0722 - Böser Zauber in Montmartre
und so geheimnisvoll funkelte wie eine Welt für sich. Der Stuhl, in dem Yannah stets ihren Platz fand, hatte eine hohe Lehne, die bis über ihren Kopf reichte. Er war aus Metall gefertigt, aber durch Lederkissen weich gepolstert.
Der Klient musste ihr gegenüber Platz nehmen, was auch Suko tat. Sehr vorsichtig setzte er sich in den schmalen Stuhl und hörte, wie unter seinem Gewicht das Leder zusammengedrückt wurde.
Yannah lächelte ihn an.
Ihr Gesicht hatte sich verändert, weil auf der Haut Lichtreflexe schimmerten. Sie sah aus, als wäre sie eine Sternenprinzessin, die irgendwann aus dem All zu Besuch gekommen war und sich entschlossen hatte, auf der Erde zu bleiben.
Dass sie etwas nervös war, erkannte Suko. Tief atmete sie ein und aus. Ihre Brüste bewegten sich unter den breiten Hosenträgern, und das rote Haar stand von ihrem Kopf ab wie eine aufgesetzte Perücke.
Suko kam sich im Vergleich zu ihr noch kleiner vor. Es mochte auch an der Unterlage liegen, die er durch sein Gewicht eingedrückt hatte.
Yannah atmete noch immer laut. Ihre Handflächen lagen flach auf den Oberschenkeln, und sie wirkte wie jemand, der vor einer gewaltigen Aufgabe stand.
»Geht es dir nicht gut?«, erkundigte sich Suko leise.
»Nicht besonders.«
»Ich kann es mir denken.«
Sie lächelte knapp. »Du bist lieb, aber ich habe mich nun einmal entschlossen, dieses Risiko einzugehen und mich gewissermaßen wehrlos zu machen.«
»Kannst du das genauer erklären?«
»Sicher, Suko. Gehen wir davon aus, dass Asmodis uns findet, und das wird er bestimmt. Ich möchte ihm eine Falle stellen. Ich will ihn fangen und ihn dann zwingen, dass er dir deine alte Gestalt zurückgibt. Verstehst du?«
»Ja. Nur habe ich das nicht begriffen.«
»Kann ich mir denken«, sagte sie nickend. »Sagen wir so: Ich werde mich wehrlos machen.«
»Das heißt, du trennst dich von den Ringen?«
»Richtig.«
Suko schluckte. Er wagte kaum, noch eine weitere Frage zu stellen, denn er wusste genau, welches Opfer sie damit einging. Die Ringe waren ihre Lebensversicherung. Wenn sie die ablegte, konnte der Teufel sie töten.
Sie lächelte ihn an. »Hast du etwas?«
Suko hob die Schultern. »Warum tust du das?«, flüsterte er.
»Wollen wir nicht beide, dass der Teufel einen Dämpfer erhält? Willst du ihn nicht ebenso ausschalten wie ich?«
»Ja, aber…«
Sie stand auf. »Kein Aber, Suko. Noch haben wir Zeit, um ihn in die Falle laufen zu lassen.«
Suko blieb sitzen. Er konnte sich nicht erheben. Seine Glieder waren bleischwer geworden. Noch immer war es ihm nicht möglich, über gewisse Dinge klar und logisch nachzudenken. Dass diese fremde junge Frau so etwas für ihn tat, das wollte nicht in seinen Kopf. Schließlich kannte er sie erst seit wenigen Stunden. Zudem war er noch gekommen, um sie zu ermorden, und jetzt wollte sie alles für ihn tun.
Yannah schien seine Gedanken zu erraten. Sie strich über seinen Kopf und lachte dabei. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Auch ich besitze gewisse Kenntnisse. Nicht umsonst werde ich als weiße Hexe von Montmartre bezeichnet.«
»Was sind wir gegen den Teufel?«
»Ich bitte dich, Suko. Gemeinsam sind wir stark. Willst du jetzt kneifen?«
»Auf keinen Fall.«
»Dann lass mich machen.«
Sie hatte sich bereits von Suko entfernt und bewegte sich zwischen den aufgestellten Lichtkerzen hindurch, auch wenn der Raum manchmal sehr eng war.
Suko schaute ihr nach. Er sah, wie sie beide Arme schlangengleich bewegte und den Ringen so die Chance gab, in ihre fangbereiten Hände zu rutschen.
Sie wollte es tatsächlich tun. Das begriff Suko nicht. Es war kein Bluff, und er fühlte sich wie jemand, der auf der Sitzfläche festgeklebt war. Seiner Kehle war wie ausgetrocknet, sie war rau geworden, und auf seinen Handflächen lag der Schweiß.
Yannah schien es super zu gehen. Sie summte einige Melodien vor sich hin. Vielleicht schauspielerte sie auch nur, um Suko zu beruhigen, der nichts tat und ihr nur zuschaute.
Ein verrückter Vergleich schoss ihm durch den Kopf. Yannah bewegte sich so wie jemand, der vor einem Weihnachtsbaum steht und nach den richtigen Stellen sucht, um ihn zu schmücken. Nur hielt sie den Kopf gesenkt, und ihre Blicke glitten über den Boden, weil sie für die großen Ringe genügend große Zwischenräume suchte, wo sie sie deponieren konnte.
Den Ersten hatte sie gefunden.
Suko sah das Blitzen, als sie den Ring noch einmal anhob. Dann legte sie ihn zu Boden.
Den Zweiten drapierte sie
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