiner…
Sie würden alles nehmen.
Kool stand auf. Er dehnte seine Glieder, daß es knackte. Seinem Artgenossen hatte er schon genügend Vorwürfe gemacht, weil er es nicht geschafft hatte, den Hund zu holen. Er war groß genug gewesen, um für sie beide zu reichen.
Doch da war jemand dazwischengefahren. Eine Frau, eine fremde Person, von der auch Saskia schon berichtet hatte. Eine, die in der Gegend umherwanderte, und ihre Freundin Saskia hatte sie als harmlos eingestuft. Man hätte sie ihnen überlassen sollen…
Kool lehnte sich gegen die Leiter. Mit seinen langen, kräftigen Fingern umklammerte er eine der breiten Sprossen und brachte sein Gesicht so nahe heran, daß er den Eindruck machte, dieses Holz fressen zu wollen. So schlimm war es noch nicht. Aber er hatte etwas gehört und hob den Kopf an.
Da kam jemand.
Kool fletschte die Zähne. War es ein Fremder oder…?
Nein, es war kein Fremder. Ihre Freundin Saskia kehrte zurück. Sie hatte das Haus bereits betreten und schlug den Weg zur Luke hin ein. Kool verließ seinen Platz an der Leiter.
Auch Rugan hatte etwas gehört. Wie sein Artgenosse schaute auch er die Sprossen hoch.
Von oben herab kam Saskia Beaufort. Sie sahen ihre Füße, die Hose, dann den Oberkörper. Sie kletterte nicht ganz nach unten, sondern drehte sich und blieb auf der Leiter stehen, den Rücken gegen die Sprossen gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt.
In dieser Haltung schaute sie auf die beiden Hockenden herab wie eine Königin auf ihre Untertanen.
Sie sagte nichts, wartete nur ab, aber in den dunklen Augen lag ein gefährlicher Ausdruck. Als sie dann redete, machte sie sich selbst Vorwürfe.
»Ich hätte diese blonde Schlange töten sollen«, flüsterte sie. »Ich habe es nicht getan, und das war ein Fehler.«
»Warum denn?«
»Das will ich euch sagen. Sie ist keine normale Wanderin, sie ist eine Schnüfflerin. Ja, sie schnüffelt herum, und sie hat sich Verstärkung geholt. Ich war im Dorf, versteht ihr? Man hat mich nicht gesehen, aber ich habe sie gesehen und den Mann.«
»Wer ist er?« fragte Rugan.
»Ich kenne ihn nicht. Er kam mit dem Auto, aber sie wird ihm alles erzählt haben.«
»Sie kennt nur die Grube.«
»Das reicht schon. Wenn beide schlau genug sind, können sie sich etwas zusammenreimen.«
»Und was sollen wir tun?« fragte Kool.
Da lächelte Saskia. »Probleme sind dazu da, um aus der Welt geschafft zu werden. Noch wissen beide zu wenig. Wir aber sind im Vorteil. Wir können zuschlagen, wir können sie beobachten, wir können sie unter Kontrolle halten, und sie werden zu denjenigen gehören, die wir uns als erste holen.«
Beide aus Aibon Verdammte wußten, was sie meinte, und beide reagierten mit gleichen Bewegungen. Sie öffneten die Mäuler, ließen die Zungen kreisen und schmierten gelblichen Speichel auf ihr Lippen. Dabei gaben sie schmatzende Geräusche ab.
Saskia beobachtete es mit Befriedigung. Sie wischte eine Haarsträhne aus der Stirn und gab sich locker. »Es ist gut, daß ihr so handelt und denkt. Trotzdem können wir hier unten nicht bleiben. Die beiden werden fragen, auch Antworten bekommen und suchen. Sie werden meine Hütte hier finden, aber sie werden uns nicht finden.«
Kool stand auf. Seine pupillenlosen, runden Augen glotzten starr.
»Aber wo sollen wir denn hin?«
»Nach Terrymore.«
»Ahhh…« Er schrie auf und drehte sich herum. Für ihn war ein Traum in Erfüllung gegangen. Schon immer hatte er sich dort genauer umschauen wollen.
Rugan grinste. Er hockte noch am Boden und dachte daran, daß ihm der Hund entwischt war.
»Es sind keine Tiere mehr da«, flüsterte er.
Saskia hob die Schultern. »Stört uns das? Die Grube ist noch nicht voll.«
Beide lachten und bewegten ihre verdammten Mäuler. Saskia Beaufort sah dies nicht. Sie hatte sich gedreht und kletterte die Leiter wieder hoch. Der Keller war ihr zu ungemütlich.
Sie erreichten den großen Raum des alten Schäferhauses. Die Hütte bestand praktisch nur aus ihm.
Es gab noch einen kleinen Anbau, der als primitive Toilette diente.
Saskia verließ das Haus, blieb davor stehen und schaute gegen den Himmel.
Dieser Tag hatte nicht richtig hell werden wollen, was ihr sehr entgegen kam. Sie mochte lieber die grauen Tage, wo der Himmel aussah wie Blei.
Zudem war er fast vorüber. Es dauerte nicht
Weitere Kostenlose Bücher