0721 - Die Stimmen der Toten
Sombreronebel aufzunehmen. Inwieweit dieser Versuch inzwischen gediehen war, wußte ich nicht, denn schon am 4. Oktober war ich mit drei Ultraschlachtschiffen zur zweiten Hilfsaktion für die Neue Menschheit gestartet.
An diesem Tag flog ich mit der PARACELSUS, der SVEN HEDIN und der CHRISTOPH KOLUMBUS aus der Provcon-Faust. Ich bekam den Auftrag, Lookout-Station anzufliegen und den Kontakt mit den Maahks aufzunehmen.
Unser Start lag nun schon über eine Woche zurück.
Volle fünf Tage hatten wir allein für eine Schleichfahrt durch die Galaxis nach M-13 benötigt.
Mir war sehr daran gelegen, den Verbänden des Konzils in weitem Bogen auszuweichen und möglichst unentdeckt zu bleiben.
Denn seit Leticron als Erster Hetran abgesetzt war und der junge Maylpancer dieses Amt innehatte, wehte ein neuer Wind durch die Galaxis. Zumindest gab es einige Anzeichen dafür, daß Maylpancer hart durchzugreifen gedachte.
Es kostete den Kosmonauten der drei Ultrariesen einiges navigatorisches Geschick und uns allen eine Menge Schweiß, bis wir M-13 erreichten. 'Dort mußte ich wohl oder übel einer 24 stündigen Rast zustimmen, um die technischen Geräte der drei Raumschiffe überprüfen zu lassen und abzustimmen, bevor wir den Sprung über 400000 Lichtjahre bis zum ersten Weltraumbahnhof der Maahks in Angriff nahmen.
Denn trotz der immensen Leistungsstärke der hochgezüchteten Kompakt-Warings, sind 400 000 Lichtjahre kein Katzensprung, und schon die geringste Kursabweichung ergibt in der Endabrechnung eine Differenz von einigen Stellenwerten.
Jedenfalls war der 24 stündige Aufenthalt in M-13 ausgefüllt mit harter Arbeit, bei der nicht nur die Techniker und Mechaniker, sondern auch die Mathelogiker und Navigatoren bei der Kursberechnung ins Schwitzen kamen.
Als die drei Kapitäne der Ultraschlachtschiffe jedoch verlangten, im Gebiet der Hundertsonnenwelt der Posbis Zwischenstation zu machen, lehnte ich das kategorisch ab, indem ich von meiner Befehlsgewalt als Expeditionsleiter Gebrauch machte.
Es war zum erstenmal, daß ich mich darauf berief, und ich tat es nur deshalb, um nicht so knapp vor dem Ziel etwa doch noch den Laren oder den Überschweren in die Hände zu laufen.
Mir ging es nur darum, meinen Auftrag so risikolos und schnell wie möglich auszuführen.
Und ich war froh, daß wir unser Ziel nach so relativ kurzer Zeit und ohne Zwischenfälle erreichten, wenn auch eine nagende Ungewißheit an mir zehrte.
*
Die PARACELSUS stieß als erstes Schiff in den Normalraum zurück.
Dann tauchten auf den Bildschirmen der Galerie über dem hufeisenförmigen Kommandopult auch die CHRISTOPH KOLUMBUS und die SVEN HEDIN auf - in dieser Reihenfolge.
Keines der Ultraschlachtschiffe verlangsamte seine Fahrt, denn ich hatte angeordnet, bei der ersten Feindortung sofort wieder in den Linearflug überzugehen.
Die Autopiloten waren entsprechend programmiert.
Als die Alarmsirene stumm blieb und auf dem Panoramabildschirm auch nicht wieder das verwaschene Nichts des Linearraums auftauchte, atmete ich erleichtert auf.
Das zeigte zumindest, daß wir nicht unmittelbarer Gefahr waren und uns genügend Zeit verblieb, genauere Fernortungen anzustellen. „Scheint ja alles glatt wie bei einer Vergnügungsreise zu gehen Kommandant", sagte ich im Plauderton, als ich das Kommandopult erreichte. Macco Rome war mit seinen 130 Jahren einer der wenigen Terrageborenen an Bord. Ich hätte wetten können, daß er einst seinen Namen aus Gründen der Sentimentalität angenommen hatte - denn er war in Rom geboren.
Er selbst bestritt das, und wenn man ihn so ansah, war man geneigt, ihm zu glauben.
Er war klein und drahtig, hatte ein zerfurchtes, verkniffenes Gesicht, in dem man nie eine Gefühlsregung erblickte - es sei denn, er bekam einen seiner gefürchteten Wutanfälle. Dann kuschten sogar Ertruser.
Sein Kopf verschwand fast unter der SERT-Haube - ja, er war ein Emotionaut. Und zwar einer der besten aus der Provcon-Faust. Es wird sogar behauptet, daß es ihm vor einigen Jahrzehnten einmal gelungen war, eine Korvette ohne die Hilfe eines Vakulotsen in die Provcon-Faust einzufliegen und unbeschadet auf Gäa zu landen. Das halte ich jedoch für pures Raumfahrergarn - ohne Romes Tüchtigkeit deshalb schmälern zu wollen. Als ich ihn ansprach, reagierte er überhaupt nicht darauf und tat so, als nehme ihn die Navigation der PARACELSUS völlig in Anspruch, obwohl es für ihn ein Kinderspiel sein mußte, das Schiff durch den Leerraum zu
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