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0722 - Böser Zauber in Montmartre

0722 - Böser Zauber in Montmartre

Titel: 0722 - Böser Zauber in Montmartre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kind wie du wohl als Mann aussieht.«
    Da musste Suko schlucken. »Das kann ich dir nicht sagen. Sollte es jemals dazu kommen, dann hoffe ich doch sehr, dass du von mir nicht allzu stark enttäuscht bist.«
    »Bestimmt nicht«, erwiderte sie.
    ***
    Montmartre am späten Abend!
    Im Sommer voll, sogar übervoll, im tiefen Herbst aber und bei einem kalten Wind leer wie ein gewaltiges Übungsgelände, das von Soldaten verlassen worden war.
    Wenigstens dort, wo ich herging. Um diese Zeit waren die Touristen längst verschwunden, und da stand Sacre Coeur oben auf dem Hügel, schaute hinab, als würde sich die Kirche lächelnd darüber freuen, dass dieses Stadtviertel wieder den Menschen gehörte, die hier auch lebten und Montmartre diese unverwechselbare Patina verliehen.
    Natürlich waren die Straßen nicht völlig leer. Aber den Menschen, denen ich begegnete, schenkte ich kaum einen Blick, und sie ließen auch mich in Ruhe.
    Für meinen Geschmack herrschte eine ungewöhnliche und seltsame Atmosphäre innerhalb des Viertels. Ich suchte nach einem Ausdruck dafür. Mir fiel der Begriff Montmartre-Magie ein. Es war nichts zu sehen, sondern nur zu spüren.
    Die Luft war mit ungewöhnlichen Düften angereichert. Hin und wieder hatte ich den Eindruck, als würden über den Himmel Blitze oder Feuerzungen huschen.
    Das war durchaus möglich, denn wenn der Teufel unterwegs war, zeigte er sich auf verschiedene Weisen. Oftmals machte er sich einen Spaß daraus.
    Viele Wohnungen und Häuser wurden noch durch Kohleöfen beheizt. Aus den Kaminen krochen die grauen Schwaden hervor, als würden sie sich nur allmählich ins Freie tasten. Sie verteilten sich und sorgten für einen bestimmten Geruch, den ich aus meinen Kindertagen kannte, als man auch in London noch viel mit Kohle heizte.
    Er war nicht direkt unangenehm, aber man musste sich doch erst an ihn gewöhnen.
    Ich ging eine Treppe hoch. Davon gab es viele in Montmartre, das in diesem Fall an Venedig erinnerte. Am Ende der Treppe erreichte ich einen winzigen Platz mit einem noch winzigeren Brunnen, der kein Wasser mehr spie. Hausmauern umgaben den Platz wie düstere Kulissen.
    Vor dem Brunnen hockte ein junger Mann. Der Schlafsack lag neben ihm. Er aß ein Stück Brot und schaute erst hoch, als meine knirschenden Schritte dicht vor ihm verstummten.
    »Hast du Hunger?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Aber ich, Bruder. Ich war unterwegs. Komme aus dem Süden, will weiter, immer weiter…«
    »Kennst du dich hier aus?«
    »Ein wenig.«
    Ich erklärte ihm mit dürren Worten, welches Ziel ich suchte, denn ich hatte mich leicht verlaufen, trotz der Zeichnung. Er aß erst seinen Mund leer, dann fing er an zu reden.
    Ich hörte genau zu und stellte fest, dass ich mich kaum verlaufen hatte. Bis zu meinem Ziel waren es nur wenige Schritte. Die nächste Gasse links, da war es.
    »Merci«, sagte ich.
    Er winkte mir zu. »Macht nichts.«
    Dann ging ich.
    Die Gasse war still und leer. Hier passte auch kein Bus durch. Sie führte leicht bergan. Die alten Häuser klebten nebeneinander, zudem war es eine Einbahnstraße, und wer sein Auto hier geparkt hatte, durfte sich nicht wundern, wenn ihm der Spiegel abgefahren wurde.
    Hausnummern sah ich nicht. Über den Fassaden schwamm die Dunkelheit. Es brannten nur wenige Lichter. Auf einem Außenbalkon stand ein kleines Mädchen und warf mit Murmeln nach mir, ohne mich allerdings zu treffen. Wenn die kleinen Kugeln aufklatschten, hörte es sich an, als würden Regentropfen in eine Pfütze klatschen.
    Ich ging weiter. Ob das Haus auf der rechten oder linken Seite lag, war mir nicht bekannt. Ich wanderte an der linken entlang und hoffte, damit Glück zu haben.
    Aus einer offenen Tür strömte Licht. Es verteilte sich wie dünnes, schwebendes Wasser auf dem rissigen Pflaster. Ich steuerte dieses Ziel an, tauchte in einen Hausflur, ging zwei Schritte und hörte neben mir ein hartes Räuspern.
    Dann öffnete sich eine Klappe. Dahinter erschien das böse wirkende Gesicht einer Frau.
    »Wo wollen Sie hin, Monsieur?«
    »Zu Yannah. Wissen Sie, ob sie hier wohnt?«
    »Warum?«
    Ich beugte mich vor. Aus der Luke und an ihr vorbei strömte ätzender Knoblauchgeruch. »Wissen. Sie, Madame, ich komme nicht, um Yannah etwas anzutun. Ich bin kein Sittenstrolch. Ich möchte einfach nur mit ihr sprechen, das ist alles.«
    Sie schaute mich an.
    Zuerst ins Gesicht, dann tasteten ihre Blicke meinen Körper ab. Schließlich hob sie die Schultern.
    »Dass Sie kein Killer sind,

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