0720 - Zwei Verdammte aus Aibon
gelungen, die Tür zu öffnen. Es war das Zimmer, in dem ihr einziger Gast wohnte.
Sie huschte hinein, drückte die Tür wieder zu, die sie nicht abschließen konnte, weil innen kein Schlüssel steckte.
Mein Gott, das war auch keine Sicherheit.
Er kam.
Er ging den Gang entlang.
Schritt für Schritt überwand er die Entfernung. Mit der Stange schlug er hin und wieder gegen die Wand. Sie hörte die dumpfen Laute, denn sie stand dicht hinter der Tür.
Er betrat das Nebenzimmer.
Obwohl die Wände ziemlich dick waren, bekam sie alles genau mit. Dieser Irre befand sich jetzt in ihrem Schlafzimmer. Er hatte die Tür wütend aufgerammt, schrie vor Enttäuschung, daß der Raum leer war und schlug mit der Eisenstange wütend um sich.
Er fing an, etwas zu zerstören. Wenn seine erste Wut verraucht war, würde er das Zimmer verlassen und den Raum daneben durchsuchen, wo Gladys wartete.
Konnte sie noch fliehen?
Als letzte Möglichkeit sah sie das Fenster an. Es öffnen und herausspringen, was natürlich das Risiko eines verstauchten oder gebrochenen Fußes in sich barg.
Nein, das war nicht so gut…
Er verließ den Raum wieder.
Da sah sie die Vase.
Sie stammte noch aus dem letzten Jahrhundert, war ein Erbstück und bestand aus sehr dickem Glas.
Da sie in Reichweite neben Gladys stand, brauchte sie nur anzugreifen.
Mit beiden Händen hielt sie das Gefäß fest und hob es an. Sehr hoch sogar und auch sehr günstig für einen Wurf. Zudem stand sie im toten Winkel der Tür. Bis der andere sie entdeckt hatte, würde eine gewisse Zeit vergehen.
Sie hatte so etwas noch nie getan. Es war durchaus möglich, daß der Mann starb.
Selbst darüber machte sie sich keine Gedanken.
Er rammte die Tür auf.
Sie wäre gegen Gladys geschlagen. Im letzten Augenblick konnte sie die Tür noch mit dem hochkant gestellten Fuß stoppen.
Der andere merkte das nicht.
Zwei Schritte weit ging er in das Zimmer hinein, bewegte den Kopf nach rechts und links, um es zu durchforsten.
Nach hinten schaute er nicht.
Und dort stand Gladys McGuire mit hocherhobenen, zitternden Armen und hielt die schwere Kristallvase fest.
Noch einmal Luft holen, dann der Schlag.
Sie wuchtete das Gefäß nach vorn und hatte den Eindruck, alles im Zeitlupentempo zu erleben. Die Vase donnerte gegen den Hinterkopf des Eindringlings.
Dort platzte etwas auf. Aus der Wunde sickerte eine dunkle Flüssigkeit, die sich wie ein träger Wurm über die blanke Kopfhaut bewegte. Der Mann selbst taumelte nach vorn. Er bekam noch mehr Schwung, und beinahe sah es so aus, als wollte er mit seinem blanken Schädel die Fensterscheibe einrammen.
Kurz davor fing er sich, brach in die Knie, während Gladys McGuire unbeweglich auf der Stelle stand und daran dachte, daß die Vase nicht einmal zerbrochen war.
Und was war mit ihm? Konnte ein Mensch einen derartigen Schlag überhaupt verkraften? Der mußte tot sein, dessen Schädel hätte zerschmettert sein müssen.
Nicht bei Rugan.
Er kniete noch immer. Er stützte sich mit seinen Händen ab. Sogar die Eisenstange hielt er noch fest. Den Kopf hatte er vorgebeugt. Aus seinem Mund drangen grunzende Geräusche, vermischt mit einem Klatschen, als die aus seinem Mund strömende Flüssigkeit auf den Boden tropfte.
Er ist nicht tot! schoß es der Frau durch den Kopf. Er ist nicht einmal bewußtlos, nur verletzt. Er ist kein Mensch, er kann einfach keiner sein, dieser… dieser…
Warum renne ich nicht weg? Warum verlasse ich das Zimmer nicht und versuche zu fliehen?
Es ging nicht. Die Frau stand unter Schock. Die Zeit kam ihr einfach zu lang vor, obwohl nur Sekunden vergangen waren. Ich muß doch weglaufen, ich…
Da bewegte sich der Verdammte!
Noch immer kniend drehte er sich um. Und aus seinem Maul drang ein tiefes Röhren. Es hörte sich schrecklich an, als hätte in seinem Innern ein Monster gegrunzt.
Auf dem blanken Schädel verteilte sich die Flüssigkeit und rann in zwei verschiedenen Richtungen auseinander.
Und dann stand er auf.
Mit einem Ruck schaffte er es, auf die Beine zu kommen. Dabei drehte er sich zu Gladys hin um.
Genau in diesem Augenblick wich der Schock. Sie sah wieder alles glasklar, sie wußte, daß sie sich in unmittelbarer Lebensgefahr befand, und jetzt zählte nur die Flucht.
Raus aus dem Zimmer.
Sie schnellte herum, sah die offene Tür vor sich, dahinter den Gang und bekam nicht mit, wie der Verdammte seine rechte Hand hob. In ihr hielt er die Stange.
Er schleuderte sie.
Die Frau sprang aus dem
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