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0721 - Die Stimmen der Toten

Titel: 0721 - Die Stimmen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geschichten über Sie gar nicht, die man sich auf Gäa erzählt? Ist es etwa erstunken und erlogen, daß Sie auf Mars als Kalteen Marquanteur die baldige Ankunft des Vhrato verkündeten?"
    Als wir an einem Einstieg vorbeikamen und das Licht aus dem Korridor auf ihn fiel, erkannte ich, warum sein Gesicht so glatt war. Er trug eine primitive Biomolplast-Maske.
    Damit hörte sich der Spaß auf. Wenn die Vhrato-Hysterie solche Formen annahm, daß sich Geheimbünde bildeten, deren Mitglieder aus der Anonymität heraus agierten, dann war das alarmierend.
    Ich sprang beim nächsten Ausstieg aus und wartete, bis der andere auf meiner Höhe war.
    Dann sprang ich wieder in den Schacht und riß ihm die Maske vom Gesicht.
    Ein Jungengesicht mit fanatisch glühenden Augen starrte mir entgegen. Er konnte tatsächlich nicht viel älter als zwanzig sein. „Haben Sie nichts Besseres zu tun, als bei einem Großalarm in dieser Maskerade herumzulaufen?" herrschte ich ihn an. „Ich komme immer noch rechtzeitig auf meinen Posten im Maschinenraum", erwiderte er trotzig. „Vorher muß ich aber erfahren, wo Sie stehen, Ronald Tekener. Glauben Sie daran, daß der Vhrato bald kommen wird, um die Völker der Milchstraße vom Joch des Konzils zu befreien?"
    „Darüber können wir uns unterhalten, wenn Sie Ihren Beitrag zur Befreiung der Menschheit geleistet haben", sagte ich. Während wir im Antigravlift höher schwebten, warf ich einen Blick auf seine Erkennungsmarke und las seinen Namen. „Ambras Kotjin. Den Namen werde ich mir merken. Und jetzt machen Sie, daß Sie auf Ihre Station kommen."
    Ich stieß ihn einfach durch den nächsten Ausstieg. Er schrie vor Überraschung auf und rief mir dann eine Reihe von Verwünschungen nach. Sie hätten mich allesamt kalt gelassen, wenn er nicht auch Grek-24 beschimpft hätte. „... alle Mucys sind Synthos ohne Existenzberechtigung. Und diese Karikatur von einem Maahk bildet darin keine Ausnahme ..."
    Sein Geschimpfe verhallte, aber Grek-24 mußte seine Worte gehört haben. Da ich wußte, wie sensibel Multi-Cyborgs sein konnten, wollte ich mich für das Benehmen des jungen Technikers entschuldigen.
    Aber Grek-24 überspielte die Situation. „Du hättest den Mann nicht so hart anzufassen brauchen, Tek", sagte er über die Außensprechanlage seines Druckanzugs. „Bisher war ich der Ansicht, daß der Glaube an den Befreier, den man Vhrato nennt, viel zur Kampfmoral der Menschen beiträgt. Trotz ihrer aussichtslosen Lage bleibt ihnen die Hoffnung auf die Freiheit. Und selbst wenn der Vhrato ein Produkt abergläubischer Phantasie wäre, der Glaube an ihn macht die Menschen stark.
    So habe ich es bisher gesehen."
    „Ganz deiner Meinung, Grek", stimmte ich zu. „Aber bei manchen wirken sich Hoffnung und Glaube falsch aus. Sie legen die Hände in den Schoß und warten auf ihre Befreiung. Und damit bin ich nicht einverstanden. Ich verstehe gar nicht, daß du für den Mann Partei ergreifst. Du hättest guten Grund, ihm zu grollen."
    „Du meinst, weil er mich einen Syntho genannt hat?" Er gab einen Laut von sich, der das maahkische Gegenstück zu einem Seufzer sein mochte. „Bin ich das nicht - ein synthetisches Geschöpf?"
    „Grek..."
    Ich verkniff mir die Worte, die mir auf der Zunge lagen. Es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, diese Probleme zu diskutieren. Grek-24 und ich, wir hatten uns oft genug darüber unterhalten.
    Als ich ihn vor fünfzehn Jahren aus dem Tief schlaf geweckt und ihm gesagt hatte, daß es für ihn eine Möglichkeit zum Überleben gab, da warnte ich ihn gleichzeitig.
    Ich sagte ihm, daß er einen künstlichen Körper erhalten könne, der dem seinen ebenbürtig, wenn nicht überlegen wäre. In diesem Körper, der dem eines Maahks entsprach, konnte sein Gehirn weiterleben.
    Damals wurden mit den ersten Multi-Cyborgs auf Gäa auch die ersten Gesetze zu ihrem Schutz erlassen. Diese sollten garantieren, daß Multi-Cyborgs als vollwertige Intelligenzwesen anerkannt und in die menschliche Gesellschaft integriert wurden. Denn kein Mucy sollte jemals das Gefühl haben, ein minderprivilegierter Außenseiter zu sein.
    Während ich Grek-24 die gesetzliche Anerkennung zusichern konnte, mußte ich ihn aber gleichzeitig davor warnen, daß es in der menschlichen Natur liege, mitunter Verachtung für das zu empfinden und zu zeigen, was außerhalb der Norm lag. Grek-24 hatte mein Angebot angenommen. Sein Argument, daß Maahks kaum Emotionen und Gefühle kannten und mehr verstandesmäßiger

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