0721 - Stärker als der Teufel?
Und wenn ich dir gegenüberstehe, werde ich dich zerstören. Es sei denn, du ziehst dich dorthin zurück, wo es auch für dich so leicht keine Wiederkehr gibt.«
Asmodis blieb noch immer unsichtbar und auch sehr gelassen. »Du willst es also wirklich darauf ankommen lassen?«
»Deshalb bin ich hier.«
»Gut. Ich hätte dir sonst noch die Chance gegeben, dich an meine Seite zu stellen.«
»Ach!« rief sie laut und überdeutlich. »Vergiß es doch. Vergiß deine Annäherungsversuche. Wir werden niemals zusammenkommen, hast du gehört? Niemals…«
»Ja, das denke ich auch.«
»Deshalb will ich es jetzt und hier austragen, Asmodis. Laß uns nicht mehr warten, wir beide wissen Bescheid. Einer von uns ist zuviel auf der Welt.«
Asmodis gab keine Antwort. Die Frau wußte auch nicht, ob er sich zurückgezogen hatte, eines jedenfalls war geblieben.
Das leise Zischen!
Und es verstärkte sich, je mehr Sekunden vergingen. Es hörte sich an, als würde es durch mehrere Öffnungen in diesen unheimlichen Raum strömen, wobei Yannah sehr gelassen blieb, sich aber in der Dunkelheit bewegte, da sie sich kampfbereit machen wollte.
Sie kannte Asmodis, sie hatte selbst Kontakt mit ihm aufgenommen, aber nur, um ihn hereinzulegen. Bisher hatte der Teufel die Menschen hereingelegt. Jetzt war es umgekehrt. Nun war der Mensch soweit, daß er den Satan hereinlegen konnte.
Und das freute sie.
Bisher war das Zischen nur hörbar gewesen, das blieb auch dabei, aber es änderte sich trotzdem etwas.
Die Dunkelheit wich an bestimmten Stellen zurück. Es waren vier Orte, wo sie sich zurückzog, so daß einiges diesem Refugium sichtbar wurde.
So auch der neblige Qualm, der Yannah aus vier verschiedenen Richtungen entgegenströmte.
Er wölkte über den Boden, war dicht und ätzend. Er schimmerte in einem Grüngelb, und er schien aus zahlreichen Teilen zusammengesetzt zu sein. In der Tat bewegten sich innerhalb der Wolken zahlreiche Gesichter und Fratzen. Dämonenhafte Zerrbilder mit gewaltigen Augen, riesigen Rachen und mächtigen Zähnen.
Yannah kannte die Tricks der Hölle. Sie wußte, daß es der Anfang war, daß diese Fratzen noch harmlos waren, solange sie sie nicht erreicht hatten.
Dann materialisierten sie, verwandelten sich in feste Monstren, die einen Menschen zerreißen konnten.
Yannah hielt dagegen. Sie freute sich darauf. Sie lachte und sagte: »Bon, Asmodis, der Kampf beginnt…«
***
Mit einem langen Schritt war sie zur Seite getreten, drehte sich dann geschmeidig wie eine Tänzerin. Wieder erklang das Klirren, dann schleuderte sie etwas Rundes, Goldenes durch die Luft, das sie sehr raffiniert angeschnitten hatte, um eine bestimmte Flugrichtung zu erreichen. Es war ein goldener Ring, der in den fauchenden Nebel hineinfuhr und die Gesichter zerriß, als wären sie von mehreren Messern zugleich zerschnitten worden.
Der Ring war schnell. Er bewegte sich in einem großen Kreis. Wie ein Bumerang jagte er wieder zurück in die auffangbereite Hand der kämpfenden Frau.
Nichts war mehr da.
Nur die Dunkelheit lastete über diesem Refugium des Satans. Kein Zischen, kein Qualm, kein Nebel oder Dampf.
Der Teufel hatte sich zurückgezogen, nachdem der erste Angriff abgeschmettert war.
Yannah schwenkte triumphierend ihren goldenen Ring. »Mehr hast du nicht zu bieten?« rief sie in das Dunkel hinein. »Du enttäuschst mich, Asmodis. Das waren Kindereien, ebenso leicht durchschau- wie zerstörbar. Nein, das kann nicht wahr sein, das glaube ich einfach nicht.« Ihre Stimme hatte sich bei den letzten Worten verändert. Sie war hallend geworden, als hätte sie in ein Mikrofon gesprochen, an das mehrere Lautsprecher angeschlossen worden waren.
Auch ein Trick des Teufels, denn er konnte sein Reich verändern, konnte es verkleinern, vergrößern, zusammenziehen, auseinanderzerren und zerstören.
»Was ist denn, Asmodis?«
Sie tanzte auf der Stelle, spielte mit den Ringen, die sie um ihre Hand- und Armgelenke kreisen ließ, wobei sie sich immer wieder berührten und eine klingende Melodie spielten.
Jemand schrie!
Yannah schrak zusammen.
Im ersten Augenblick war sie irritiert. Dann sah sie über sich einen gewaltigen Himmel, der dunkelrot glühte. An ihm zeichnete sich ein Gesicht ab, das dem ihren glich. Es war eine monströse Fratze, gebildet und erschaffen aus unzähligen hellen Punkten, die sich zu Linien und Kurven vereinigten und eben dieses Gebilde schufen.
Von verschiedenen Seiten her drangen Blitze auf die Frau ein, die
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